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03.06.2006 Mannschaft

Zebra: Die Bilanz einer Saison

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Am Anfang und am Ende der Saison 2005/2006 holten die Zebras jeweils einen Titel - zwischen den Triumphen musste das junge Team jedoch auch tiefe Rückschläge einstecken.
Die Titeljagd beginnt Ende August 2005 in München: Im Supercup-Finale schlagen die Zebras die Erzrivalen aus Flensburg mit 36:34 (15:19) - das Ende einer Respekt einflößenden Negativ-Serie im schleswig-holsteinischen Duell sollte Signalwirkung für die gesamte Spielzeit haben.

Eine Woche später starten die Zebras in Hamburg in die Bundesliga-Saison. Am Ende von hart umkämpften 60 Minuten gewinnen die Kieler in der ColorLine-Arena mit 23:20, wobei Trainer Noka Serdarusic erstmals alle fünf Neuzugänge einsetzt. Es folgen weitere vier Bundesliga-Siege, ehe die Zebras der erste Rückschlag Ende September ausgerechnet in Flensburg ereilt.

Frode Hagen sorgte für die Wende im Pokalspiel gegen Flensburg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Frode Hagen sorgte für die Wende im Pokalspiel gegen Flensburg.
Dort verliert man das Bundesliga-Duell klar mit 33:39 und wird dabei zeitweise an die Wand gespielt. Nur wenige Tage später bekommen die Zebras aber die Chance auf Rehabilitation: Im DHB-Pokal treffen die Rivalen schon wieder aufeinander. Zur Pause liegen die Kieler erneut deutlich zurück, ehe die Stunde Frode Hagens schlägt: Sieben Tore erzielt der Norweger, führt sein Team gemeinsam mit Nikola Karabatic und Mattias Andersson aus der Krise und zu einem begeisternden 35:32 nach Verlängerung.

Kurz darauf Ungewohntes: In Plock verlieren die Zebras das Champions League-Gruppenspiel, müssen so bis zum letzten Spieltag um den Gruppensieg zittern, der durch einen hart erkämpften Erfolg in Kolding letztlich aber doch gelingt.

Der DHB-Pokal eröffnet die ersten "Wochen der Wahrheit": Gegen den TBV Lemgo entwickelt sich ein rassiges Spiel, an dessen Ende völlig ausgelaugte Spieler stehen. Kim Andersson mit neun und Vid Kavticnik mit 12/4 Toren leisten Großes beim 40:36 und sorgen so für den Viertelfinaleinzug.

Erfolgreichstes Zebra gegen Paris: Henrik Lundström
Klicken Sie zum Vergrößern! Erfolgreichstes Zebra gegen Paris: Henrik Lundström
Der denkwürdige Dezember folgt mit der Kreation eines ganz neuen Handball-Stils: Der Kieler Tempo-Handball ist mit einem Schlag in aller Munde. Zunächst überrollen die Zebras den VfL Pfullingen in dessen eigener Halle mit 45:34, kurz darauf lernt auch Paris HB in der Champions League beim 28:44 den neuen Handball-Stil aus nächster Nähe kennen, ehe auch die HSG Nordhorn beim 31:42 in der Ostseehalle untergeht. Einigermaßen einbremsen kann den THW-ICE lediglich der TBV Lemgo, stoppen können aber auch die Lipperländer den Kieler Sturmlauf nicht. Der 36:34-Erfolg der Kieler ist ein weiteres Mosaikteilchen auf dem Weg zum zwölften Titel, ein Meilenstein in der Handball-Geschichte setzt der THW dann kurz vor Weihnachten: Das unfassbare 54:34 gegen den SC Magdeburg lässt Handball-Deutschland schwärmen und vom "Über-Verein" THW Kiel sprechen. Als Christian Zeitz in der 56. Minute den 50. Kieler Treffer erzielt, sorgt er für ein Novum in der Bundesliga, denn noch nie durchbrach ein Bundesliga-Klub die Schallmauer von 50 Toren. Das Spiel wird auch wegen der insgesamt 88 erzielten Treffer in das Handballbuch der Rekorde eingehen. "Meine Mannschaft hat heute erlebt, was passieren kann, wenn sie einmal richtig Gas gibt", freut sich Serdarusic über den Coup, den Viktor Szilagyi mit seiner neuen Interpretation der mittleren Rückraumposition möglich macht.

Viktor Szilagyi schreit seine Freude über den  historischen Sieg gegen Magdeburg heraus.
Klicken Sie zum Vergrößern! Viktor Szilagyi schreit seine Freude über den historischen Sieg gegen Magdeburg heraus.
Weil kurz darauf auch der VfL Gummersbach in der ausverkauften KölnArena niedergerungen werden kann (siehe Spielbericht), geht der THW mit nur zwei Minuspunkten in die EM-Pause. Die Europameisterschaft in der Schweiz bringt mit Nikola Karabatic einen frisch gebackenen Titelträger an die Förde, der fortan noch selbstbewusster auftreten sollte.

Dennoch muss der THW einen völlig unerwarteten Tiefschlag einstecken: Im ersten Spiel nach der Pause verlieren die Zebras beim abstiegsbedrohten GWD Minden trotz zwischenzeitlicher Sechs-Tore-Führung mit 30:32. Der Spielfluss und das Tempo des Dezembers sind wie weggeblasen - die Zebras wanken im Meisterschaftsrennen, fallen jedoch nicht. Mit dem Halbfinaleinzug im DHB-Pokal kommen sie langsam wieder in Tritt, gewinnen nach einer tollen Leistung sogar in der "Hölle-Süd" bei Frisch Auf! Göppingen, ehe eine weitere Niederlage die Berg-und-Tal-Fahrt des THW widerspiegelt: In der Champions League verlieren die Kieler gegen Flensburg mit 28:32 in eigener Halle, der Traum vom Sieg in der Königsklasse platzt in der Ostseehalle - trotz des überzeugenden Triumphes eine Woche später in der Campushalle. Gerade der traurige 34:32-Erfolg in der Höhle des Erzrivalen scheint die Kieler Spieler aber einmal mehr von ihrer eigenen Stärke zu überzeugen. In der Bundesliga marschieren die Zebras von Sieg zu Sieg. Im DHB-Pokal soll der zweite Titel der Saison folgen.

Nikola Karabatic hatte auch nach der EM noch häufig Grund zum Jubeln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic hatte auch nach der EM noch häufig Grund zum Jubeln.
Doch durch ein 31:33 gegen Kronau/Östringen verspielen die Kieler auch diese Titel-Chance, legen dann aber alle Kräfte in den Bundesliga-Endspurt. Nach dem grandiosen 37:31-Erfolg im insgesamt sechsten Landesderby der Saison reifen die Titelträume an der Kieler Förde, die durch Viktor Szilagyis schwere Knie-Verletzung im Spiel gegen Großwallstadt einen bitteren Beigeschmack erhalten. Doch der THW mobilisiert in den letzten Spielen alle Kräfte, gewinnt auch gegen Pfullingen, um dann mit einem Sieg in Nordhorn die Weichen endgültig in Richtung Rekordmeisterschaft zu stellen. Noch ein schwer erarbeiteter Erfolg gegen Hamburg und dann die Krönung gegen Lemgo: Der 12. Titel lässt eine Saison mit Höhen und Tiefen in glänzendem Licht erscheinen.

Was Noka Serdarusic besonders freut, ist der gelungene Umbruch der Mannschaft - besser als erhofft. "Wir spielen zehn Mal schöneren Handball als der Champions League-Sieger Ciudad Real", ist Serdarusic überzeugt von der spielerischen Stärke seines Teams, das im nächsten Jahr den zehnten Anlauf auf den Gewinn der europäischen Königsklasse nimmt. Und wer weiß: Vielleicht steht auch im nächsten Jahr am Anfang und am Ende ein Titel - und über den einen oder anderen Erfolg "zwischendurch" würde man sich bestimmt auch nicht beklagen.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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