Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
Am Anfang und am Ende der Saison 2005/2006 holten die Zebras jeweils einen
Titel - zwischen den Triumphen musste das junge Team jedoch auch tiefe
Rückschläge einstecken.
Die Titeljagd beginnt Ende August 2005 in München: Im Supercup-Finale schlagen
die Zebras die Erzrivalen aus Flensburg mit
36:34 (15:19)
- das Ende einer Respekt einflößenden Negativ-Serie im schleswig-holsteinischen
Duell sollte Signalwirkung für die gesamte Spielzeit haben.
Eine Woche später
starten die Zebras in Hamburg in die Bundesliga-Saison. Am Ende von hart
umkämpften 60 Minuten gewinnen die Kieler in der ColorLine-Arena mit
23:20, wobei Trainer Noka Serdarusic
erstmals alle fünf Neuzugänge einsetzt. Es folgen weitere vier Bundesliga-Siege,
ehe die Zebras der erste Rückschlag Ende September ausgerechnet in Flensburg ereilt.
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Frode Hagen sorgte für die Wende im Pokalspiel gegen Flensburg.
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Dort verliert man das Bundesliga-Duell klar mit
33:39 und
wird dabei zeitweise an die Wand gespielt. Nur wenige Tage später bekommen die
Zebras aber die Chance auf Rehabilitation: Im DHB-Pokal treffen die Rivalen
schon wieder aufeinander. Zur Pause liegen die Kieler erneut deutlich zurück,
ehe die Stunde
Frode Hagens schlägt: Sieben Tore erzielt
der Norweger, führt sein Team gemeinsam mit
Nikola Karabatic
und
Mattias Andersson aus der Krise und zu einem
begeisternden
35:32 nach Verlängerung.
Kurz darauf Ungewohntes: In Plock verlieren die Zebras das
Champions League-Gruppenspiel, müssen so bis zum letzten Spieltag um den Gruppensieg
zittern, der durch einen hart erkämpften Erfolg in Kolding
letztlich aber doch gelingt.
Der DHB-Pokal eröffnet die ersten "Wochen der Wahrheit": Gegen den TBV Lemgo entwickelt
sich ein rassiges Spiel, an dessen Ende völlig ausgelaugte Spieler stehen.
Kim Andersson mit neun und Vid Kavticnik
mit 12/4 Toren leisten Großes beim 40:36 und sorgen so für den
Viertelfinaleinzug.
Der denkwürdige Dezember folgt mit der Kreation eines ganz neuen Handball-Stils: Der
Kieler Tempo-Handball ist mit einem Schlag in aller Munde. Zunächst überrollen die
Zebras den VfL Pfullingen in dessen eigener Halle mit
45:34,
kurz darauf lernt auch Paris HB in der Champions League beim
28:44
den neuen Handball-Stil aus nächster Nähe kennen, ehe auch die HSG Nordhorn beim
31:42 in der Ostseehalle untergeht. Einigermaßen einbremsen kann
den THW-ICE lediglich der TBV Lemgo, stoppen können aber auch die Lipperländer den
Kieler Sturmlauf nicht. Der
36:34-Erfolg der Kieler ist ein
weiteres Mosaikteilchen auf dem Weg zum zwölften Titel, ein Meilenstein in der
Handball-Geschichte setzt der THW dann kurz vor Weihnachten: Das unfassbare
54:34 gegen den SC Magdeburg lässt Handball-Deutschland
schwärmen und vom "Über-Verein" THW Kiel sprechen. Als
Christian Zeitz in der 56. Minute den 50. Kieler Treffer
erzielt, sorgt er für ein Novum in der Bundesliga, denn noch nie durchbrach ein
Bundesliga-Klub die Schallmauer von 50 Toren. Das Spiel wird auch wegen der insgesamt
88 erzielten Treffer in das Handballbuch der Rekorde eingehen. "Meine Mannschaft hat
heute erlebt, was passieren kann, wenn sie einmal richtig Gas gibt", freut sich
Serdarusic über den Coup, den
Viktor Szilagyi mit seiner neuen Interpretation der
mittleren Rückraumposition möglich macht.
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Viktor Szilagyi schreit seine Freude über den
historischen Sieg gegen Magdeburg heraus.
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Weil kurz darauf auch der VfL Gummersbach in der ausverkauften KölnArena niedergerungen
werden kann (siehe
Spielbericht), geht der THW mit nur zwei
Minuspunkten in die EM-Pause. Die
Europameisterschaft in der Schweiz
bringt mit
Nikola Karabatic einen frisch gebackenen Titelträger
an die Förde, der fortan noch selbstbewusster auftreten sollte.
Dennoch muss der THW einen völlig unerwarteten Tiefschlag einstecken: Im ersten Spiel
nach der Pause verlieren die Zebras beim abstiegsbedrohten GWD Minden trotz
zwischenzeitlicher Sechs-Tore-Führung mit 30:32. Der Spielfluss
und das Tempo des Dezembers sind wie weggeblasen - die Zebras wanken im Meisterschaftsrennen,
fallen jedoch nicht. Mit dem Halbfinaleinzug im DHB-Pokal kommen
sie langsam wieder in Tritt, gewinnen nach einer tollen Leistung sogar in der "Hölle-Süd"
bei Frisch Auf! Göppingen, ehe eine weitere
Niederlage die Berg-und-Tal-Fahrt des THW widerspiegelt: In der Champions League verlieren
die Kieler gegen Flensburg mit 28:32 in eigener Halle, der Traum
vom Sieg in der Königsklasse platzt in der Ostseehalle - trotz des überzeugenden Triumphes
eine Woche später in der Campushalle. Gerade der traurige 34:32-Erfolg
in der Höhle des Erzrivalen scheint die Kieler Spieler aber einmal mehr von ihrer eigenen
Stärke zu überzeugen. In der Bundesliga marschieren die Zebras von Sieg zu Sieg.
Im DHB-Pokal soll der zweite Titel der Saison folgen.
Doch durch ein
31:33 gegen Kronau/Östringen verspielen die
Kieler auch diese Titel-Chance, legen dann aber alle Kräfte in den Bundesliga-Endspurt.
Nach dem grandiosen
37:31-Erfolg im insgesamt sechsten
Landesderby der Saison reifen die Titelträume an der Kieler Förde, die durch
Viktor Szilagyis schwere Knie-Verletzung im
Spiel gegen Großwallstadt einen bitteren Beigeschmack erhalten.
Doch der THW mobilisiert in den letzten Spielen alle Kräfte, gewinnt auch
gegen Pfullingen, um dann mit einem
Sieg in Nordhorn die Weichen endgültig in Richtung
Rekordmeisterschaft zu stellen. Noch ein schwer erarbeiteter
Erfolg gegen Hamburg und dann die
Krönung gegen Lemgo: Der 12. Titel lässt eine Saison mit
Höhen und Tiefen in glänzendem Licht erscheinen.
Was Noka Serdarusic besonders freut, ist der gelungene
Umbruch der Mannschaft - besser als erhofft. "Wir spielen zehn Mal schöneren Handball
als der Champions League-Sieger Ciudad Real", ist Serdarusic
überzeugt von der spielerischen Stärke seines Teams, das im nächsten Jahr den zehnten
Anlauf auf den Gewinn der europäischen Königsklasse nimmt. Und wer weiß: Vielleicht
steht auch im nächsten Jahr am Anfang und am Ende ein Titel - und über den einen
oder anderen Erfolg "zwischendurch" würde man sich bestimmt auch nicht beklagen.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)