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19.01.2012 Verein

KN-Kommentar zum Handball-Prozess: Beweise Fehlanzeige

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2012:

Nach 16 aufwendigen Verhandlungstagen, einem großen Aufmarsch von Zeugen aus Polen, Dänemark, Österreich und Spanien und vermutlichen Kosten in sechsstelliger Höhe hat Oberstaatsanwalt Axel Goos gestern Bewährungsstrafen für die Angeklagten Uwe Schwenker und Noka Serdarusic gefordert. Was für Außenstehende womöglich überraschend niedrig erscheint, ist der Gesetzeslage geschuldet. Für die mögliche Manipulation des Champions-League-Finales 2007 zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt gibt es im deutschen Recht keinen zutreffenden Paragrafen "Sportbetrug". Selbst Goos räumte ein, dass sich die 5. Große Kammer des Kieler Landgerichts deshalb auf neuem Terrain bewege.
Zudem konnte Goos sich bei seinem Plädoyer nicht auf eindeutige Beweise stützen. Die gibt es nach intensiven Nachforschungen im Ermittlungsverfahren und mehr als 60 Stunden versuchter Wahrheitsfindung in Saal 232 des Landgerichts nicht. Er hat lediglich Indizien zu einer Argumentationskette verknüpft. Der nachgewiesene Flug des vermutlichen kroatischen Geldboten Nenad Volarevic nach Warschau beispielsweise. Ob Serdarusic' alter Kumpel dort die polnischen Final-Schiedsrichter überhaupt getroffen hat, liegt jedoch im Dunkeln.

Die Kammer hatte im Prozessverlauf einige Male Probleme, der Auffassung von Goos zu folgen. Die Schärfe, mit der sie gestern einen Beweisantrag des Chefanklägers ablehnte, lässt vermuten, dass dies auch für das Urteil gelten könnte. Doch das bleibt vorerst Spekulation.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2012)


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