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02.02.2010 Verein

Kieler Nachrichten: "Das ist eine Provinzposse"

Anwälte von Schwenker und Serdarusic kritisieren Landgericht und Staatsanwaltschaft

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2010:

Kiel - Noch steht nicht fest, ob es ein Verfahren gegen Uwe Schwenker und Noka Serdarusic vor dem Kieler Landgericht geben wird. Und doch hat das Landgericht den Anwälten Harald Riettiens und Erich Samson einen guten Grund geliefert, an der Fairness eines möglichen Verfahrens zu zweifeln.
"Das ist ein schwerer Verfahrensfehler", zürnte Riettiens gestern und bezog sich auf die Informationspolitik von Kai Thomsen. Der Sprecher des Landgerichts Kiel hatte am Sonnabendnachmittag öffentlich gemacht, dass von der Kieler Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Ex-Manager und Ex-Trainer des THW erhoben worden sei. Das hätte Thomsen besser nicht tun sollen, denn er verstieß damit gegen Paragraph 23, Absatz 2 der Richtlinien für das Strafverfahren und das Bußgeldverfahren, wonach erst die Beschuldigten informiert werden müssen und danach die Öffentlichkeit.

Harald Riettiens stellte gestern infrage, ob es für seinen Mandanten in Kiel einen fairen Prozess geben könne: "Dieses schwere Dienstvergehen verletzt meinen Mandanten in seinen Grundrechten. Die Unschuldsvermutung von Herrn Schwenker ist durch diesen Vorgang massiv beeinträchtigt." Erich Samson, der Verteidiger von Noka Serdarusic, hegt ebensolche Zweifel und wirft zudem der Staatsanwaltschaft vor, gegen rechtsstaatliche Grundsätze verstoßen zu haben: "Ich habe bis heute keine Kenntnis davon, dass das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist."

Samson geht noch einen Schritt weiter. Der renommierte Professor für Straf- und Wirtschaftsrecht stellt nicht nur dem Landgericht, sondern auch der Kieler Staatsanwaltschaft ein schlechtes Zeugnis aus: "Die Staatsanwaltschaft stand unter Druck und wollte nicht die Verantwortung übernehmen, das Verfahren einzustellen. Sie hat diese Verantwortung nun an das Landgericht weitergereicht. Das ist eine Provinzposse." Nach Informationen unserer Zeitung sollen in der den Anwälten auch gestern nicht zugegangenen Anklageschrift keine präzisen Hinweise auf die Vorwürfe gegen Schwenker (Betrug und Untreue) und Serdarusic (Beihilfe zur Untreue) enthalten sein. Angeblich sollen keine Nachweise darin zu finden sein, die die beiden Beschuldigten schwer belasten.

Im Zusammenhang mit der Informationspolitik des Landgerichts reagierte dessen Vizepräsidentin Ulrike Hillmann gestern prompt und entschuldigte sich "bei den Angeschuldigten und ihren Verteidigern ausdrücklich für die dadurch entstandene unangenehme Situation". Für Kai Thomsen hat dieser unangenehme Vorfall Folgen: Für die Öffentlichkeitsarbeit des Landsgerichts im weiteren Verlauf des Falls Schwenker/Serdarusic ist nun seine Kollegin Susanne Bracker zuständig. Die Richterin versicherte bereits: "Ein faires Verfahren wäre auf jeden Fall gewährleistet."

THW-Aufsichtsratschef Klaus-Hinrich Vater hofft, dass sich die Mannschaft davon nicht in ihrer Konzentration auf die Fortsetzung der Bundesliga und Champions League beeinflussen lassen wird, und Manager Uli Derad meinte: "Natürlich würden wir uns das auch anders wünschen, aber wir können es nicht ändern."

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2010)


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