Aus den Kieler Nachrichten vom 16.03.2009:
Hamburg - Am Ende eines ereignisreichen Nachmittages
warf das Schicksal der im Manipulations-Skandal ohnehin
schon aufgekratzten Journalistenschar noch einen fetten
Abschiedshappen hin. Im Kabinentrakt begehrte HSV-Boss
Andreas Rudolph Einlass in die Umkleide der
Schiedsrichter
Lars Geipel und Marcus Helbig.
Was Rudolph dort wollte, sagte er nicht. Vielleicht wollte
er sich dafür entschuldigen, dass die Unparteiischen
nach dem finalen Siebenmeter-Pfiff zugunsten des
THW Kiel nur unter Personenschutz die Halle verlassen konnten,
so aufgebracht war die HSV-Anhängerschaft.
Auf jeden Fall wehrte sich ein schwergewichtiges
Duo des Security-Personals, das ohne weiteres bei der Kieler
Boxgala am Abend eine gute Figur abgegeben hätte, vehement gegen
den Wunsch Rudolphs. Man habe Anweisung der Schiedsrichter,
niemanden herein zu lassen, teilten die Männer in schwarz mit. Ihrem
Gegenüber im schwarzen Anzug sei das hingegen "sch...egal",
echauffierte sich Rudolph. Immerhin sei er so etwas wie der Hausherr.
Es half nichts, er durfte nicht rein. Das Personal hatte seinen Job
einwandfrei erledigt. Nun kann darüber spekuliert werden,
ob sie diesen auch in Zukunft ausüben dürfen.
Es war nicht die einzige merkwürdige Aktion, die sich
nach 60 Minuten Spitzen-Handball in den Katakomben
ereignet hatte. Vor Beginn der Pressekonferenz wurde eine
Erklärung Rudolphs zu allen nicht "sportlichen Dingen"
angekündigt. Und als die Trainer Martin Schwalb und
Alfred Gislason ("Ich rede nur
über das Spiel") ihre Statements zum Besten gegeben
hatten, holte Rudolph tief Luft.
Vorher verließ Gislason demonstrativ
als einziger den proppevollen Raum. "Wir wünschen uns, dass die Affäre
schnell aufgeklärt wird", sagte Rudolph. Schweigen im
Saal. Wo blieb die Erklärung? Ein TV-Kollege versuchte es.
Was denn nun an jenem Abend auf Rudolphs Finca in
Spanien geschehen sei, wollte er wissen. Auch hierüber
schwieg Rudolph sich aus. Da Ermittlungen liefen, könne
man über Details keine Auskunft geben.
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 16.03.2009)