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20.03.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Druck auf die EHF wächst

Neuer Bestechungsversuch - Karabatic stärkt Serdarusic

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.03.2009:

Hamburg/Kiel - Ein weiterer Bestechungsversuch hat die Krise des internationalen Profi-Handballs offenkundig gemacht. Zudem relativierte Weltmeister Nikola Karabatic seine Abwanderungsgelüste vom THW Kiel und stärkte zugleich seinem unter dem Verdacht der Beihilfe zur Untreue stehenden Ex-Trainer Noka Serdarusic den Rücken.
Der deutsche Schiedsrichter Jürgen Rieber schilderte in einem Bericht von NDR INFO einen konkreten Fall und belastete auch die Europäische Handball-Föderation (EHF) schwer. Am Vorabend eines Champions-League-Spiels der Damen sei seinem Kollegen auf der Toilette ein Zettel gereicht worden, auf dem gestanden habe: "Wir müssen dieses Spiel gewinnen." Zunächst sei von 10 000 Dollar Bestechungssumme die Rede gewesen, später von 20 000. "Wir haben natürlich beide brüsk abgelehnt", sagte Rieber gestern dem Radiosender.

Bei der Partie im Januar 2006 standen sich laut NDR der russische Club Lada Togliatti und der dänische Verein Slagelse DT gegenüber. "Unsere Leute haben nichts Falsches oder Schlechtes getan. Korruption in Deutschland schließe ich aus", sagte der Schiedsrichterwart des Deutschen Handballbundes (DHB), Peter Rauchfuß. Wie der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), Frank Bohmann, bestätigte Rauchfuß den Vorfall. "Es scheint ein massives Korruptionsproblem zu geben."

Rieber wird seit Jahren gemeinsam mit Holger Fleisch eingesetzt. Nach Angaben Riebers haben die beiden deutschen Referees nach Rücksprache mit Rauchfuß den Bestechungsversuch noch vor dem Spiel beim anwesenden EHF-Delegierten angezeigt. Später hätten sie einen ausführlichen Bericht an den Dachverband gesandt. Eine Reaktion sei ausgeblieben. "Wir haben das auch bei der EHF angemahnt: Warum hat sich keiner darum gekümmert?", so Bohmann.

Fleisch und er hätten "inoffiziell eine Quittung bekommen, dass wir ungefähr ein halbes Jahr international nicht mehr angesetzt wurden", sagte Rieber. Der Bestechungsversuch soll von einem Betreuer des russischen Clubs unternommen worden sein. "Das stimmt so. Wir haben das der EHF weitergegeben. Jetzt müssen sie alles aufklären", forderte Rauchfuß. EHF-Wettbewerbsmanager Markus Glaser verwies darauf, dass dieser Vorfall untersucht werde. Der Eindruck, dass die EHF nicht an einer Klärung interessiert sei, könne entstehen, "weil diese Fälle weit zurückliegen und erst jetzt auf den Tisch kommen", sagte er dem NDR. Spätestens bis Juni will die EHF Licht ins Dunkel der nebulösen Manipulationsvorwürfe bringen.

Unterdessen sprang Welthandballer Nikola Karabatic vom THW Kiel seinem einstigen Coach Noka Serdarusic zur Seite. "Wenn jemand gradlinig ist, dann er. Ich hege an ihm überhaupt keine Zweifel. Er ist unschuldig", sagte der Franzose der "L'Equipe". Noch vor zwei Wochen habe er einige Tage bei ihm in Kiel verbracht, seitdem werde Serdarusic von der Polizei überwacht. Gegen den Meistertrainer ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue, gegen Manager Uwe Schwenker wegen des Verdachts der Untreue. Beide bestreiten die Vorwürfe.

(aus den Kieler Nachrichten vom 20.03.2009)


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