16.10.2010 | Verein |
In den zwischen diesen beiden Aussagen liegenden 463 Tagen hat der Kieler IHK-Präsident einen Gesinnungswandel vollzogen. Aus verständlichen Gründen. Da das Landgericht Kiel seit Januar prüft, ob gegen Schwenker und Serdarusic ein Prozess eröffnet werden muss, bevorzugt Vater eine klare Trennung der "Zebras" von Schwenker.
Hinter den Kulissen besteht die Verbindung nach wie vor. Warum auch nicht. Schwenker hat 29 Jahre als Spieler und Manager für den THW gearbeitet. So lange er nicht vor dem Kadi steht beziehungsweise verurteilt ist, gilt er als unschuldig. Also blieb seine Freundschaft mit Trainer Alfred Gislason erhalten, und er trifft sich auch mal mit "Zebra"-Funktionären wie Ulrich Rüther oder Klaus Elwardt zum Essen. Das behagt nicht jedem. Bei einem stadtbekannten Italiener, so wird erzählt, sei es unlängst zu einem lautstarken Disput gekommen, da einem Mann aus dem THW-Umfeld missfiel, dass Gislason, Aufsichtsratsmitglied Elwardt und der Wirtschaftsbeirats-Vorsitzende Rüther sich mit Schwenker öffentlich zeigten. Das Gerücht, Vater habe zuvor Rüther gebeten, die Lokalität vor die Toren Kiels zu verlegen, bestreitet der Aufsichtsratschef: "Auf solche Dinge würde ich niemals Einfluss nehmen." Auch das Gerücht, der THW habe Schwenker den Parkausweis entzogen, stimme nicht.
Solche Begebenheiten sind allerdings Peanuts im Vergleich zur aktuellen Geschichte um den Transfer des serbischen Nationalspielers Marko Vujin von Ungarns Meister Veszprem im Sommer 2012. Während Vujins Manager Sascha Bratic dieser Zeitung seine Zusammenarbeit mit Schwenker bestätigte, bestritt der THW selbige am Mittwochabend nachdrücklich, ehe er 24 Stunden später eine eigenwillige Pressemitteilung folgen ließ, in der unter anderem Geschäftsführer Uli Derad zitiert wird: "In Kiel holt oder verpflichtet die Geschäftsführung Spieler. Bei Vertragsverlängerungen verhält es sich genauso, nur, um dem nächsten Gerücht, auf das sich ja warten lässt, vorzugreifen."
Warum diese Aufgeregtheit? Nur weil in dieser Woche auch bekannt wurde, dass die ehemalige Vereinsführung Schwenker im März 2009 zugesagt hatte, dass er, sollte sich der Verdacht gegen ihn in Luft auflösen, in irgendeiner Form zum THW zurückkehren dürfe? Da in dieser Ehrenerklärung, von der niemand weiß, ob sie jemals in Anspruch genommen werden wird, nicht die Rede davon war, Schwenker solle wieder Geschäftsführer werden, stellt sich die Frage "Derad oder Schwenker" gar nicht. Dass der THW glaubt, Derad schützen zu müssen, ist demnach so unnötig, wie in derselben Pressemitteilung "nächsten Gerüchten" Vorschub zu leisten. Stattdessen sei der Vereinsführung die Souveränität und Gelassenheit von Christian Zeitz empfohlen. Der hat die Verpflichtung des Konkurrenten Vujin auf seiner Position so kommentiert: "Dadurch werden wir nur stärker."
(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 16.10.2010)
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