23.03.2011 | Verein / Medien |
Nachdem Serdarusic einen Vertrag bei den Löwen unterschrieben hatte, wollten ihm die beiden bis 2012 an den THW gebundenen Stars nach Mannheim folgen. Da die Löwen noch vor Bekanntwerden der Handball-Affäre am 1. März 2009 aber den Dreijahresvertrag mit Serdarusic wieder auflösten, wechselten Karabatic und Kavticnik im Sommer nach Montpellier.
Laut Gubitz und Wolters liegen entsprechende Informationen der Kieler Staatsanwaltschaft vor, der sie ein Versäumnis bescheinigen: "Nach § 253 StGB macht sich strafbar, wer durch Drohung einen anderen zu einer Handlung nötigt." Darüber, warum die Staatsanwaltschaft gegen die betreffenden Löwen-Verantwortlichen keine Strafanzeige erstattete, wollte Gubitz nicht spekulieren: "Ich wundere mich nur darüber."
Während Schwenker sich gestern zu diesem Sachverhalt auf Anfrage ebensowenig äußern wollte wie Serdarusics Anwalt Erich Samson (Strande), erklärte Manfred Schulze-Ziffer, Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft: "Wir stimmen mit der Verteidigung überein, dass die Hintergründe aufzuklären sind, haben aber bislang im Hinblick auf eine Erpressung keinen Anlass gesehen, tätig zu werden."
Nach Informationen der Kieler Nachrichten sollen sich die Vorwürfe der Verteidiger an die Adressen von Löwen-Manager Thorsten Storm und Gesellschafter Jesper Nielsen richten, die beide allerdings in der Erklärung namentlich nicht erwähnt werden. In den Ermittlungsakten sollen aber entsprechende Aussagen enthalten sein. Storm war gestern für diese Zeitung nicht zu sprechen. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: "Es gab damals eine Forderung des THW, und wir haben dann ein schriftliches Angebot unterbreitet." Nielsen erklärte, er hoffe, dass sein Name in diesem Zusammenhang nicht genannt werde, das sei ein "ernsthafter Vorwurf".
Im Zuge der Ermittlungen soll der Unternehmer eine schriftliche Stellungnahme verfasst haben, in dem es um ein Treffen mit Uwe Schwenker am Rande der Handball-WM am 1. Februar 2009 in Zagreb ging. In diesem Gespräch soll Schwenker eine Ablöse von drei Millionen Euro für Karabatic genannt haben. Nielsen soll Schwenker so dann auf eine mögliche Bestechung der Schiedsrichter im Champions-League-Finale angesprochen haben - möglicherweise, um den Preis zu drücken. Von Thorsten Storm soll ebenfalls eine Aussage existieren, in der er die Auflösung des Vorvertrags mit Karabatic damit begründet, die Löwen wollten nicht in den Verdacht geraten, die Freigabe des Franzosen erpresst zu haben.
Die 5. Große Strafkammer des Kieler Landgerichts hat bereits 19 Verhandlungstage bis August für dieses Verfahren terminiert. Nach der Eröffnung des Prozesses am kommenden Dienstag ist am 6. und 7. April ein interessanter Zeuge geladen: Jesper Nielsen. Den Löwen-Gesellschafter haben Schwenkers Anwälte offensichtlich aus gutem Grund ins Visier genommen. Michael Gubitz meint jedenfalls: "Alle Beteiligten sollten sich über die Glaubwürdigkeit der Zeugen Gedanken machen."
(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 23.03.2011)
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