Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008:
|
Deutscher Meister 2008: der THW Kiel!
|
Die Nordklubs Flensburg, Hamburg und Kiel lieferten sich wie
erwartet einen packenden Dreikampf um die Meisterschaft. Mit
satten sieben Punkten Vorsprung jubelte am Ende aber wieder
der THW. Zum elften Mal in den vergangenen 14 Jahren.
- 25. August 2007
-
Am Anfang stand der 39:28 (19:17)-Heimsieg gegen die MT Melsungen. Zwei Punkte, die
sich die Kieler allerdings hart verdienen mussten. Kurz vor der Pause führten die frech
aufspielenden Hessen noch mit 15:14 (26.). Die "Zebras" starteten wie die neue
Einlaufzeremonie - holprig. Erst Mattias Andersson, der die zweite Halbzeit mit einer
spektakulären Doppelparade einleitete, gab das Signal zum Aufbruch. Der starke
Vid Kavticnik warf sechs seiner neun Tore nach der Pause und fünf Minuten nach dem
Wiederanpfiff (23:17) waren die Rollen klar verteilt. "Angesichts der Titanic-Ausstellung, die
hier bis vor Kurzem stattgefunden hat, haben wir uns vorgenommen,
nicht unterzugehen", bewies MT-Manager Bernd Kaiser Humor. "Bei minus elf Toren sind
wir das auch nicht." Am Ende gab es den erwarteten Sieger, aber offensichtlich keinen
Verlierer. Unglücklich waren nur die Zocker. Das Tor von Klitgaard verdarb ihnen 30
Sekunden vor dem Abpfiff noch die Börse, war mit einer Wette auf den THW doch nur Geld
zu verdienen, wenn er mit mehr als elf Toren Vorsprung gewonnen hätte
(siehe Spielbericht).
- 1. September 2007
-
Mit einem 26:26 in eigener Halle gegen den TV Großwallstadt war der THW Kiel in die
vergangene Saison gestolpert. Doch diesmal trumpfte der Meister souveräner auf. Mit 40:26
(19:10) siegte der THW vor den Augen von Bundestrainer Heiner Brand in Aschaffenburg. "Es
macht keinen Spaß mehr, gegen diesen THW Kiel zu spielen", sollte TVG-Trainer Michael
Roth nach der bitteren Lehrstunde sagen. Er sagte auch: "Es wird den anderen Mannschaften
kaum besser ergehen." Ein erstes Indiz dafür, mit welchem Tempo die Kieler auch durch
diese Spielzeit rasen sollten. Eine starke Defensive und die Tore von Vid Kavticnik (8)
ebneten wie zum Saisonauftakt gegen Melsungen den Weg. Am zweiten Spieltag war Kieler
Erster und Flensburg Zweiter - manchmal ist es eben wie immer. Am Tag danach feierte
Trainer Noka Serdarusic Geburtstag, eine Party gab es aber nicht. "Ich werde doch keine
18, sondern 57. Das ist ja eher ein Anlass zum Trauern."
(siehe Spielbericht).
- 5. September 2007
-
Der THW Kiel gewann mit 32:18 (15:10) gegen GWD Minden auch sein zweites Heimspiel. Doch
die Zahlen verzerren die Wirklichkeit. Nach einer Viertelstunde führte das Kellerkind mit
8:3, Noka Serdarusic nahm eine Auszeit, und auf den Rängen der Ostseehalle kehrte eine
denkwürdige Ruhe ein. Der THW-Trainer hatte die "Neuen" Filip Jicha,
Börge Lund und Igor Anic
im Paket in die Start-Sieben gestellt. Ein Experiment. "Man hat gesehen, dass es nur
eine Variante gibt, mit der es richtig funktioniert", meinte Serdarusic nach dem Abpfiff.
"Und zwar mit den Spielern, die schon im letzten Jahr bei mir waren." Zum Entsetzen
seines Kollegen Richard Ratka wechselte er nach der Auszeit mit Stefan Lövgren,
Nikola Karabatic, Marcus Ahlm und
Dominik Klein vier Weltklassespieler ein, die bis zur Pause
eine Bilanz von 12:2 Toren vorweisen konnten. Spaß hatte in den Reihen der Gäste jetzt
nur noch Georg Auerswald. Der 19-Jährige stammt aus der GWD-Jugend, spielte in der
vergangenen Saison noch in der Regionalliga und durfte sich nun gegen Kiel ausprobieren.
Als Auerswald zum 16:27 (52.) traf, rannte er mit breitem Grinsen und Siegerfaust durch
die Halle. So sah in dieser Saison Glück für THW-Gegner in der Ostseehalle aus
(siehe Spielbericht).
- 8. September 2007
-
Drittes Heimspiel, dritter Sieg. Diesmal gewannen die "Zebras" mit 30:25 (16:10) gegen
den SC Magdeburg, der zu diesem Zeitpunkt noch eine Spitzenmannschaft war. Der
finanzielle Kollaps stand noch aus und die Rückraum-Asse Grzegorz Tkaczyk und Karol
Bielecki, die in der Winterpause zu den Rhein-Neckar-Löwen wechseln sollten, hatten noch
nicht ihre Koffer gepackt. Die beiden polnischen Vizeweltmeister warfen gemeinsam zwölf
Tore, also fast jedes zweite. Den Erfolg verdankten die Hausherren in erster Linie den
Franzosen Thierry Omeyer (18 Paraden) und Nikola Karabatic (7 Tore). SCM-Torhüter Silvio
Heinevetter, der in diesen Tagen noch als potenzieller Neuzugang bei den Kielern
gehandelt wurde, kam mit dem Druck in der Halle nicht klar und hielt nur vier Bälle
(siehe Spielbericht).
Zu wenig. Magdeburg kam übrigens zehn Tage später in der 2. Runde um den DHB-Pokal wieder
nach Kiel und verlor diesmal mit 27:44
(siehe Spielbericht).
- 12. September 2007
-
In der Mannheimer SAP-Arena hatte der THW eine harte Nuss zu knacken. Die Rhein-Neckar-Löwen
wehrten sich bis zur letzten Sekunde gegen die 25:26 (14:13)-Niederlage. Angeführt
vom überragenden Oleg Velyky, der in der Winterpause zum HSV Hamburg wechseln sollte,
bewegten sich beide Teams bis zum Abpfiff auf Augenhöhe. 25:24 führte der THW, als Oliver
Roggisch nach einer Zeitstrafe zu früh auf das Spielfeld zurückkehrte und dafür seine
dritte Strafzeit kassierte - Rote Karte für den Weltmeister und Kiel in Überzahl. Doch
Nikola Karabatic (Pfosten) und Dominik Klein (Latte) scheiterten. Aber auf der Gegenseite
vergab auch der bis dato neunfache Torschütze Mariusz Jurasik den Ausgleich, und der
Schwede Kim Andersson sorgte in einer hitzigen Partie, in der Henning Fritz im Löwen-Tor
ein starkes Spiel ablieferte, für die Entscheidung. "Ich bin froh, dass wir ein so
schlechtes Spiel gewonnen haben", atmete auch THW-Trainer Noka Serdarusic am Ende durch.
Fünf Siege, 10:0 Punkte, die Kieler konnten entspannt zum Derby nach Flensburg reisen
(siehe Spielbericht).
- 22. September 2007
-
In der Campushalle endete der Höhenflug des THW Kiel. Mit 32:37 (13:20) unterlagen die
"Zebras" der SG Flensburg-Handewitt, die an diesem Tag eine Spur bissiger war. Bitter für
die Kieler, dass sie neben den beiden Punkten auch noch Filip Jicha verloren. Der
Tscheche knickte in der ersten Halbzeit um und humpelte zunächst in die Kabine. Er wusste
zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er sich einen schweren Meniskusschaden im linken
Knie zugezogen hatte und knapp vier Monate ausfallen sollte. Für zusätzliches Feuer
sorgte der neue SG-Manager Fynn Holpert, der mit einem erfundenen Zitat seine Mannschaft
motiviert hatte. "Ich habe erzählt, dass Noka Serdarusic im Radio gesagt hat, Flensburg
sei kein Gegner für Kiel", so der 40-Jährige, der später zugab, dieses Zitat des THW-Trainers
nie gehört zu haben. Schwindeln für den Erfolg? Das, so Holpert, sei ein
zulässiges Stilmittel. "Das ist billig und niveaulos", ärgerte sich dagegen THW-Manager
Uwe Schwenker. "Noka hat stets die Arbeit anderer Klubs respektiert und würde so etwas
nie sagen." Damit, so Schwenker, habe sich Holpert als Kollege disqualifiziert. Den
Flensburgern war es egal, sie hatten sich für das verlorene Champions-League-Finale
revanchiert und den Tabellenführer THW Kiel abgelöst
(siehe Spielbericht).
- 26. September 2007
-
Beim 500. Heimspiel von Hallensprecher Rolf Körting konnte auch der THW Kiel feiern. Mit
34:29 (22:13) besiegten die Gastgeber einen chancenlosen Wilhelmshavener HV. Bester
Kieler Werfer war Stefan Lövgren, der für seine zehn Tore nur 42 Minuten benötigte. Da
führten die "Zebras" mit 29:18, und der Kapitän durfte sich auf der Bank ausruhen. Es war
ein Spiel der Experimente. So kam der junge Igor Anic am Kreis zum Einsatz, und die
beiden Linksaußen Dominik Klein und Henrik Lundström, die sich in der Regel auf dem Feld
ablösen, spielten gemeinsam mit. Klein als Manndeckung gegen den starken WHV-Spielmacher
Oliver Köhrmann und Lundström als Rechtsaußen - Vid Kavticnik sollte vor dem schweren
Auswärtsspiel in der Champions League in Montpellier geschont werden. "Es war ein netter
Abend für uns", meinte WHV-Trainer Michael Biegler. Er hatte sich offensichtlich nicht
mehr ausgerechnet. Lob gab es auch vom Sieger. "Sie sind hier mutiger aufgetreten als
beispielsweise der SC Magdeburg im Pokal", meinte Viktor Szilagyi
(siehe Spielbericht).
- 3. Oktober 2007
-
Der Tag des Ales Pajovic. Der THW Kiel siegte 33:31 (17:13) in der Kölnarena des VfL
Gummersbach. Überragender Akteur war der zehnfache Torschütze Ales Pajovic.
Pajovic? Die
Kieler mussten in diesen Tagen neben Filip Jicha auch noch Nikola Karabatic ersetzen, der
sich in Montpellier eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte. Pajovic saß damals
bei Ciudad Real nur auf der Tribüne, weil der spanische Spitzenklub sein
Ausländerkontingent ausgeschöpft hatte. Als er den Anruf aus Kiel bekam, zögerte der 28-jährige
Slowene keine Sekunde. Nach nur zwei Trainingseinheiten, in denen er fünf der
rund 50 Spielzüge inhalierte, besetzte er gegen Gummersbach erfolgreich die
Schlüsselpositionen im linken Rückraum und im Mittelblock. "Ich hatte die Meisterschaft
nach dem Montpellier-Spiel schon abgehakt", gab Noka Serdarusic später zu. "Aber
vielleicht kann uns Ales helfen, dass wir doch noch im Rennen bleiben."
(siehe Spielbericht).
- 14. Oktober 2007
-
Beim lockeren 36:21 (15:7)-Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten konnten sich die
Kieler von den erfolgreichen Auftritten in der Champions League gegen Hammarby IF und HCM
Constanta erholen. Neben einem überzeugenden Thierry Omeyer setzten sich die beiden
siebenfachen Torschützen Börge Lund und Dominik Klein gut in Szene. Großen Glanz konnten
die Kieler in dieser Phase der Meisterschaft im Angriff nicht verbreiten. Neben Jicha und
Karabatic fehlten auch Kim Andersson (Bänderriss) und
Christian Zeitz (Hüftoperation).
Die Abwehr sollte es richten, und die war für die bedauernswerten Baden-Württemberger
nicht zu knacken. Die Siebenmeterkrise, die den THW bis zur Meisterfeier begleiten
sollte, erlebte an diesem Sonntag einen Tiefpunkt. So durfte sich neben Vid Kavticnik,
Stefan Lövgren und Klein auch Marcus Ahlm vergeblich versuchen. Der Kreisläufer traf nur
den Pfosten
(siehe Spielbericht).
- 17. Oktober 2007
-
Beim Aufsteiger TuSEM Essen schnappte sich die Flügelzange die beiden Punkte. Dominik
Klein (8) und Vid Kavticnik (10) warfen beim 33:27 (18:12)-Sieg gegen Essen 18 Tore
(siehe Spielbericht).
Der
THW war gewarnt, hatten die Essener doch zuvor die Rhein-Neckar-Löwen geschlagen und der
SG Flensburg-Handewitt einen Punkt abgeknöpft. Kiel ließ in der mit 3200 Zuschauern
erstmals ausverkauften Arena "Am Hallo" aber keine Sensation zu und reiste mit dem
letzten Aufgebot nach Slowenien weiter. In Celje spielten der Gastgeber und die drei
Europapokal-Sieger Kiel (Champions League), HSV Hamburg (Pokalsieger-Cup) und der SC
Magdeburg (EHF-Cup) den Titel eines Vereins-Europameisters aus. Die Kieler gewannen,
obwohl sie Ales Pajovic in seiner Heimatstadt nicht einsetzen durften. Ciudad Real
verlangte neben der dreimonatigen Leihgebühr von 100.000 Euro weitere 40.000 für seine
Teilnahme an der Vereins-EM. Zu viel für Kiel. Also siegten sie eben ohne den Slowenen.
- 3. November 2007
-
Ein bitterer Nachmittag für den TuS N-Lübbecke. Die Ostwestfalen hatten sich gegen den
THW Kiel sowieso nicht viel ausgerechnet. Nun fiel vor dem Besuch des Meisters auch noch
ihr Stammtorhüter Nikola Blazicko (Kreuzbandriss) aus, und bei den Gästen gaben Christian
Zeitz und Nikola Karabatic ihr Comeback. Letzterer sogar ein denkwürdiges: 90 Sekunden
hatte er beim 42:25 (18:9)-Erfolg seines Teams mitgespielt, als er mit einer blutenden
Risswunde über dem rechten Auge ausgewechselt werden musste. Lövgren und Ahlm stellten
die Weichen für ein Schützenfest.
Hingegen verließ Karabatic in Begleitung von Dr. Rainer Freitag die Halle. Der
Mannschaftsarzt des TuS N-Lübbecke wollte die Wunde in einem sterileren Umfeld behandeln
und da er im wahren Leben Oberarzt in der Unfallchirurgie des benachbarten
Kreiskrankenhauses ist, versorgte er Karabatic dort in Rekordzeit. Genäht und
verpflastert ließ Kiels Rückraumspieler sich in der 38. Minute wieder einwechseln, warf
noch sieben Tore und verzückte nicht nur TuS-Manager Zlatko Feric ("ich bewundere diesen
Spieler"). Als die Karabatic-Gala begann, waren die Punkte allerdings schon längst
verteilt. Das verpatzte Abschlusstraining in der Lübbecker Schulsporthalle, in der die
Kieler nur ohne ihre Harztöpfe üben durften, war offensichtlich ohne Folgen geblieben.
"Es macht großen Spaß, Kiel spielen zu sehen", lobte der verletzte TuS-Torhüter Blazicko,
der hilflos zusehen musste, wie seine Kollegen in den ersten zwölf Minuten ohne Tore
blieben. "Die werfen mehr als 40 Tore und es sieht so aus, als würden sie nicht einmal
schwitzen." Die SG Flensburg verlor am gleichen Wochenende in Göppingen mit 29:31 - die
Kieler Welt war also in bester Ordnung
(siehe Spielbericht).
- 6. November 2007
-
Nach 426 Tagen reißt in der Ostseehalle eine stolze Serie: Ausgerechnet im Nord-Derby
gegen den HSV Hamburg gibt der THW Kiel erstmals wieder beide Punkte ab. Ein Grund für
die 30:31 (16:15)-Niederlage war auch Nationaltorhüter Johannes Bitter, der vier
Siebenmeter parierte. Zwei weitere warfen die "Zebras" an die Latte. Gegen die aggressive
und offensive Abwehr der Gäste fanden die Hausherren kein Mittel. Zu oft griffen sie zur
Brechstange. Auch Nikola Karabatic, der mit neun Toren bester THW-Werfer war, wirkte nach
seinem Comeback wenige Tage zuvor übermotiviert und riss das Spiel immer wieder an sich.
Sekunden vor dem Abpfiff hatte Kreisläufer Marcus Ahlm zwar noch einmal ausgeglichen,
doch der elffache Torschütze Kyung-Shin Yoon traf ins Schwarze, als die Hallenuhr 59
Minuten und 58 Sekunden anzeigte. Eine Punktlandung. "Für die Meisterschaft bedeutet das
nichts", meinte HSV-Kreisläufer Bertrand Gille nach dem ersten Sieg der Hamburger in
Kiel. Er sollte Recht behalten
(siehe Spielbericht).
- 18. November 2007
-
Mit einem 35:26 (15:13)-Erfolg beim TBV Lemgo schüttelte der THW Kiel die Albträume nach
der Heimniederlage gegen Hamburg ab. Allerdings spielte der "HSV-Geist" auch im mit
10?000 Zuschauern ausverkauften Gerry-Weber-Stadion im westfälischen Halle mit. Die
Hausherren, die sonst mit der klassischen 6:0-Deckung verteidigen, hatten sich
überraschend für das Hamburger Erfolgsmodell, die offensive 3:3-Abwehr, entschieden.
Lemgo, damals von Interimstrainer Volker Zerbe betreut, überrumpelte die "Zebras" und
führte nach zehn Minuten mit 6:1. Noka Serdarusic ("mit dieser Abwehrvariante hatte ich
nicht gerechnet") nahm eine Auszeit und seine Schützlinge einen neuen Anlauf. Und was für
einen: Nikola Karabatic war nun nicht mehr aufzuhalten. Der Franzose warf noch vor der
Pause acht seiner elf Tore und stellte die Weichen auf Sieg. "Er war heute der
Unterschied", lobte der mitgereiste Filip Jicha, der beim letzten THW-Sieg in Lemgo
(35:31) noch 15 Tore für den TBV geworfen hatte
(siehe Spielbericht).
- 24. November 2007
-
Einmal mehr war Nikola Karabatic, am Vormittag zu "Kiels Sportler des Jahres" gewählt,
der auffälligste Spieler in Reihen des THW Kiel, der beim 34:25 (18:12)-Heimsieg gegen
die Füchse Berlin keine Schwierigkeiten hatte. An diesem Herbst-Nachmittag war nicht zu
erkennen, dass der Aufsteiger im Frühling 2008 noch einmal ein Stolperstein auf dem Weg
zur 14. Deutschen Meisterschaft werden könnte. Oder doch? Der tschechische
Nationaltorhüter Petr Stochl, der THW-Schrecken im Rückspiel, hielt auch in Kiel schon 21
Bälle. "Die Neun-Tore-Niederlage ist angemessen und liegt voll in unserer
Zielvorstellung", meinte Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel. "Vor der Partie hatten wir
gesagt, alles unter zehn Toren Rückstand sei moralisch wie ein Punktgewinn."
(siehe Spielbericht).
- 1. Dezember 2007
-
Dritte Niederlage für den THW Kiel. Es sollte die letzte bleiben. Ein Trost war das nach
der 29:34 (14:18)-Pleite bei der HSG Nordhorn allerdings nicht. Eine unschöne Rückkehr in
die alte Heimat erlebte Börge Lund, der von den 4200 Zuschauern im Euregium ausgepfiffen
wurde. "Ich glaube, dass die Leute ihn mögen", tröstete der überragende HSG-Kreisläufer
Bjarte Myrhol anschließend seinen norwegischen Landsmann. "Auch wenn sie es heute nicht
gezeigt haben." Die dritte Niederlage ließ den Meister auf Platz vier in der Tabelle
purzeln. Dagegen rutschten die Niedersachsen, die in Torwart-Dino Peter Gentzel (23
Paraden) ihren überragenden Akteur hatten, hinter die SG Flensburg auf Rang zwei und
zählten zu den heißesten Meisterschaftsfavoriten
(siehe Spielbericht).
- 15. Dezember 2007
-
An diesem Sonnabend hatte der THW Kiel gleich zwei Gegner: FA Göppingen und einen
hartnäckigen Magen-Darm-Virus. So saßen beim mühsamen 28:24 (18:11)-Heimsieg gegen die
Schwaben zunächst Marcus Ahlm und
Stefan Lövgren auf der Bank. Der THW-Kapitän stand
zunächst im Verdacht, den Virus aus Ägypten mitgebracht zu haben.
Lövgren und Thierry Omeyer
waren nach Kairo gereist, um für die Weltauswahl zu spielen. "Ich habe Nikola
seitdem gar nicht getroffen und ihn hat es trotzdem erwischt", verteidigte sich Lövgren.
Urteil: Unschuldig. Geschwächt, aber trotzdem hellwach - so boten die Hausherren 47
Minuten lang guten Sport. 24:15 führte der THW, der um den guten Thierry Omeyer eine
lückenlose Deckung aufgebaut hatte, als die Kräfte schwanden. Das Team von Velimir
Petkovic ("schade, dass es nicht Punkte für jede Halbzeit gibt") kam noch auf 24:27
heran. Aber um eine Sensation wie später in Flensburg (30:30) zu schaffen, hatte der
Wecker zu spät geklingelt
(siehe Spielbericht).
- 23./26. Dezember 2007
-
Täglich grüßt das Murmeltier. Das Weihnachtsfest verbrachte der THW Kiel auch in diesem
Jahr zu einem nicht unwesentlichen Teil im Mannschaftsbus. Am 23. Dezember reisten die
"Zebras" nach dem 35:26 (18:11)-Erfolg bei der HSG Wetzlar
(siehe Spielbericht)
die 550 Kilometer lange
Strecke nach Kiel zurück, um zwei Tage später wieder im Bus zu sitzen. Diesmal auf dem
Weg nach Kassel. Am zweiten Weihnachtsfeiertag folgte ein mühsames 36:31 (14:13) bei der
MT Melsungen, die den Besuch des Meisters zum Anlass genommen hatten, erstmals ein
Heimspiel auf dem Messegelände Kassel auszutragen. 4200 Zuschauer in der Rothenbach-Halle,
die erstmals für eine Sportveranstaltung genutzt wurde, und 2000 weitere Fans beim
Public Viewing sorgten für eine beeindruckende Kulisse. Das Publikum bekam eine Melsunger
Mannschaft zu sehen, die ihre Talfahrt stoppen wollte. Mitte der zweiten Halbzeit stand
die Partie auf der Kippe (21:20 für Kiel), als Kim Andersson sich ins Geschehen
einmischte und mit seinen Toren den Erfolg perfekt machte
(siehe Spielbericht).
- 29. Dezember 2007
-
Mit einem lockeren 33:21 (17:8)-Erfolg gegen den TV Großwallstadt verabschiedete sich der
THW Kiel aus einem denkwürdigen Handballjahr. Fünf Titel hatten die "Zebras", die
teilweise nur mit sieben Feldspielern und dem damals 42-jährigen Andrei Xepkin (FC
Barcelona) angetreten waren, im erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte abgeräumt. Der
Kehraus gegen die Franken war auch das letzte Spiel von "Leiharbeiter" Ales Pajovic, der
anschließend wieder zum spanischen Spitzenklub Ciudad Real zurückkehrte. Weil der
spanische Kongress Rückraumspieler Siarhei Rutenka und Ausnahmetorhüter Arpad Sterbik
einbürgerte, wurde im Starensemble wieder ein Arbeitsplatz für einen Ausländer frei - für
den Slowenen Pajovic. Zu Großwallstadt: TVG-Torhüter Chrischa Hannawald fasste das
ungleiche Geschehen in einem Satz zusammen: "Das war peinlich, wir haben uns blamiert."
(siehe Spielbericht).
- 2. Februar 2008
-
Wenige Tage nach der Europameisterschaft in Norwegen, an der neun "Zebras" teilgenommen
hatten, saßen die Spieler des THW Kiel wieder gemeinsam im Bus. Ziel war die
Bördelandhalle des SC Magdeburg, der in diesen Tagen in einer tiefen Krise steckte. Eine
Millionen-Lücke im Etat, die Stars Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk verkauft - der
Champions-League-Sieger des Jahres 2002 war dennoch eine harte Nuss für den Meister, der
sich nach einem intensiven Spiel schließlich aber doch mit 33:30 (16:14) durchsetzen
konnte. Kreisläufer Marcus Ahlm machte mit einem Doppelschlag in den letzten Sekunden den
Sieg an einem Ort perfekt, an dem
der THW im Dezember 2006 (24:39) die höchste Auswärtsniederlage der Vereinsgeschichte kassiert hatte.
Erfreulich auch, dass
Filip Jicha nach knapp vier Monaten sein Comeback geben konnte. Was war noch? Erstmals saß
Klaus-Dieter Petersen nicht mehr auf der Bank. Der Co-Trainer hatte sich mittlerweile zum
"Chef" beim Wilhelmshavener HV gemausert. Per SMS war er dennoch mit dabei. Vorher:
"Macht sie fertig." Nachher: "Glückwunsch."
(siehe Spielbericht).
- 5. Februar 2008
-
Drei Tage später traf der THW Kiel beim 34:29 (21:13)-Heimsieg gegen die Rhein-Neckar-Löwen
doch noch auf die Ex-Magdeburger Tkaczyk und Bielecki. Die beiden polnischen Vize-Weltmeister,
inzwischen ins Badische umgesiedelt, konnten den THW-Express in der ersten
Halbzeit aber nicht stoppen. Bedauernswert auch Henning Fritz, der hinter einer desolaten
Deckung an alter Wirkungsstätte keine Hand an den Ball bekam. 26:16 führten die
Hausherren in der 37. Minute. Zu diesem Zeitpunkt ohne Marcus Ahlm, der nach der dritten
Zeitstrafe die Rote Karte gesehen hatte. "Er ist nicht nur ein Kreisläufer", meinte
Noka Serdarusic später. "Für unser Spiel bedeutet er noch mehr." Ohne den Schweden kam Sand
ins Getriebe und die Gäste, angetrieben vom starken Christian Schwarzer, meldeten sich
zurück und warfen acht Tore in Folge (26:24/48.). Erst Viktor Szilagyi, der mit zwei
frechen Würfen aus der Hüfte traf, brachte den THW wieder auf Kurs. Ein Sieg, der mit
einer Gedenkminute für das verstorbene Handball-Idol Hein Dahlinger begonnen hatte. Eine
Minute, in der das Wort Ruhe in einer Halle eine neue Dimension erlebt hatte
(siehe Spielbericht).
- 14. Februar 2008
-
Viertes Spiel im Februar: Mit einem 30:24 (16:11)-Erfolg bei der GWD Minden setzten die
Kieler ihren Höhenflug fort. Die Ostwestfalen hatten sich in der Winterpause zwar mit
Frank von Behren (Flensburg) und Michael Haaß ("Löwen") verstärkt, aber die beiden fanden
noch keine Bindung zum Spiel. Stark spielte dagegen der kurzfristig vom norwegischen
Erstligisten Stavanger verpflichtete Torhüter Svenn-Erik Medus auf, der seinen Anteil an
einem kuriosen Zwischenstand hatte: Nach sechs Minuten stand es in der Kampa-Halle noch
immer torlos 0:0-Unentschieden
(siehe Spielbericht).
- 20. Februar 2008
-
Auch das 59. Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt war eines für die
Geschichtsbücher. Die "Zebras" siegten zwar mit 30:28 (15:14), mussten aber wieder
kräftig zittern. 35 Sekunden vor dem Abpfiff scheiterte Vid Kavticnik an SG-Torhüter Dan
Beutler, der anschließend für einen siebten Feldspieler (Ljubomir Vranjes) Platz machte.
Die Flensburger trugen ihren letzten Angriff gekonnt vor, doch Torge Johannsen fiel auf
dem Flug durch den Torkreis der Ball aus der Hand - es hätte das 29:29 für die Gäste, die
frühzeitig auf ihren Linkshänder Marcin Lijewski (dritte Zeitstrafe) verzichten mussten,
sein können. Stattdessen warf Nikola Karabatic den Ball ins leere Flensburger Tor - sein
elfter Treffer war der leichteste. Nicht ganz im Bilde war Mannschaftskollege
Kim Andersson, der Karabatic zurief "wirf, Nikola, wirf". In der Hektik hatte der Kieler
Rückraumspieler den Spielstand aus den Augen verloren und in diesem Moment geglaubt, es
würde 29:29-Unentschieden stehen
(siehe Spielbericht).
- 2. März 2008
-
Nach den beiden schweren Auswärtsspielen in der Champions League in Leon und Moskau hatte
der Bundesliga-Spielplan einen dankbaren Gegner für den THW Kiel parat: Den
Wilhelmshavener HV. Es war auch ein kurioses Duell der Trainer, hatte Kiels ehemaliger
Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen doch inzwischen die Verantwortung bei den Niedersachsen
übernommen. Kein leichtes Amt für "Pitti", fehlten ihm mit den verletzten Oliver
Köhrmann, Tobias Schröder und Jacek Bedzikowski doch drei Leistungsträger. Die Hausherren
hielten gegen eine müde Kieler Mannschaft dennoch bis zum 23:26 (47.) gut mit.
Thierry Omeyer hatte sich im Gummersbach-Spiel eine Fußverletzung zugezogen, wurde schon in
Moskau geschont. Kollege Mattias Andersson hatte sich in Moskau einen Kapselriss im
Mittelfußknochen zugezogen, Marcus Ahlm einen Sehnenanriss im Ringfinger zugezogen, Kim
Andersson musste sich wegen seiner Kniebeschwerden spritzen lassen
(siehe Spielbericht).
- 9. März 2008
-
Auch im Heimspiel gegen den VfL Gummersbach musste sich der THW Kiel zur Decke strecken.
Nikola Karabatic, der zehn seiner zwölf Tore vor der Pause warf, hatte dabei einmal mehr
großen Anteil am 31:28 (18:16)-Sieg. Die Gäste hatten überraschend auf ihren Weltklasse-Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson verzichtet, der zu diesem Zeitpunkt schon einen
Vorvertrag bei den Rhein-Neckar-Löwen unterschrieben hatte. Doch auch ohne ihren
Führungsspieler wehrten sich die Gäste hervorragend und führten in der 37. Minute sogar
mit 21:19. Erinnerungen an den 6. September 2006 wurden wach, als die Oberbergischen die
Ostseehalle (39:37) gestürmt hatten. Doch diesmal blieb die Bauchlandung aus. Auch, weil
Filip Jicha sich in der Phase der Unsicherheit ein Herz fasste und den Ball aus zehn
Metern Torentfernung energisch zum 20:21 wuchtete. Nur Sekunden später bediente der
Tscheche den am Kreis eingelaufenen Dominik Klein vorbildlich - 21:21. Das geschockte
Publikum wachte auf, die "Zebras" zeigten wieder ein breites Kreuz und hatten mit dem
eingewechselten Christian Zeitz noch einen Joker im Ärmel, der letztlich die Ernte
einfuhr. Der Linkshänder traf zum 29:26, servierte Klein das 30:27 und schaltete mit
einem "Steal" schließlich endgültig das Licht im VfL-Spiel aus. Witzig: In der Pause wäre
Ex-Zebra Adrian Wagner, inzwischen in Diensten der Gummersbacher, fast in der THW-Kabine
gelandet. "Ich bin aus alter Gewohnheit Karabatic hinterher gelaufen", musste auch "Addi"
über seine Orientierungslosigkeit schmunzeln. "Zum Glück habe ich es im letzten Moment
noch gemerkt. Noka hätte mich hochkantig rausgeworfen."
(siehe Spielbericht).
- 15. März 2008
-
Letzter Bundesliga-Auftritt vor dem Final Four in Hamburg. Gastgeber HBW Balingen-Weilstetten hatte
die eigenen vier Wände gegen die Porsche-Arena in Stuttgart getauscht,
um den Meister vor 6500 Zuschauern empfangen zu können. Die Kieler siegten verdienten mit
32:26 (18:16), doch gegen die sehr rustikal aufspielenden Baden-Württemberger (Henrik Lundström:
"Das hatte nichts mit Handball zu tun") ließen sie lange die richtige
Einstellung vermissen. Erst in der 39. Minute, Balingen führte 22:21, entschieden sich
die Kieler, das Spiel doch noch gewinnen zu wollen. Mit einem starken Omeyer und einer
nun sattelfesten Abwehr ließ der Meister bis zum Abpfiff nur noch vier Tore gegen einen
Gastgeber zu, der den THW immer wieder mit einem siebten Feldspieler überraschen wollte.
In Erinnerung blieb letztlich nur die Verletzung von Filip Jicha, der mit einem
Bänderanriss auch für das Pokalfinale ausfallen sollte und ein weiteres Kapitel der
kuriosen Siebenmeter-Geschichte des THW Kiel: An Ex-Nationaltorhüter Christian Ramota
scheiterten diesmal sechs (!) "Zebras"
(siehe Spielbericht).
- 8. April 2008
-
Zwischen den beiden Halbfinal-Spielen in der Champions League besiegte der THW Kiel den
erschreckend schwachen TuS N-Lübbecke mit 46:27 (23:10). Eine Niederlage, die TuS-Trainer
Zlatko Feric, er hatte im Saisonverlauf Velimir Kljaic abgelöst, erboste. "Meine Spieler
versuchen hier mit den Kielern Tempohandball zu spielen. Sie müssen doch gesehen haben,
was passiert ist, als der FC Barcelona das versucht hat." Die Spanier hatten zwei Tage
zuvor mit 31:41 in Kiel verloren. Bester Werfer war der zwölffache Torschütze
Kim Andersson ("ich war noch heiß vom Barcelona-Spiel"), doch die große Show lieferte diesmal
Igor Anic ab. Nach einer Viertelstunde wurde der junge Franzose für Marcus Ahlm
eingewechselt und erzielte noch elf Tore. Auch, weil die Kollegen ihn aus allen Lagen
anspielten, damit er, der die Saison zumeist als Zuschauer erlebt hatte, seinen Einsatz
auch genießen konnte. Anic gab sich bescheiden. "Ich muss noch viel lernen. In der Abwehr
habe ich schlimme Dinge gemacht." Zumindest gegen die harmlosen Ostwestfalen blieben
diese Fehler aber ohne Folgen. Was noch? Kim Andersson hatte eine 100-Prozent-Quote an
der Strafwurflinie (4/4). Das war in dieser Saison selten für einen Spieler des THW
(siehe Spielbericht).
- 16. April 2008
-
Showdown in Hamburg. Die Bundesliga blickte an diesem Mittwoch auf die Hansestadt. Würden
die Kieler auch das Auswärtsspiel beim HSV Hamburg ohne Niederlage überstehen, so, da
waren sich die Experten einig, wäre der alte Meister auch der neue. Die Hamburger, die
sich ebenfalls noch Minimalchancen auf den Titel ausrechneten, wollten sich zudem für die
Niederlage im Pokalfinale revanchieren. Für zusätzliches Feuer hatte der Boulevard
gesorgt, der mit platter Schwarz-Weiß-Berichterstattung die Spieler in "Täter" (Kiel) und
"Opfer" (Hamburg) aufgeteilt hatte. Ein dramatisches Nordderby endete schließlich 36:36
(19:19). Glück für Kiel, dass Omeyer zehn Sekunden vor dem Abpfiff einen Wurf seines
französischen Landsmanns Bertrand Gille parieren konnte. Spieler des Tages war
Filip Jicha, der sechs Siebenmeter direkt und einen siebten im Nachwurf verwandelte. Das
Hinspiel hatte Kiel an der Strafwurflinie verloren, das Rückspiel an gleicher Stelle aus
dem Feuer gerissen. Die Meisterschaft schien entschieden. Schien?
(siehe Spielbericht).
- 19. April 2008
-
Der 32:27 (15:12)-Heimsieg gegen den TBV Lemgo begann kurios: Gezeichnet von den
Strapazen der vergangenen Wochen unterliefen den Hausherren zunächst Fehler am Fließband.
So dauerte es acht Minuten, ehe Nikola Karabatic die Torflaute auf seine unnachahmliche
Art beendete. Gut für Kiel, dass die Ostwestfalen diese Schwächephase nur zu einer 3:0-Führung
nutzen konnten. Vor den Augen der beiden "Ex-Zebras" Johan Pettersson und
Magnus Wislander quälten sich die Kieler durch eine Partie, die sie allerdings zehn Minuten vor
dem Abpfiff (27:20) entschieden hatten. TBV-Trainer Markus Baur haderte mit den
pfeifenden Zwillingen Methe/Methe. "Die Zuschauer haben ein interessantes Spiel gesehen.
Leider haben sich zwei Herren diesem Niveau nicht angepasst." Vielleicht, so Baur, wären
sie auch nur überfordert gewesen. Und was meinte Johan Pettersson: "Die Kieler haben nur
getan, was sie mussten, um zu gewinnen."
(siehe Spielbericht).
- 23. April 2008
-
Noch fünf Spiele auf dem Weg zum Titel: Nächster Gegner war Aufsteiger TuSEM Essen, der
unter seinem Trainer Kristof Schargy wieder Rückenwind verspürte. Bei der 25:34 (14:18)-Niederlage
in Kiel war der Ruhrpott-Klub dennoch chancenlos. Der THW Kiel in diesen Tagen
zeichnete sich durch individuelle Klasse, einen starken Willen, aber auch durch fehlende
spielerische Klasse aus. Im Alltag kamen die müden Meister kaum noch in Schwung, nur in
Finalspielen setzten sie sich über den Schmerz hinweg. Das Heimspiel gegen Essen war ein
gutes Beispiel: Kiel siegte, ohne sich übermäßig anzustrengen. Noka Serdarusic
verzichtete zunächst mit Stefan Lövgren, Nikola Karabatic und
Thierry Omeyer auf drei
seiner Stammkräfte. Essen führte nach einer Viertelstunde mit 8:7, als der THW-Trainer
Karabatic, Lövgren und
Christian Zeitz einwechselte. Der THW bog nun zügig auf die
Siegerstraße ein, zumal mit Filip Jicha, der alle sechs Strafwürfe verwandelte, offenbar
doch ein Siebenmeter-Experte auf der Gehaltsliste des Meisters stand. Der übermotivierte
TuSEM-Rechtsaußen Mark Schmetz, der sich erst ein heißes Duell mit Henrik Lundström
lieferte, kassierte nach drei Zeitstrafen die Rote Karte
(siehe Spielbericht).
- 27. April 2008
-
Der Tag, an dem die Kieler fast noch die Meisterschaft verspielten. Der Tag, an dem
Spieler und Verantwortliche der SG Flensburg-Handewitt via Liveticker eine emotionale
Achterbahnfahrt erlebten. Dabei deutete beim knappen 27:26 (13:11)-Auswärtssieg gegen die
Füchse Berlin zunächst nichts auf ein Handball-Drama hin. Nach sechs Minuten führten die
Gäste in der mit 10?000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle mit 4:0. Die 4000
THW-Fans feierten ihre Helden. Doch gegen einen Aufsteiger, der mit verbissener
Leidenschaft kämpfte, gaben Karabatic & Co das Zepter mehr und mehr aus der Hand.
Schließlich führten die Berliner mit 24:18 (48.), die Halle kochte und die Kieler waren
ratlos. Verzweifelt schickte Noka Serdarusic mit Torhüter
Mattias Andersson und
Mittelmann Viktor Szilagyi zwei Spieler aufs Feld, die zuletzt kaum noch zum Einsatz
gekommen waren. Und die beiden holten tatsächlich die Kastanien noch aus dem Feuer.
Anderssons Paraden und die Tore von Szilagyi, der mit dem Abpfiff den überragenden
Berliner Torhüter Petr Stochl mit einem Schlagwurf aus großer Distanz überwand, ließen
die "Zebras" doch noch jubeln. Eine kuriose Schlussphase, die der ausgewechselte Filip Jicha
übrigens in den Katakomben erlebte - er konnte die Spannung nicht mehr aushalten.
Die Kieler hatten in den letzten Sekunden zudem Torhüter Mattias Andersson für einen
siebten Feldspieler (Stefan Lövgren) ausgewechselt
(siehe Spielbericht).
- 30. April 2008
-
Nach dem Berlin-Krimi erlebte der THW Kiel einen entspannten 34:24 (16:11)-Heimsieg gegen
die HSG Nordhorn. Die Gäste spielten mit angezogener Handbremse, hatten sie doch
lediglich ihre Endspiele um den EHF-Pokal gegen den FC Kopenhagen im Sinn. "Man darf
nicht mehr nehmen wollen, als man kriegen kann", hatte HSG-Trainer Ola Lindgren zuvor als
Parole ausgegeben. "Sonst steht man am Ende mit leeren Händen da." Da Dominik Klein als
Spitze einer 5:1-Deckung zudem Linkshänder Holger Glandorf ausschaltete, blieben die
Niedersachsen, die mit den verletzten Piotr Przybecki und Bjarte Myrhol auf zwei
Schlüsselspieler verzichten mussten, chancenlos. Als Noka Serdarusic in der Schlussphase
die beiden "Berlin-Besieger" Mattias Andersson und
Viktor Szilagyi einwechselte, war das
Glück der THW-Fans perfekt
(siehe Spielbericht).
- 14. Mai 2008
-
Die Flensburger Niederlage in Magdeburg hatte die 14. Kieler Meisterschaft schon so gut
wie perfekt gemacht. Dennoch wollten sich die "Zebras" im letzten Auswärtsspiel bei FA
Göppingen die Schale selbst verdienen und nicht auf eine gleichzeitige Pleite der SG bei
den Rhein-Neckar-Löwen hoffen. 8:6 führten die Göppinger. Doch die Zwei-Tore-Führung nach
zehn Minuten verdankten sie weniger ihrer Klasse. THW-Torhüter Thierry Omeyer bekam
keinen Fuß in die Tür und seine Vorderleute ihre Nerven nicht in den Griff. Doch mit der
Einwechslung von Mattias Andersson, der bis zur Pause neun Paraden zeigte, ging ein Ruck
durch das Kieler Team. Konzentriert in Abwehr und Angriff legten die "Zebras" mit einem
Zwischenspurt auf 17:10 (22.) den Grundstein zum 43:31 (21:14)-Sieg
(siehe Spielbericht).
- 17. Mai 2008
-
Der 35:26-Sieg zum Saisonkehraus gegen die HSG Wetzlar mutierte zur Randnotiz der
Hallenstatistik. Die Kieler Fans wollten nur eines: feiern, feiern, feiern. 20 Minuten
hielten sich die Gäste wacker, dann zerbrach die HSG-Deckung wie Blätterteig. Der THW zog
bis zur Pause auf 20:12 davon. Nach dem Schlusspfiff dominierten die Emotionen. Erst
stemmte THW-Kapitän Stefan Lövgren im Champagner getränkten Konfetti-Regen die
Meisterschale in die Höhe, anschließend verabschiedeten 10250 Zushauer Mattias Andersson
(Großwallstadt) und Viktor Szilagyi (Gummersbach). Als "Spacemen" vom anderen Stern
traten die "Zebras" den Weg zum Rathausplatz traditionell im Autokorso an. Dann fielen
vor 15000 Fans die letzten Hemmungen. Um 5 Uhr morgens endete die Meister-Sause im
Restaurant "Tonis"
(siehe Spielbericht).
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008)