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25.05.2008 Bundesliga

Zebra-Journal: Manchmal ist es eben wie immer

Mit Nerven aus Drahtseilen wehrte der THW die Angriffe der Konkurrenz ab

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008:

Deutscher Meister 2008: der THW Kiel!
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Die Nordklubs Flensburg, Hamburg und Kiel lieferten sich wie erwartet einen packenden Dreikampf um die Meisterschaft. Mit satten sieben Punkten Vorsprung jubelte am Ende aber wieder der THW. Zum elften Mal in den vergangenen 14 Jahren.
25. August 2007
Am Anfang stand der 39:28 (19:17)-Heimsieg gegen die MT Melsungen. Zwei Punkte, die sich die Kieler allerdings hart verdienen mussten. Kurz vor der Pause führten die frech aufspielenden Hessen noch mit 15:14 (26.). Die "Zebras" starteten wie die neue Einlaufzeremonie - holprig. Erst Mattias Andersson, der die zweite Halbzeit mit einer spektakulären Doppelparade einleitete, gab das Signal zum Aufbruch. Der starke Vid Kavticnik warf sechs seiner neun Tore nach der Pause und fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff (23:17) waren die Rollen klar verteilt. "Angesichts der Titanic-Ausstellung, die hier bis vor Kurzem stattgefunden hat, haben wir uns vorgenommen, nicht unterzugehen", bewies MT-Manager Bernd Kaiser Humor. "Bei minus elf Toren sind wir das auch nicht." Am Ende gab es den erwarteten Sieger, aber offensichtlich keinen Verlierer. Unglücklich waren nur die Zocker. Das Tor von Klitgaard verdarb ihnen 30 Sekunden vor dem Abpfiff noch die Börse, war mit einer Wette auf den THW doch nur Geld zu verdienen, wenn er mit mehr als elf Toren Vorsprung gewonnen hätte (siehe Spielbericht).
1. September 2007
Mit einem 26:26 in eigener Halle gegen den TV Großwallstadt war der THW Kiel in die vergangene Saison gestolpert. Doch diesmal trumpfte der Meister souveräner auf. Mit 40:26 (19:10) siegte der THW vor den Augen von Bundestrainer Heiner Brand in Aschaffenburg. "Es macht keinen Spaß mehr, gegen diesen THW Kiel zu spielen", sollte TVG-Trainer Michael Roth nach der bitteren Lehrstunde sagen. Er sagte auch: "Es wird den anderen Mannschaften kaum besser ergehen." Ein erstes Indiz dafür, mit welchem Tempo die Kieler auch durch diese Spielzeit rasen sollten. Eine starke Defensive und die Tore von Vid Kavticnik (8) ebneten wie zum Saisonauftakt gegen Melsungen den Weg. Am zweiten Spieltag war Kieler Erster und Flensburg Zweiter - manchmal ist es eben wie immer. Am Tag danach feierte Trainer Noka Serdarusic Geburtstag, eine Party gab es aber nicht. "Ich werde doch keine 18, sondern 57. Das ist ja eher ein Anlass zum Trauern." (siehe Spielbericht).
5. September 2007
Der THW Kiel gewann mit 32:18 (15:10) gegen GWD Minden auch sein zweites Heimspiel. Doch die Zahlen verzerren die Wirklichkeit. Nach einer Viertelstunde führte das Kellerkind mit 8:3, Noka Serdarusic nahm eine Auszeit, und auf den Rängen der Ostseehalle kehrte eine denkwürdige Ruhe ein. Der THW-Trainer hatte die "Neuen" Filip Jicha, Börge Lund und Igor Anic im Paket in die Start-Sieben gestellt. Ein Experiment. "Man hat gesehen, dass es nur eine Variante gibt, mit der es richtig funktioniert", meinte Serdarusic nach dem Abpfiff. "Und zwar mit den Spielern, die schon im letzten Jahr bei mir waren." Zum Entsetzen seines Kollegen Richard Ratka wechselte er nach der Auszeit mit Stefan Lövgren, Nikola Karabatic, Marcus Ahlm und Dominik Klein vier Weltklassespieler ein, die bis zur Pause eine Bilanz von 12:2 Toren vorweisen konnten. Spaß hatte in den Reihen der Gäste jetzt nur noch Georg Auerswald. Der 19-Jährige stammt aus der GWD-Jugend, spielte in der vergangenen Saison noch in der Regionalliga und durfte sich nun gegen Kiel ausprobieren. Als Auerswald zum 16:27 (52.) traf, rannte er mit breitem Grinsen und Siegerfaust durch die Halle. So sah in dieser Saison Glück für THW-Gegner in der Ostseehalle aus (siehe Spielbericht).
8. September 2007
Drittes Heimspiel, dritter Sieg. Diesmal gewannen die "Zebras" mit 30:25 (16:10) gegen den SC Magdeburg, der zu diesem Zeitpunkt noch eine Spitzenmannschaft war. Der finanzielle Kollaps stand noch aus und die Rückraum-Asse Grzegorz Tkaczyk und Karol Bielecki, die in der Winterpause zu den Rhein-Neckar-Löwen wechseln sollten, hatten noch nicht ihre Koffer gepackt. Die beiden polnischen Vizeweltmeister warfen gemeinsam zwölf Tore, also fast jedes zweite. Den Erfolg verdankten die Hausherren in erster Linie den Franzosen Thierry Omeyer (18 Paraden) und Nikola Karabatic (7 Tore). SCM-Torhüter Silvio Heinevetter, der in diesen Tagen noch als potenzieller Neuzugang bei den Kielern gehandelt wurde, kam mit dem Druck in der Halle nicht klar und hielt nur vier Bälle (siehe Spielbericht). Zu wenig. Magdeburg kam übrigens zehn Tage später in der 2. Runde um den DHB-Pokal wieder nach Kiel und verlor diesmal mit 27:44 (siehe Spielbericht).
12. September 2007
In der Mannheimer SAP-Arena hatte der THW eine harte Nuss zu knacken. Die Rhein-Neckar-Löwen wehrten sich bis zur letzten Sekunde gegen die 25:26 (14:13)-Niederlage. Angeführt vom überragenden Oleg Velyky, der in der Winterpause zum HSV Hamburg wechseln sollte, bewegten sich beide Teams bis zum Abpfiff auf Augenhöhe. 25:24 führte der THW, als Oliver Roggisch nach einer Zeitstrafe zu früh auf das Spielfeld zurückkehrte und dafür seine dritte Strafzeit kassierte - Rote Karte für den Weltmeister und Kiel in Überzahl. Doch Nikola Karabatic (Pfosten) und Dominik Klein (Latte) scheiterten. Aber auf der Gegenseite vergab auch der bis dato neunfache Torschütze Mariusz Jurasik den Ausgleich, und der Schwede Kim Andersson sorgte in einer hitzigen Partie, in der Henning Fritz im Löwen-Tor ein starkes Spiel ablieferte, für die Entscheidung. "Ich bin froh, dass wir ein so schlechtes Spiel gewonnen haben", atmete auch THW-Trainer Noka Serdarusic am Ende durch. Fünf Siege, 10:0 Punkte, die Kieler konnten entspannt zum Derby nach Flensburg reisen (siehe Spielbericht).
22. September 2007
In der Campushalle endete der Höhenflug des THW Kiel. Mit 32:37 (13:20) unterlagen die "Zebras" der SG Flensburg-Handewitt, die an diesem Tag eine Spur bissiger war. Bitter für die Kieler, dass sie neben den beiden Punkten auch noch Filip Jicha verloren. Der Tscheche knickte in der ersten Halbzeit um und humpelte zunächst in die Kabine. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er sich einen schweren Meniskusschaden im linken Knie zugezogen hatte und knapp vier Monate ausfallen sollte. Für zusätzliches Feuer sorgte der neue SG-Manager Fynn Holpert, der mit einem erfundenen Zitat seine Mannschaft motiviert hatte. "Ich habe erzählt, dass Noka Serdarusic im Radio gesagt hat, Flensburg sei kein Gegner für Kiel", so der 40-Jährige, der später zugab, dieses Zitat des THW-Trainers nie gehört zu haben. Schwindeln für den Erfolg? Das, so Holpert, sei ein zulässiges Stilmittel. "Das ist billig und niveaulos", ärgerte sich dagegen THW-Manager Uwe Schwenker. "Noka hat stets die Arbeit anderer Klubs respektiert und würde so etwas nie sagen." Damit, so Schwenker, habe sich Holpert als Kollege disqualifiziert. Den Flensburgern war es egal, sie hatten sich für das verlorene Champions-League-Finale revanchiert und den Tabellenführer THW Kiel abgelöst (siehe Spielbericht).
26. September 2007
Beim 500. Heimspiel von Hallensprecher Rolf Körting konnte auch der THW Kiel feiern. Mit 34:29 (22:13) besiegten die Gastgeber einen chancenlosen Wilhelmshavener HV. Bester Kieler Werfer war Stefan Lövgren, der für seine zehn Tore nur 42 Minuten benötigte. Da führten die "Zebras" mit 29:18, und der Kapitän durfte sich auf der Bank ausruhen. Es war ein Spiel der Experimente. So kam der junge Igor Anic am Kreis zum Einsatz, und die beiden Linksaußen Dominik Klein und Henrik Lundström, die sich in der Regel auf dem Feld ablösen, spielten gemeinsam mit. Klein als Manndeckung gegen den starken WHV-Spielmacher Oliver Köhrmann und Lundström als Rechtsaußen - Vid Kavticnik sollte vor dem schweren Auswärtsspiel in der Champions League in Montpellier geschont werden. "Es war ein netter Abend für uns", meinte WHV-Trainer Michael Biegler. Er hatte sich offensichtlich nicht mehr ausgerechnet. Lob gab es auch vom Sieger. "Sie sind hier mutiger aufgetreten als beispielsweise der SC Magdeburg im Pokal", meinte Viktor Szilagyi (siehe Spielbericht).
3. Oktober 2007
Der Tag des Ales Pajovic. Der THW Kiel siegte 33:31 (17:13) in der Kölnarena des VfL Gummersbach. Überragender Akteur war der zehnfache Torschütze Ales Pajovic. Pajovic? Die Kieler mussten in diesen Tagen neben Filip Jicha auch noch Nikola Karabatic ersetzen, der sich in Montpellier eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte. Pajovic saß damals bei Ciudad Real nur auf der Tribüne, weil der spanische Spitzenklub sein Ausländerkontingent ausgeschöpft hatte. Als er den Anruf aus Kiel bekam, zögerte der 28-jährige Slowene keine Sekunde. Nach nur zwei Trainingseinheiten, in denen er fünf der rund 50 Spielzüge inhalierte, besetzte er gegen Gummersbach erfolgreich die Schlüsselpositionen im linken Rückraum und im Mittelblock. "Ich hatte die Meisterschaft nach dem Montpellier-Spiel schon abgehakt", gab Noka Serdarusic später zu. "Aber vielleicht kann uns Ales helfen, dass wir doch noch im Rennen bleiben." (siehe Spielbericht).
14. Oktober 2007
Beim lockeren 36:21 (15:7)-Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten konnten sich die Kieler von den erfolgreichen Auftritten in der Champions League gegen Hammarby IF und HCM Constanta erholen. Neben einem überzeugenden Thierry Omeyer setzten sich die beiden siebenfachen Torschützen Börge Lund und Dominik Klein gut in Szene. Großen Glanz konnten die Kieler in dieser Phase der Meisterschaft im Angriff nicht verbreiten. Neben Jicha und Karabatic fehlten auch Kim Andersson (Bänderriss) und Christian Zeitz (Hüftoperation). Die Abwehr sollte es richten, und die war für die bedauernswerten Baden-Württemberger nicht zu knacken. Die Siebenmeterkrise, die den THW bis zur Meisterfeier begleiten sollte, erlebte an diesem Sonntag einen Tiefpunkt. So durfte sich neben Vid Kavticnik, Stefan Lövgren und Klein auch Marcus Ahlm vergeblich versuchen. Der Kreisläufer traf nur den Pfosten (siehe Spielbericht).
17. Oktober 2007
Beim Aufsteiger TuSEM Essen schnappte sich die Flügelzange die beiden Punkte. Dominik Klein (8) und Vid Kavticnik (10) warfen beim 33:27 (18:12)-Sieg gegen Essen 18 Tore (siehe Spielbericht). Der THW war gewarnt, hatten die Essener doch zuvor die Rhein-Neckar-Löwen geschlagen und der SG Flensburg-Handewitt einen Punkt abgeknöpft. Kiel ließ in der mit 3200 Zuschauern erstmals ausverkauften Arena "Am Hallo" aber keine Sensation zu und reiste mit dem letzten Aufgebot nach Slowenien weiter. In Celje spielten der Gastgeber und die drei Europapokal-Sieger Kiel (Champions League), HSV Hamburg (Pokalsieger-Cup) und der SC Magdeburg (EHF-Cup) den Titel eines Vereins-Europameisters aus. Die Kieler gewannen, obwohl sie Ales Pajovic in seiner Heimatstadt nicht einsetzen durften. Ciudad Real verlangte neben der dreimonatigen Leihgebühr von 100.000 Euro weitere 40.000 für seine Teilnahme an der Vereins-EM. Zu viel für Kiel. Also siegten sie eben ohne den Slowenen.
3. November 2007
Ein bitterer Nachmittag für den TuS N-Lübbecke. Die Ostwestfalen hatten sich gegen den THW Kiel sowieso nicht viel ausgerechnet. Nun fiel vor dem Besuch des Meisters auch noch ihr Stammtorhüter Nikola Blazicko (Kreuzbandriss) aus, und bei den Gästen gaben Christian Zeitz und Nikola Karabatic ihr Comeback. Letzterer sogar ein denkwürdiges: 90 Sekunden hatte er beim 42:25 (18:9)-Erfolg seines Teams mitgespielt, als er mit einer blutenden Risswunde über dem rechten Auge ausgewechselt werden musste. Lövgren und Ahlm stellten die Weichen für ein Schützenfest.

Hingegen verließ Karabatic in Begleitung von Dr. Rainer Freitag die Halle. Der Mannschaftsarzt des TuS N-Lübbecke wollte die Wunde in einem sterileren Umfeld behandeln und da er im wahren Leben Oberarzt in der Unfallchirurgie des benachbarten Kreiskrankenhauses ist, versorgte er Karabatic dort in Rekordzeit. Genäht und verpflastert ließ Kiels Rückraumspieler sich in der 38. Minute wieder einwechseln, warf noch sieben Tore und verzückte nicht nur TuS-Manager Zlatko Feric ("ich bewundere diesen Spieler"). Als die Karabatic-Gala begann, waren die Punkte allerdings schon längst verteilt. Das verpatzte Abschlusstraining in der Lübbecker Schulsporthalle, in der die Kieler nur ohne ihre Harztöpfe üben durften, war offensichtlich ohne Folgen geblieben. "Es macht großen Spaß, Kiel spielen zu sehen", lobte der verletzte TuS-Torhüter Blazicko, der hilflos zusehen musste, wie seine Kollegen in den ersten zwölf Minuten ohne Tore blieben. "Die werfen mehr als 40 Tore und es sieht so aus, als würden sie nicht einmal schwitzen." Die SG Flensburg verlor am gleichen Wochenende in Göppingen mit 29:31 - die Kieler Welt war also in bester Ordnung (siehe Spielbericht).

6. November 2007
Nach 426 Tagen reißt in der Ostseehalle eine stolze Serie: Ausgerechnet im Nord-Derby gegen den HSV Hamburg gibt der THW Kiel erstmals wieder beide Punkte ab. Ein Grund für die 30:31 (16:15)-Niederlage war auch Nationaltorhüter Johannes Bitter, der vier Siebenmeter parierte. Zwei weitere warfen die "Zebras" an die Latte. Gegen die aggressive und offensive Abwehr der Gäste fanden die Hausherren kein Mittel. Zu oft griffen sie zur Brechstange. Auch Nikola Karabatic, der mit neun Toren bester THW-Werfer war, wirkte nach seinem Comeback wenige Tage zuvor übermotiviert und riss das Spiel immer wieder an sich. Sekunden vor dem Abpfiff hatte Kreisläufer Marcus Ahlm zwar noch einmal ausgeglichen, doch der elffache Torschütze Kyung-Shin Yoon traf ins Schwarze, als die Hallenuhr 59 Minuten und 58 Sekunden anzeigte. Eine Punktlandung. "Für die Meisterschaft bedeutet das nichts", meinte HSV-Kreisläufer Bertrand Gille nach dem ersten Sieg der Hamburger in Kiel. Er sollte Recht behalten (siehe Spielbericht).
18. November 2007
Mit einem 35:26 (15:13)-Erfolg beim TBV Lemgo schüttelte der THW Kiel die Albträume nach der Heimniederlage gegen Hamburg ab. Allerdings spielte der "HSV-Geist" auch im mit 10?000 Zuschauern ausverkauften Gerry-Weber-Stadion im westfälischen Halle mit. Die Hausherren, die sonst mit der klassischen 6:0-Deckung verteidigen, hatten sich überraschend für das Hamburger Erfolgsmodell, die offensive 3:3-Abwehr, entschieden. Lemgo, damals von Interimstrainer Volker Zerbe betreut, überrumpelte die "Zebras" und führte nach zehn Minuten mit 6:1. Noka Serdarusic ("mit dieser Abwehrvariante hatte ich nicht gerechnet") nahm eine Auszeit und seine Schützlinge einen neuen Anlauf. Und was für einen: Nikola Karabatic war nun nicht mehr aufzuhalten. Der Franzose warf noch vor der Pause acht seiner elf Tore und stellte die Weichen auf Sieg. "Er war heute der Unterschied", lobte der mitgereiste Filip Jicha, der beim letzten THW-Sieg in Lemgo (35:31) noch 15 Tore für den TBV geworfen hatte (siehe Spielbericht).
24. November 2007
Einmal mehr war Nikola Karabatic, am Vormittag zu "Kiels Sportler des Jahres" gewählt, der auffälligste Spieler in Reihen des THW Kiel, der beim 34:25 (18:12)-Heimsieg gegen die Füchse Berlin keine Schwierigkeiten hatte. An diesem Herbst-Nachmittag war nicht zu erkennen, dass der Aufsteiger im Frühling 2008 noch einmal ein Stolperstein auf dem Weg zur 14. Deutschen Meisterschaft werden könnte. Oder doch? Der tschechische Nationaltorhüter Petr Stochl, der THW-Schrecken im Rückspiel, hielt auch in Kiel schon 21 Bälle. "Die Neun-Tore-Niederlage ist angemessen und liegt voll in unserer Zielvorstellung", meinte Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel. "Vor der Partie hatten wir gesagt, alles unter zehn Toren Rückstand sei moralisch wie ein Punktgewinn." (siehe Spielbericht).
1. Dezember 2007
Dritte Niederlage für den THW Kiel. Es sollte die letzte bleiben. Ein Trost war das nach der 29:34 (14:18)-Pleite bei der HSG Nordhorn allerdings nicht. Eine unschöne Rückkehr in die alte Heimat erlebte Börge Lund, der von den 4200 Zuschauern im Euregium ausgepfiffen wurde. "Ich glaube, dass die Leute ihn mögen", tröstete der überragende HSG-Kreisläufer Bjarte Myrhol anschließend seinen norwegischen Landsmann. "Auch wenn sie es heute nicht gezeigt haben." Die dritte Niederlage ließ den Meister auf Platz vier in der Tabelle purzeln. Dagegen rutschten die Niedersachsen, die in Torwart-Dino Peter Gentzel (23 Paraden) ihren überragenden Akteur hatten, hinter die SG Flensburg auf Rang zwei und zählten zu den heißesten Meisterschaftsfavoriten (siehe Spielbericht).
15. Dezember 2007
An diesem Sonnabend hatte der THW Kiel gleich zwei Gegner: FA Göppingen und einen hartnäckigen Magen-Darm-Virus. So saßen beim mühsamen 28:24 (18:11)-Heimsieg gegen die Schwaben zunächst Marcus Ahlm und Stefan Lövgren auf der Bank. Der THW-Kapitän stand zunächst im Verdacht, den Virus aus Ägypten mitgebracht zu haben. Lövgren und Thierry Omeyer waren nach Kairo gereist, um für die Weltauswahl zu spielen. "Ich habe Nikola seitdem gar nicht getroffen und ihn hat es trotzdem erwischt", verteidigte sich Lövgren. Urteil: Unschuldig. Geschwächt, aber trotzdem hellwach - so boten die Hausherren 47 Minuten lang guten Sport. 24:15 führte der THW, der um den guten Thierry Omeyer eine lückenlose Deckung aufgebaut hatte, als die Kräfte schwanden. Das Team von Velimir Petkovic ("schade, dass es nicht Punkte für jede Halbzeit gibt") kam noch auf 24:27 heran. Aber um eine Sensation wie später in Flensburg (30:30) zu schaffen, hatte der Wecker zu spät geklingelt (siehe Spielbericht).
23./26. Dezember 2007
Täglich grüßt das Murmeltier. Das Weihnachtsfest verbrachte der THW Kiel auch in diesem Jahr zu einem nicht unwesentlichen Teil im Mannschaftsbus. Am 23. Dezember reisten die "Zebras" nach dem 35:26 (18:11)-Erfolg bei der HSG Wetzlar (siehe Spielbericht) die 550 Kilometer lange Strecke nach Kiel zurück, um zwei Tage später wieder im Bus zu sitzen. Diesmal auf dem Weg nach Kassel. Am zweiten Weihnachtsfeiertag folgte ein mühsames 36:31 (14:13) bei der MT Melsungen, die den Besuch des Meisters zum Anlass genommen hatten, erstmals ein Heimspiel auf dem Messegelände Kassel auszutragen. 4200 Zuschauer in der Rothenbach-Halle, die erstmals für eine Sportveranstaltung genutzt wurde, und 2000 weitere Fans beim Public Viewing sorgten für eine beeindruckende Kulisse. Das Publikum bekam eine Melsunger Mannschaft zu sehen, die ihre Talfahrt stoppen wollte. Mitte der zweiten Halbzeit stand die Partie auf der Kippe (21:20 für Kiel), als Kim Andersson sich ins Geschehen einmischte und mit seinen Toren den Erfolg perfekt machte (siehe Spielbericht).
29. Dezember 2007
Mit einem lockeren 33:21 (17:8)-Erfolg gegen den TV Großwallstadt verabschiedete sich der THW Kiel aus einem denkwürdigen Handballjahr. Fünf Titel hatten die "Zebras", die teilweise nur mit sieben Feldspielern und dem damals 42-jährigen Andrei Xepkin (FC Barcelona) angetreten waren, im erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte abgeräumt. Der Kehraus gegen die Franken war auch das letzte Spiel von "Leiharbeiter" Ales Pajovic, der anschließend wieder zum spanischen Spitzenklub Ciudad Real zurückkehrte. Weil der spanische Kongress Rückraumspieler Siarhei Rutenka und Ausnahmetorhüter Arpad Sterbik einbürgerte, wurde im Starensemble wieder ein Arbeitsplatz für einen Ausländer frei - für den Slowenen Pajovic. Zu Großwallstadt: TVG-Torhüter Chrischa Hannawald fasste das ungleiche Geschehen in einem Satz zusammen: "Das war peinlich, wir haben uns blamiert." (siehe Spielbericht).
2. Februar 2008
Wenige Tage nach der Europameisterschaft in Norwegen, an der neun "Zebras" teilgenommen hatten, saßen die Spieler des THW Kiel wieder gemeinsam im Bus. Ziel war die Bördelandhalle des SC Magdeburg, der in diesen Tagen in einer tiefen Krise steckte. Eine Millionen-Lücke im Etat, die Stars Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk verkauft - der Champions-League-Sieger des Jahres 2002 war dennoch eine harte Nuss für den Meister, der sich nach einem intensiven Spiel schließlich aber doch mit 33:30 (16:14) durchsetzen konnte. Kreisläufer Marcus Ahlm machte mit einem Doppelschlag in den letzten Sekunden den Sieg an einem Ort perfekt, an dem der THW im Dezember 2006 (24:39) die höchste Auswärtsniederlage der Vereinsgeschichte kassiert hatte. Erfreulich auch, dass Filip Jicha nach knapp vier Monaten sein Comeback geben konnte. Was war noch? Erstmals saß Klaus-Dieter Petersen nicht mehr auf der Bank. Der Co-Trainer hatte sich mittlerweile zum "Chef" beim Wilhelmshavener HV gemausert. Per SMS war er dennoch mit dabei. Vorher: "Macht sie fertig." Nachher: "Glückwunsch." (siehe Spielbericht).
5. Februar 2008
Drei Tage später traf der THW Kiel beim 34:29 (21:13)-Heimsieg gegen die Rhein-Neckar-Löwen doch noch auf die Ex-Magdeburger Tkaczyk und Bielecki. Die beiden polnischen Vize-Weltmeister, inzwischen ins Badische umgesiedelt, konnten den THW-Express in der ersten Halbzeit aber nicht stoppen. Bedauernswert auch Henning Fritz, der hinter einer desolaten Deckung an alter Wirkungsstätte keine Hand an den Ball bekam. 26:16 führten die Hausherren in der 37. Minute. Zu diesem Zeitpunkt ohne Marcus Ahlm, der nach der dritten Zeitstrafe die Rote Karte gesehen hatte. "Er ist nicht nur ein Kreisläufer", meinte Noka Serdarusic später. "Für unser Spiel bedeutet er noch mehr." Ohne den Schweden kam Sand ins Getriebe und die Gäste, angetrieben vom starken Christian Schwarzer, meldeten sich zurück und warfen acht Tore in Folge (26:24/48.). Erst Viktor Szilagyi, der mit zwei frechen Würfen aus der Hüfte traf, brachte den THW wieder auf Kurs. Ein Sieg, der mit einer Gedenkminute für das verstorbene Handball-Idol Hein Dahlinger begonnen hatte. Eine Minute, in der das Wort Ruhe in einer Halle eine neue Dimension erlebt hatte (siehe Spielbericht).
14. Februar 2008
Viertes Spiel im Februar: Mit einem 30:24 (16:11)-Erfolg bei der GWD Minden setzten die Kieler ihren Höhenflug fort. Die Ostwestfalen hatten sich in der Winterpause zwar mit Frank von Behren (Flensburg) und Michael Haaß ("Löwen") verstärkt, aber die beiden fanden noch keine Bindung zum Spiel. Stark spielte dagegen der kurzfristig vom norwegischen Erstligisten Stavanger verpflichtete Torhüter Svenn-Erik Medus auf, der seinen Anteil an einem kuriosen Zwischenstand hatte: Nach sechs Minuten stand es in der Kampa-Halle noch immer torlos 0:0-Unentschieden (siehe Spielbericht).
20. Februar 2008
Auch das 59. Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt war eines für die Geschichtsbücher. Die "Zebras" siegten zwar mit 30:28 (15:14), mussten aber wieder kräftig zittern. 35 Sekunden vor dem Abpfiff scheiterte Vid Kavticnik an SG-Torhüter Dan Beutler, der anschließend für einen siebten Feldspieler (Ljubomir Vranjes) Platz machte. Die Flensburger trugen ihren letzten Angriff gekonnt vor, doch Torge Johannsen fiel auf dem Flug durch den Torkreis der Ball aus der Hand - es hätte das 29:29 für die Gäste, die frühzeitig auf ihren Linkshänder Marcin Lijewski (dritte Zeitstrafe) verzichten mussten, sein können. Stattdessen warf Nikola Karabatic den Ball ins leere Flensburger Tor - sein elfter Treffer war der leichteste. Nicht ganz im Bilde war Mannschaftskollege Kim Andersson, der Karabatic zurief "wirf, Nikola, wirf". In der Hektik hatte der Kieler Rückraumspieler den Spielstand aus den Augen verloren und in diesem Moment geglaubt, es würde 29:29-Unentschieden stehen (siehe Spielbericht).
2. März 2008
Nach den beiden schweren Auswärtsspielen in der Champions League in Leon und Moskau hatte der Bundesliga-Spielplan einen dankbaren Gegner für den THW Kiel parat: Den Wilhelmshavener HV. Es war auch ein kurioses Duell der Trainer, hatte Kiels ehemaliger Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen doch inzwischen die Verantwortung bei den Niedersachsen übernommen. Kein leichtes Amt für "Pitti", fehlten ihm mit den verletzten Oliver Köhrmann, Tobias Schröder und Jacek Bedzikowski doch drei Leistungsträger. Die Hausherren hielten gegen eine müde Kieler Mannschaft dennoch bis zum 23:26 (47.) gut mit. Thierry Omeyer hatte sich im Gummersbach-Spiel eine Fußverletzung zugezogen, wurde schon in Moskau geschont. Kollege Mattias Andersson hatte sich in Moskau einen Kapselriss im Mittelfußknochen zugezogen, Marcus Ahlm einen Sehnenanriss im Ringfinger zugezogen, Kim Andersson musste sich wegen seiner Kniebeschwerden spritzen lassen (siehe Spielbericht).
9. März 2008
Auch im Heimspiel gegen den VfL Gummersbach musste sich der THW Kiel zur Decke strecken. Nikola Karabatic, der zehn seiner zwölf Tore vor der Pause warf, hatte dabei einmal mehr großen Anteil am 31:28 (18:16)-Sieg. Die Gäste hatten überraschend auf ihren Weltklasse-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson verzichtet, der zu diesem Zeitpunkt schon einen Vorvertrag bei den Rhein-Neckar-Löwen unterschrieben hatte. Doch auch ohne ihren Führungsspieler wehrten sich die Gäste hervorragend und führten in der 37. Minute sogar mit 21:19. Erinnerungen an den 6. September 2006 wurden wach, als die Oberbergischen die Ostseehalle (39:37) gestürmt hatten. Doch diesmal blieb die Bauchlandung aus. Auch, weil Filip Jicha sich in der Phase der Unsicherheit ein Herz fasste und den Ball aus zehn Metern Torentfernung energisch zum 20:21 wuchtete. Nur Sekunden später bediente der Tscheche den am Kreis eingelaufenen Dominik Klein vorbildlich - 21:21. Das geschockte Publikum wachte auf, die "Zebras" zeigten wieder ein breites Kreuz und hatten mit dem eingewechselten Christian Zeitz noch einen Joker im Ärmel, der letztlich die Ernte einfuhr. Der Linkshänder traf zum 29:26, servierte Klein das 30:27 und schaltete mit einem "Steal" schließlich endgültig das Licht im VfL-Spiel aus. Witzig: In der Pause wäre Ex-Zebra Adrian Wagner, inzwischen in Diensten der Gummersbacher, fast in der THW-Kabine gelandet. "Ich bin aus alter Gewohnheit Karabatic hinterher gelaufen", musste auch "Addi" über seine Orientierungslosigkeit schmunzeln. "Zum Glück habe ich es im letzten Moment noch gemerkt. Noka hätte mich hochkantig rausgeworfen." (siehe Spielbericht).
15. März 2008
Letzter Bundesliga-Auftritt vor dem Final Four in Hamburg. Gastgeber HBW Balingen-Weilstetten hatte die eigenen vier Wände gegen die Porsche-Arena in Stuttgart getauscht, um den Meister vor 6500 Zuschauern empfangen zu können. Die Kieler siegten verdienten mit 32:26 (18:16), doch gegen die sehr rustikal aufspielenden Baden-Württemberger (Henrik Lundström: "Das hatte nichts mit Handball zu tun") ließen sie lange die richtige Einstellung vermissen. Erst in der 39. Minute, Balingen führte 22:21, entschieden sich die Kieler, das Spiel doch noch gewinnen zu wollen. Mit einem starken Omeyer und einer nun sattelfesten Abwehr ließ der Meister bis zum Abpfiff nur noch vier Tore gegen einen Gastgeber zu, der den THW immer wieder mit einem siebten Feldspieler überraschen wollte. In Erinnerung blieb letztlich nur die Verletzung von Filip Jicha, der mit einem Bänderanriss auch für das Pokalfinale ausfallen sollte und ein weiteres Kapitel der kuriosen Siebenmeter-Geschichte des THW Kiel: An Ex-Nationaltorhüter Christian Ramota scheiterten diesmal sechs (!) "Zebras" (siehe Spielbericht).
8. April 2008
Zwischen den beiden Halbfinal-Spielen in der Champions League besiegte der THW Kiel den erschreckend schwachen TuS N-Lübbecke mit 46:27 (23:10). Eine Niederlage, die TuS-Trainer Zlatko Feric, er hatte im Saisonverlauf Velimir Kljaic abgelöst, erboste. "Meine Spieler versuchen hier mit den Kielern Tempohandball zu spielen. Sie müssen doch gesehen haben, was passiert ist, als der FC Barcelona das versucht hat." Die Spanier hatten zwei Tage zuvor mit 31:41 in Kiel verloren. Bester Werfer war der zwölffache Torschütze Kim Andersson ("ich war noch heiß vom Barcelona-Spiel"), doch die große Show lieferte diesmal Igor Anic ab. Nach einer Viertelstunde wurde der junge Franzose für Marcus Ahlm eingewechselt und erzielte noch elf Tore. Auch, weil die Kollegen ihn aus allen Lagen anspielten, damit er, der die Saison zumeist als Zuschauer erlebt hatte, seinen Einsatz auch genießen konnte. Anic gab sich bescheiden. "Ich muss noch viel lernen. In der Abwehr habe ich schlimme Dinge gemacht." Zumindest gegen die harmlosen Ostwestfalen blieben diese Fehler aber ohne Folgen. Was noch? Kim Andersson hatte eine 100-Prozent-Quote an der Strafwurflinie (4/4). Das war in dieser Saison selten für einen Spieler des THW (siehe Spielbericht).
16. April 2008
Showdown in Hamburg. Die Bundesliga blickte an diesem Mittwoch auf die Hansestadt. Würden die Kieler auch das Auswärtsspiel beim HSV Hamburg ohne Niederlage überstehen, so, da waren sich die Experten einig, wäre der alte Meister auch der neue. Die Hamburger, die sich ebenfalls noch Minimalchancen auf den Titel ausrechneten, wollten sich zudem für die Niederlage im Pokalfinale revanchieren. Für zusätzliches Feuer hatte der Boulevard gesorgt, der mit platter Schwarz-Weiß-Berichterstattung die Spieler in "Täter" (Kiel) und "Opfer" (Hamburg) aufgeteilt hatte. Ein dramatisches Nordderby endete schließlich 36:36 (19:19). Glück für Kiel, dass Omeyer zehn Sekunden vor dem Abpfiff einen Wurf seines französischen Landsmanns Bertrand Gille parieren konnte. Spieler des Tages war Filip Jicha, der sechs Siebenmeter direkt und einen siebten im Nachwurf verwandelte. Das Hinspiel hatte Kiel an der Strafwurflinie verloren, das Rückspiel an gleicher Stelle aus dem Feuer gerissen. Die Meisterschaft schien entschieden. Schien? (siehe Spielbericht).
19. April 2008
Der 32:27 (15:12)-Heimsieg gegen den TBV Lemgo begann kurios: Gezeichnet von den Strapazen der vergangenen Wochen unterliefen den Hausherren zunächst Fehler am Fließband. So dauerte es acht Minuten, ehe Nikola Karabatic die Torflaute auf seine unnachahmliche Art beendete. Gut für Kiel, dass die Ostwestfalen diese Schwächephase nur zu einer 3:0-Führung nutzen konnten. Vor den Augen der beiden "Ex-Zebras" Johan Pettersson und Magnus Wislander quälten sich die Kieler durch eine Partie, die sie allerdings zehn Minuten vor dem Abpfiff (27:20) entschieden hatten. TBV-Trainer Markus Baur haderte mit den pfeifenden Zwillingen Methe/Methe. "Die Zuschauer haben ein interessantes Spiel gesehen. Leider haben sich zwei Herren diesem Niveau nicht angepasst." Vielleicht, so Baur, wären sie auch nur überfordert gewesen. Und was meinte Johan Pettersson: "Die Kieler haben nur getan, was sie mussten, um zu gewinnen." (siehe Spielbericht).
23. April 2008
Noch fünf Spiele auf dem Weg zum Titel: Nächster Gegner war Aufsteiger TuSEM Essen, der unter seinem Trainer Kristof Schargy wieder Rückenwind verspürte. Bei der 25:34 (14:18)-Niederlage in Kiel war der Ruhrpott-Klub dennoch chancenlos. Der THW Kiel in diesen Tagen zeichnete sich durch individuelle Klasse, einen starken Willen, aber auch durch fehlende spielerische Klasse aus. Im Alltag kamen die müden Meister kaum noch in Schwung, nur in Finalspielen setzten sie sich über den Schmerz hinweg. Das Heimspiel gegen Essen war ein gutes Beispiel: Kiel siegte, ohne sich übermäßig anzustrengen. Noka Serdarusic verzichtete zunächst mit Stefan Lövgren, Nikola Karabatic und Thierry Omeyer auf drei seiner Stammkräfte. Essen führte nach einer Viertelstunde mit 8:7, als der THW-Trainer Karabatic, Lövgren und Christian Zeitz einwechselte. Der THW bog nun zügig auf die Siegerstraße ein, zumal mit Filip Jicha, der alle sechs Strafwürfe verwandelte, offenbar doch ein Siebenmeter-Experte auf der Gehaltsliste des Meisters stand. Der übermotivierte TuSEM-Rechtsaußen Mark Schmetz, der sich erst ein heißes Duell mit Henrik Lundström lieferte, kassierte nach drei Zeitstrafen die Rote Karte (siehe Spielbericht).
27. April 2008
Der Tag, an dem die Kieler fast noch die Meisterschaft verspielten. Der Tag, an dem Spieler und Verantwortliche der SG Flensburg-Handewitt via Liveticker eine emotionale Achterbahnfahrt erlebten. Dabei deutete beim knappen 27:26 (13:11)-Auswärtssieg gegen die Füchse Berlin zunächst nichts auf ein Handball-Drama hin. Nach sechs Minuten führten die Gäste in der mit 10?000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle mit 4:0. Die 4000 THW-Fans feierten ihre Helden. Doch gegen einen Aufsteiger, der mit verbissener Leidenschaft kämpfte, gaben Karabatic & Co das Zepter mehr und mehr aus der Hand. Schließlich führten die Berliner mit 24:18 (48.), die Halle kochte und die Kieler waren ratlos. Verzweifelt schickte Noka Serdarusic mit Torhüter Mattias Andersson und Mittelmann Viktor Szilagyi zwei Spieler aufs Feld, die zuletzt kaum noch zum Einsatz gekommen waren. Und die beiden holten tatsächlich die Kastanien noch aus dem Feuer. Anderssons Paraden und die Tore von Szilagyi, der mit dem Abpfiff den überragenden Berliner Torhüter Petr Stochl mit einem Schlagwurf aus großer Distanz überwand, ließen die "Zebras" doch noch jubeln. Eine kuriose Schlussphase, die der ausgewechselte Filip Jicha übrigens in den Katakomben erlebte - er konnte die Spannung nicht mehr aushalten. Die Kieler hatten in den letzten Sekunden zudem Torhüter Mattias Andersson für einen siebten Feldspieler (Stefan Lövgren) ausgewechselt (siehe Spielbericht).
30. April 2008
Nach dem Berlin-Krimi erlebte der THW Kiel einen entspannten 34:24 (16:11)-Heimsieg gegen die HSG Nordhorn. Die Gäste spielten mit angezogener Handbremse, hatten sie doch lediglich ihre Endspiele um den EHF-Pokal gegen den FC Kopenhagen im Sinn. "Man darf nicht mehr nehmen wollen, als man kriegen kann", hatte HSG-Trainer Ola Lindgren zuvor als Parole ausgegeben. "Sonst steht man am Ende mit leeren Händen da." Da Dominik Klein als Spitze einer 5:1-Deckung zudem Linkshänder Holger Glandorf ausschaltete, blieben die Niedersachsen, die mit den verletzten Piotr Przybecki und Bjarte Myrhol auf zwei Schlüsselspieler verzichten mussten, chancenlos. Als Noka Serdarusic in der Schlussphase die beiden "Berlin-Besieger" Mattias Andersson und Viktor Szilagyi einwechselte, war das Glück der THW-Fans perfekt (siehe Spielbericht).
14. Mai 2008
Die Flensburger Niederlage in Magdeburg hatte die 14. Kieler Meisterschaft schon so gut wie perfekt gemacht. Dennoch wollten sich die "Zebras" im letzten Auswärtsspiel bei FA Göppingen die Schale selbst verdienen und nicht auf eine gleichzeitige Pleite der SG bei den Rhein-Neckar-Löwen hoffen. 8:6 führten die Göppinger. Doch die Zwei-Tore-Führung nach zehn Minuten verdankten sie weniger ihrer Klasse. THW-Torhüter Thierry Omeyer bekam keinen Fuß in die Tür und seine Vorderleute ihre Nerven nicht in den Griff. Doch mit der Einwechslung von Mattias Andersson, der bis zur Pause neun Paraden zeigte, ging ein Ruck durch das Kieler Team. Konzentriert in Abwehr und Angriff legten die "Zebras" mit einem Zwischenspurt auf 17:10 (22.) den Grundstein zum 43:31 (21:14)-Sieg (siehe Spielbericht).
17. Mai 2008
Der 35:26-Sieg zum Saisonkehraus gegen die HSG Wetzlar mutierte zur Randnotiz der Hallenstatistik. Die Kieler Fans wollten nur eines: feiern, feiern, feiern. 20 Minuten hielten sich die Gäste wacker, dann zerbrach die HSG-Deckung wie Blätterteig. Der THW zog bis zur Pause auf 20:12 davon. Nach dem Schlusspfiff dominierten die Emotionen. Erst stemmte THW-Kapitän Stefan Lövgren im Champagner getränkten Konfetti-Regen die Meisterschale in die Höhe, anschließend verabschiedeten 10250 Zushauer Mattias Andersson (Großwallstadt) und Viktor Szilagyi (Gummersbach). Als "Spacemen" vom anderen Stern traten die "Zebras" den Weg zum Rathausplatz traditionell im Autokorso an. Dann fielen vor 15000 Fans die letzten Hemmungen. Um 5 Uhr morgens endete die Meister-Sause im Restaurant "Tonis" (siehe Spielbericht).
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008)


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