Aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2009:
Flensburg - Erstmals hat ein Spieler im Zuge der Manipulationsvorwürfe
im Handball über Schiedsrichterbestechungen
berichtet. "Ich habe schon einige Sachen von norwegischen
Schiedsrichtern erfahren, das ist alles richtig
peinlich. In den vergangenen Jahren wurde ganz offen über
Schiedsrichterbestechung gesprochen. Auch einige ehemalige
Flensburger haben viel darüber erzählt", sagte der
norwegische Nationalspieler Johnny Jensen vom Bundesligisten
SG Flensburg-Handewitt im Interview mit Spiegel Online.
"Diese früheren Flensburger Spieler kennen
viele Schiedsrichter aus dem Osten. Die haben dann auch
erzählt, dass sie, als sie noch für ihre alten Clubs gespielt
haben, mit gewissen Schiedsrichtern niemals verlieren
konnten", meinte Jensen weiter und gab eine düstere Zukunftsprognose
ab: "Ich glaube, dass das, was wir erleben,
nur die Spitze des Eisbergs ist, darunter sieht es richtig
schlimm aus." Man könne zwar noch nicht sagen, wer
was gemacht hat, aber es sei klar, dass Dinge nicht richtig
und ehrlich verlaufen seien, so der 37-Jährige.
Die Unparteiischen seien aber nicht nur mit Geld bestochen
gewesen. "Manchen Schiedsrichtern hat der Verein
eine Woche Urlaub und eine schöne Schiffreise spendiert.
Oder sie durften mit Frauen weggehen und feiern -
alles, was die Schiedsrichter wollten", meinte Jensen, der
ein System vermutet: "Ich glaube, wenn du einmal bestochen
und betrogen hast, stehst du so sehr unter Druck,
dass du das immer wieder machen musst. So etwas spricht
sich doch herum, und der nächste Schiedsrichter will
dann auch solche Extras haben."
Der langjährige Schweizer Schiedsrichter Michel
Falcone hatte im NDR-Fernsehen ebenfalls über fast
alltägliche Manipulationspraktiken berichtet. "Da gibt
es die Linie Alkohol, die Linie Essen, die Linie Frauen - oder
die Linie Geld. Je nachdem, wie empfänglich ein Schiedsrichter
ist, hat man dann auch versucht, das zu realisieren",
so Falcone.
(aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2009)