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23.03.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: "Wir werden die Aufgabe lösen"

Neue Vorwürfe gegen den THW - Kieler Fans warten auf Aufklärung für Überweisungen nach Kroatien

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.03.2009:

Kiel - Montag ist "Spiegel"-Tag. Zum dritten Mal in Folge begibt sich das Hamburger Nachrichten-Magazin heute in den vermeintlichen Handball-Sumpf. Doch ob die neuesten Funde geeignet sind, Rekordmeister THW Kiel darin untergehen zu lassen, bleibt ungewiss.
Der "Spiegel" berichtet über "auffällige Bargeldabhebungen und merkwürdige Überweisungen" des THW und bezeichnet Nenad Volarevic, einen engen Freund von Ex-Trainer Noka Serdarusic, als Schlüsselfigur. Ist der Kroate, der kurz vor dem Champions-League-Finalrückspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt eine Überweisung aus Kiel in Höhe von gut 56 000 Euro erhalten haben soll und Mitte Juni nochmals knapp 36 000 Euro, der Geldbriefträger? Volarevic bestreitet gegenüber dem Magazin die Vorwürfe. Die erste Summe sei eine "Vorauszahlung für Spieler gewesen, die ich dem THW Kiel in Zukunft nahelegen werde". Die zweite habe er erhalten, weil "ich dem THW den Spieler Igor Anic empfohlen habe". Eine Aussage, die Bhakti Ong, der Berater des Kreisläufers, der 2007 von Montpellier an die Förde gekommen war, nicht nachvollziehen kann: "Bei diesem Transfer waren nur drei Parteien beteiligt: Kiel, Montpellier und wir - der Spieler und ich."

Zudem sollen in den Bankunterlagen der "Zebras" auffällige Bargeldabbuchungen aus dem Frühjahr 2008 in Höhe von 40 000 und 20 000 Euro gefunden worden sein, die der "Spiegel" in einen zeitlichen Zusammenhang bringt mit dem letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen Ademar Leon am 13. März und dem anschließenden Halbfinale gegen den FC Barcelona, das der THW in der Ostseehalle 41:31 gewann und sich somit in Spanien eine 37:44-Niederlage leisten konnte.

In Kiel sorgten diese Enthüllungen für weitaus weniger Betroffenheit als der Rundumschlag aus Hamburg zwei Wochen zuvor ("Die Könige von Kiel"). Am Rande der Regionalliga-Partie der KSV Holstein waren die neuen Vorwürfe kein Thema. Vor 14 Tagen, beim Heimspiel gegen Altona 93, hatten die Schockwellen dagegen auch im Holsteinstadion Wirkung hinterlassen. Der THW reagierte seinerseits am Sonnabend lediglich mit einer von den Kieler Anwälten Gerald Goecke und Stefan Purrucker verfassten Erklärung. Die im Forum des Vereins geäußerte Hoffnung der Fans auf Aufklärung erfüllte sich damit nicht. Auf der THW-Homepage ist die große Verunsicherung längst eingekehrt. Die einen warten auf "ein klares Statement der Anwälte", die anderen auf eine Erklärung von Uwe Schwenker ("Als Manager weiß man doch, was mit fast 100 000 Euro bezahlt worden ist. Es sei denn, man möchte es nicht preisgeben"). Aber auch gestern wollte auf Anfrage kein Verantwortlicher, auch Schwenker nicht, Stellung beziehen. Gegen den Geschäftsführer, der morgen seinen 50. Geburtstag unter denkwürdigen Umständen begehen muss, ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.

Oberstaatsanwalt Uwe Wick reagiert dagegen, wenn ein Anrufer auf seiner Mailbox um Rückruf bittet. So bestätigte Wick, dass drei Kollegen unter Hochdruck versuchen, die Wege der Kontenbewegungen nachzuvollziehen. "Es liegt auf der Hand, dass wir im Ausland ermitteln", sagte Wick, ohne sich auf ein Ende der Nachforschungen festlegen zu wollen: "Der Verdacht der Untreue ist ein komplizierter Sachverhalt, das ist ja nicht, als hätte jemand eine Tankstelle überfallen."

Im Fall des Serdarusic-Freundes Nenad Volarevic liege laut Wick eine Bestätigung vor: "Er hat nicht bestritten, Geld vom THW erhalten zu haben." Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach dem Beweis, dass diese Überweisung in Zusammenhang mit einer Manipulation des Champions-League-Finales gegen Flensburg erfolgt ist. Aus diesem Grund soll auch die Kanzlei von Serdarusics Kieler Anwalt durchsucht worden sein - ergebnislos allerdings. Serdarusics Verteidiger, Erich Samson, ist ein renommierter Wirtschaftsrechtler, was die Dimension des Falles verdeutlicht. Wasserstandsmeldungen will Wick weiterhin nicht abgeben. Nur so viel sagt er: "Die Aufgabe ist nicht einfach, aber wir werden sie lösen."

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 23.03.2009)


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