23.03.2009 | Bundesliga |
Zudem sollen in den Bankunterlagen der "Zebras" auffällige Bargeldabbuchungen aus dem Frühjahr 2008 in Höhe von 40 000 und 20 000 Euro gefunden worden sein, die der "Spiegel" in einen zeitlichen Zusammenhang bringt mit dem letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen Ademar Leon am 13. März und dem anschließenden Halbfinale gegen den FC Barcelona, das der THW in der Ostseehalle 41:31 gewann und sich somit in Spanien eine 37:44-Niederlage leisten konnte.
In Kiel sorgten diese Enthüllungen für weitaus weniger Betroffenheit als der Rundumschlag aus Hamburg zwei Wochen zuvor ("Die Könige von Kiel"). Am Rande der Regionalliga-Partie der KSV Holstein waren die neuen Vorwürfe kein Thema. Vor 14 Tagen, beim Heimspiel gegen Altona 93, hatten die Schockwellen dagegen auch im Holsteinstadion Wirkung hinterlassen. Der THW reagierte seinerseits am Sonnabend lediglich mit einer von den Kieler Anwälten Gerald Goecke und Stefan Purrucker verfassten Erklärung. Die im Forum des Vereins geäußerte Hoffnung der Fans auf Aufklärung erfüllte sich damit nicht. Auf der THW-Homepage ist die große Verunsicherung längst eingekehrt. Die einen warten auf "ein klares Statement der Anwälte", die anderen auf eine Erklärung von Uwe Schwenker ("Als Manager weiß man doch, was mit fast 100 000 Euro bezahlt worden ist. Es sei denn, man möchte es nicht preisgeben"). Aber auch gestern wollte auf Anfrage kein Verantwortlicher, auch Schwenker nicht, Stellung beziehen. Gegen den Geschäftsführer, der morgen seinen 50. Geburtstag unter denkwürdigen Umständen begehen muss, ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.
Oberstaatsanwalt Uwe Wick reagiert dagegen, wenn ein Anrufer auf seiner Mailbox um Rückruf bittet. So bestätigte Wick, dass drei Kollegen unter Hochdruck versuchen, die Wege der Kontenbewegungen nachzuvollziehen. "Es liegt auf der Hand, dass wir im Ausland ermitteln", sagte Wick, ohne sich auf ein Ende der Nachforschungen festlegen zu wollen: "Der Verdacht der Untreue ist ein komplizierter Sachverhalt, das ist ja nicht, als hätte jemand eine Tankstelle überfallen."
Im Fall des Serdarusic-Freundes Nenad Volarevic liege laut Wick eine Bestätigung vor: "Er hat nicht bestritten, Geld vom THW erhalten zu haben." Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach dem Beweis, dass diese Überweisung in Zusammenhang mit einer Manipulation des Champions-League-Finales gegen Flensburg erfolgt ist. Aus diesem Grund soll auch die Kanzlei von Serdarusics Kieler Anwalt durchsucht worden sein - ergebnislos allerdings. Serdarusics Verteidiger, Erich Samson, ist ein renommierter Wirtschaftsrechtler, was die Dimension des Falles verdeutlicht. Wasserstandsmeldungen will Wick weiterhin nicht abgeben. Nur so viel sagt er: "Die Aufgabe ist nicht einfach, aber wir werden sie lösen."
(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 23.03.2009)
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