Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2009:
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Deutscher Meister 2009: der THW Kiel!
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35:3 Punkte - das hatte es in der Bundesliga noch nie gegeben. Die bisherige Bestmarke
des TBV Lemgo (62:6) aus dem Jahr 2003 löschte der FHW Kiel mit einer beeindruckenden
Siegesserie aus und holte sich eindrucksvoll die 15. Deutsche Meisterschaft.
3. September 2008
Der Start in die neue Saison wurde ein holpriger: Ein Heimspiel gegen
den Aufsteiger TSV Dormagen, Leichter hätte das Auftaktprogramm für den
THW Kiel und seinen neuen Trainer
Alfred Gislason nicht sein können.
Doch die "Zebras", verunsichert durch den spektakulären und
überraschenden Trainerwechsel, fanden nie zu ihrem Rhythmus. Zudem war
die Erwartungshaltüng der Fans riesig, mehr als drei Monate hatten sie
auf ein Heimspiel ihrer Lieblinge warten müssen. Vor dem Anpfiff wurden
die französischen Olympiasieger
Thierry Omeyer
und
Nikola Karabatic
geehrt, Kiel war schon vor dem Anpfiff in die neue Saison in
Partylaune. Doch nach dem enttäuschenden 28:28 (14:13) gegen einen
wackeren Gast aus Dormagen machte sich in der Meisterstadt
Katerstimmung breit. Fünf Minuten vor dem Abpfiff hatte der THW, der
auf den verletzten Welthandballer
Karabatic verzichten musste,
noch mit 26:23 geführt. 36 Sekunden vor dem Ende lag der Meister
immerhin noch mit 28:27 in Führung, doch erkämpfte sich Dormagen mit
sieben Feldspielern einen Strafwurf, den Maciej Dmytruszynski
verwandelte. Zu diesem Zeitpunkt konnte keiner ahnen, dass der
THW erst nach einer Serie von 27 Siegen in Folge wieder einen Punkt
abgeben würde. Einzig
Dominik Klein erwies sich als Hellseher: "Wir
haben vor zwei Jahre auch mit einem Unentschieden gegen Großwallstadt
begonnen und später das Triple gewonnen." Die Geschichte sollte sich -
fast - wiederholen.
6. September 2008
Mit einem deutlichen 30:24 (16:14)-Sieg bei HBW Balingen-Weilstetten
bewies der THW Kiel, dass der Ausrutscher gegen Dormagen
nicht der erste Schritt in eine Krise gewesen war. Auch ohne
Karabatic,
auf den die Kieler vier Wochen verzichten mussten, ließ das
Gislason-Team
in der mit lediglich 4000 Zuschauern gefüllten Porsche-Arena in
Stuttgart keinen Zweifel an der Rollenverteilung. Ein überragendes
Spiel lieferte Kapitän
Stefan Lövgren ab, der elf Tore zum ersten
Auswärtssieg beisteuerte. Rolf Brack, Trainer der Balinger, versuchte
den Rhythmus der Gäste zwar immer wieder dadurch zu stören, dass er
einen siebten Feldspieler auf die Platte schickte. Doch dieser
taktische Schachzug ging nicht auf. Besonders in der Schlussphase
(22:18 für Kiel/40.) erwies sich dieser Griff in die Trickkiste als
Bumerang. So traf
Dominik Klein vom eigenen Torkreis zum 23:18, und
direkt nach dem 20. Treffer der Balinger traf
Kim Andersson vom
Anwurfpunkt ins leere Tor - HBW-Torhüter Milos Slaby hatte es von der
Ersatzbank nicht mehr rechtzeitig zurück zu seinem Arbeitsplatz
geschafft. "Ich hatte in Kiel schon glücklichere Tage als die letzten",
meinte THW-Coach
Alfred Gislason, dem nach dem "Katastrophenspiel"
gegen Dormagen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand. Mit
zwei Punkten konnte er tags darauf entspannt seinen 49. Geburtstag
feiern.
10. September 2008
Die emotionalen Tage für
Alfred Gislason in Kiel rissen nicht ab. Eine
Stadt fragte sich nach dem Remis gegen Dormagen, ob die Fußspuren
eines
Noka Serdarusic nicht doch zu groß sein würden für den Isländer.
Mit Spannung fieberten die Fans dem zweiten Heimspiel entgegen, in dem
ausgerechnet der SC Magdeburg erwartet wurde. In diesem Verein hatte
Gislason fast sieben Jahre als Trainer gewirkt, mit den "Gladiators"
wurde er 2001 Meister, gewann 2002 die Champions League. Nach 60
Minuten Handballfeuerwerk waren die letzten Zweifel verflogen: Der THW
siegte mit einem atemberaubenden Tempo 33:21 (18:9) gegen eine
Mannschaft, die als Tabellenführer angereist war und im weiteren
Saisonverlauf noch für viele positive Schlagzeilen sorgen sollte.
Bester Schütze war erneut
Stefan Lövgren (8/4), der die Seinen nach 21
Minuten zu einem vorentscheidenden 14:6-Vorsprung geführt hatte. Die
erste La-Ola-Welle schwappte durch die heimische Arena, die
"Zebras" waren wieder in der Erfolgsspur und eine Stadt begann, ihr
Herz für
Gislason zu entdecken. "Hätten wir verloren, hätte ich mich
gleich in den Mannschaftsbus der Magdeburger setzen können", meinte
Gislason, der in Magdeburg ein Haus besitzt, nach dem Abpfiff
scherzhaft. Sein Humor war zurück, und der THW Kiel ließ bereits am
dritten Spieltag die schlimmsten Befürchtungen der Konkurrenz wahr
werden - Handball made in Kiel gibt es nun noch schneller.
13. September 2008
5:1 Punkte nach drei Spielen, aber was ist diese Bilanz wert? Eine
Antwort gab der THW Kiel in Mannheim. Beim 42:40 (23:21)-Sieg gegen die
Rhein-Neckar Löwen bewiesen die "Zebras" nicht nur, dass sich die Wogen
rund um den Trainerwechsel geglättet hatten. Die Kieler deuteten auch
eindrucksvoll an, welche Rolle sie im Titelrennen spielen würden.
Einen Sahnetag erwischte einmal mehr
Stefan Lövgren, der in der mit
9000 Zuschauern gefüllten SAP-Arena 18 (!) Tore warf. Damit verpasste
der damals 37-jährige Schwede den Uralt-Rekord von Jerzy Klempel nur
um ein Tor. In einem rasanten Spiel verdiente sich zudem der junge
Andreas Palicka im THW-Tor mit 17 Paraden in lediglich 35 Minuten gute
Noten. Dramatisch wurde es für die Kieler, die bereits mit sechs Toren
geführt hatten, noch einmal in der Schlussminute. Die Baden-Württemberger
hatten durch einen Treffer von
Gudjon Sigurdsson 34
Sekunden vor dem Abpfiff noch einmal auf 41:40 verkürzt und suchten nun
ihr Glück mit einer offenen Manndeckung. Doch
Filip Jicha fand den
freistehenden
Henrik Lundström, der mit seinem einzigen Treffer den
zweiten Auswärtssieg perfekt machen sollte. Da der HSV Hamburg
zeitgleich in Dormagen 27:28 verlor, kehrte Kiel am vierten Spieltag
wieder an die Tabellenspitze zurück.
16. September 2008
Drei Tage nach dem Erfolg in Mannheim setzte der THW Kiel seinen
Siegeszug fort. Diesmal gewann der Meister zu Hause gegen den TV
Großwallstadt mit 37:29 (19:16). Das klare Ergebnis täuschte allerdings
über einen zähen Spielverlauf hinweg. Die Franken, die sich auf den
starken Ex-Kieler
Mattias Andersson (16 Paraden) im Tor verlassen
konnten, waren bis zur 45. Minute (26:25) ein gleichwertiger Gegner.
Doch dann zogen die Kieler, die in
Vid Kavticnik (9) ihren besten
Werfer hatten, davon. Die Gäste, die verletzungsbedingt nur eine
bundesligataugliche Sieben aufbieten konnten, mussten sich mit
Komplimenten trösten, "Eine rüstige Dame aus Kiel hat vorhin zu mir
gesagt, dass ich eine tolle Truppe habe und es Spaß machen würde, uns spielen zu
sehen" meinte TVG-Trainer Michael Roth. "Das hat mich sehr gefreut."
27. September 2008
Fünfter Sieg im sechsten Spiel: Auch der VfL Gummersbach, letzter
Arbeitgeber von
Alfred Gislason, konnte den Meister-Express nicht
stoppen. Mit 27:32 (17:16) unterlagen die Oberbergischen in der mit
8500 Zuschauern nur halb gefüllten Lanxess-Arena. Allerdings gehörte
die erste Halbzeit den Hausherren, die mit
Adrian Wagner,
Roman Pungartnik und
Viktor Szilagyi drei Ex-Zebras in ihren Reihen hatten.
17:16 führte der VfL zur Pause gegen eine Kieler Mannschaft, der auch
Nikola Karabatic bei seinem Comeback keine Linie geben konnte. Erst im
zweiten Durchgang stand die Deckung der Schwarz-Weißen besser, die Gummersbacher schwächten sich mit drei Strafzeiten innerhalb von sechs
Minuten selbst und der THW, der in
Kim Andersson (8) seinen
erfolgreichsten Werfer hatte, nahm Fahrt auf. So wühlte sich
Karabatic
energisch durch drei Gegenspieler und traf zum 22:21, der ersten Kieler
Führung. Sie sollte bis zum Schlusspfiff halten. "Gegen eine solche
Mannschaft kann man kaum gewinnen", lobte VfL-Trainer Sead
Hasanefendic, der zu Saisonbeginn die Nachfolge von
Gislason übernommen
hatte.
5. Oktober 2008
Zur Pause lagen die Kieler gegen den HSV Hamburg mit 12:14 zurück, nach
60 dramatischen Minuten in der heimischen Arena besiegten die "Zebras"
den Nordrivalen deutlich mit 29:22. Obwohl die Hausherren einen
Blitzstart erwischten (5:2/9.), ließen die Hamburger nicht locker und
profitierten auch davon, dass der "Mr. Zuverlässig" im Kieler Tor,
Thierry Omeyer, vor dem Seitenwechsel nicht in Fahrt kam. In der Pause
besannen die Hausherren sich auf ihre Stärken, standen besser in der
Abwehr und
Omeyer, der vor der Pause nur fünf Bälle abwehren konnte,
mutierte zur Wand. Eine Schlüsselszene sicher das 17:15 durch
Kim Andersson, das
Vid Kavticnik mit einer herrlichen Flugeinlage im
eigenen Torkreis akrobatisch eingeleitet hatte. Kurz darauf sah
Krzysztof Lijewski, der Kiels
Karabatic in den Arm gegriffen hatte, für
sein rüdes Foul die rote Karte. Hamburg ging zwar noch einmal mit 19:18
in Führung, doch dann begann die große
Omeyer-Show. Der Franzose ließ
acht Minuten lang keinen Treffer zu, zeigte sechs unfassbare Paraden
und hielt auch einen Siebenmeter von Hans Lindberg. Zeit, die der THW
für den entscheidenden Zwischenspurt zum 24:19 nutzen konnte. "
Omeyer
kam wie verwandelt aus der Kabine", machte HSV-Trainer Martin Schwalb
die dritte Saisonniederlage im wesentlichen an Kiels Nummer eins fest.
"Viele meiner Spieler hatten durch seine Paraden ihr Vertrauen
verloren."
11. Oktober 2008
Achtes Spiel, siebter Sieg: In Kassel ließ sich der THW Kiel auch von
der starken MT Melsungen nicht vom Meisterkurs abbringen. Die Hessen
hielten zwar in der ersten Viertelstunde gut mit, doch auch sie sollten
das Schicksal vieler THW-Gegner in dieser Saison teilen - sechs Minuten
Ohnmacht sind gegen die "Zebras" zu viel. 14:13 führte der THW in der
21. Minute, Zahlen, die ein enges Ringen dokumentieren. Sechs Minuten
später lagen die Gäste mit 20:13 vorne und mussten bis zum Schlusspfiff
nicht mehr um den vierten Auswärtssieg bangen.
Nikola Karabatic und
Vid Kavticnik waren mit jeweils sieben Toren die erfolgreichsten Werfer,
eine entscheidende Rolle spielte auch die Einwechslung von
Börge Lund,
der der Abwehr Halt gab und der Melsunger Wurfmaschine Daniel Valo den
Zahn zog. "Mit ihm hat unsere Abwehr eine ganz andere Qualität", lobte
THW-Trainer
Alfred Gislason.
14. Oktober 2008
Den achten Sieg in Folge feierte der THW Kiel in doppelter Hinsicht mit
links. Der 38:29 (19:14)-Heimsieg gegen die Füchse Berlin, die zuvor in
Hamburg einen Punkt entführt hatten, geriet nie in Gefahr. Zudem
leisteten die drei Linkshänder,
Kim Andersson,
Vid Kavticnik und
Christian Zeitz, mit 21 Toren einen überdurchschnittlichen
Beitrag. Nach knapp 40 Minuten hatten die Kieler gegen die stark in die
Saison gestarteten Gäste erstmals einen Zehn-Tore-Vorsprung
herausgespielt. Anschließend durften einige Stammkräfte -
Kavticnik,
Thierry Omeyer,
Marcus Ahlm - eine Pause machen, an dem deutlichen
Kräfteverhältnis änderte sich allerdings nichts. "Wir waren
läuferisch nicht in der Lage gegenzuhalten", räumte Füchse-Trainer
Jörn-Uwe Lommel ein. "Jetzt bin ich froh, dass das Spiel vorbei
ist."
25. Oktober 2008
David gegen Goliath - selten passten diese Begriffe besser zu einem
Spiel, als zu dem Heimspiel des Stralsunder HV gegen den THW Kiel. Der
Aufsteiger war bei der 22:43 (8:20)-Niederlage nicht mehr als ein
Trainingspartner für die Kieler, die schon vor dem Anpfiff Grund zur
Freude hatten: Der SC Magdeburg hatte die SG Flensburg, die zu diesem
Zeitpunkt noch als Titelkandidat gehandelt wurde, mit 33:26 besiegt.
Stefan Lövgren und
Filip Jicha waren mit jeweils neun Toren die besten
Werfer des THW, der auf die verletzten
Börge Lund und
Andreas Palicka
verzichten musste. Beim Stand von 4:4 kochte die mit 4200 Zuschauern
gefüllte Jahnsporthalle in Neubrandenburg noch, doch fünf Minuten
später, Kiel führte 10:4, feierten die Zuschauer nur noch die Gäste.
Während die "Zebras" die hohe Handballschule zeigten, konnten sich die
Stralsunder damit trösten, das Tor des Tages erzielt zu haben: Torhüter
Igor Levshin hatte gesehen, dass sich sein Gegenüber zu weit von seinem
Arbeitsplatz entfernt hatte und warf über
Thierry Omeyer hinweg den
Ball zum 16:29 ins Netz. Ein Schönheitsfehler, mehr nicht.
9. November 2008
Der TBV Lemgo zu Gast in Kiel: Ein echtes Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga,
erwartete der Erste doch den Dritten. Zudem fehlten dem
Meister mit den verletzten
Nikola Karabatic,
Börge Lund und
Andreas Palicka
drei Trümpfe. Doch spannend war das Gipfeltreffen nur in den
ersten zehn Minuten. 6:6 stand es, als die "Zebras" einen höheren Gang
einlegten. Torhüter
Thierry Omeyer (17 Paraden), der Stratege
Stefan Lövgren und der überragende Kreisläufer
Marcus Ahlm (10 Tore) führten
die Kollegen vor den Augen des im Publikum weilenden
Noka Serdarusic'
zu einem auch in dieser Höhe verdienten 33:23 (18:ll)-Sieg. Zum
Schmunzeln: Als den Ostwestfalen in der 36. Minute ein Siebenmeter
zugesprochen wurde, durfte
Herdeiro Lucau sein Bundesliga-Debüt
feiern. Der schwedische Nationaltorhüter gab als
Palicka-Ersatz im
November ein elftägiges Gastspiel in Kiel, den Siebenmeter von
Marc Schmetz konnte der gebürtige Angolaner allerdings nicht
halten. "Ich habe das Spiel richtig genossen" meinte Kiels
Filip Jicha, der: im Sommer 2007 von Lemgo an die Förde gewechselt war.
Für den TBV war es die 12. Niederlage in Folge gegen die "Zebras".
18. November 2008
Der THW Kiel im Rausch. Auch die HSG Wetzlar fand bei ihrer 28:41
(13:21)-Heimniederlage kein Mittel gegen den Tempohandball der Schwarz-Weißen.
Doppelt motiviert gingen die Kieler in der ausverkauften
Rittal-Arena an den Start. Ein Sieg in Wetzlar, und der THW wäre in der
Liga seit mehr als einem Jahr unbesiegt. Außerdem hatte
Alfred Gislason
seinen Spielern im Erfolgsfall einen zweitägigen Sonderurlaub
versprochen. Dreh- und Angelpunkt im THW-Spiel war Kreisläufer
Marcus Ahlm, der nur regelwidrig gestoppt werden konnte. So erarbeitete er
seiner Mannschaft acht Siebenmeter und legte den Grundstein für den
elften Sieg in Folge. Mitte der zweiten Halbzeit machte der fast 38-jährige
Stefan Lövgren auf der Mittelposition Platz für
Dominik Klein,
der gekonnt Regie führte. Die Kieler führten so deutlich, dass auch
noch
Herdeiro Lucau und die beiden Altenholzer
Daniel Wessig und
Moritz Weltgen
zum Einsatz kamen. "Für mich ist Kiel zurzeit die beste
Mannschaft der Welt", lobte HSG-Trainer Volker Mudrow. "Allerdings
hatte ich mir heute mehr Gegenwehr meiner Mannschaft erhofft."
3. Dezember 2008
Ein Jahr in der Bundesliga ungeschlagen, 16 Auswärtssiege in Folge, die
Bestmarke von Altmeister TV Großwallstadt aus der Saison 1978/1979
ausgelöscht - der THW Kiel setzte beim 37:26 (18:ll)-Auswärtssieg bei
GWD Minden seine eindrucksvolle Serie fort. Das 1:0 von Michael
Hegemann blieb die einzige Führung der Mindener, die hilflos miterleben
mussten, wie die "Zebras" zwischen der 11. und 16. Minute einen Zwei-Tore-Vorsprung (6:4) in ein
vorentscheidendes 12:4 verwandelten.
Bester Kieler Werfer in Ostwestfalen war
Vid Kavticnik (10), der
auch alle sieben Strafwürfe verwandelte. Nur in der Schlussphase
konnten die Hausherren Ergebniskosmetik betreiben, als
Nikola Karabatic
sich innerhalb weniger Minuten drei Zeitstrafen einhandelte
und die rote Karte.sah.
10. Dezember 2008
Die HSG Nordhorn hatte am 1. Dezember 2007 dem THW Kiel die letzte
Niederlage in der Bundesliga beschert. Aber diesmal war die Rolle des
erfolgreichen "Zebra-Jägers" eine Nummer zu groß für die Niedersachsen.
Mit 35:28 (16:12) gewann der Meister gegen eine Nordhorner Mannschaft,
die mit 17:3 Punkten zwar einen hervorragenden Saisonstart erwischt
hatten, dann aber in schwieriges Fahrwasser geraten war. Wegen
Verstößen gegen die Lizenzauflagen wurden dem Team von Ola Lindgren
vier Punkte abgezogen, anschließend kassierten die Grafschafter vier
Niederlagen in Serie. Ein angeschlagener Gegner, der im Dezember 2008
zwar noch mit Weltmeister Holger Glandorf (wechselte in der Winterpause
nach Lemgo) in Kiel antrat. Der Linkshänder erwischte allerdings einen
schwarzen Tag, traf bei 14 Versuchen nur dreimal ins Kieler Tor. 45
Minuten spielten die Nordhorner, die aufgrund ihrer finanziellen
Probleme keine Lizenz für die kommende Spielzeit bekommen sollten, in
Kiel gut mit. 22:18 führte der THW, der dann aber innerhalb von vier
Minuten ein Gegenstoß-Gewitter entfachte und mit 27:19 in Führung ging.
"Wir haben trotz der zwischenzeitlich knappen Ergebnisse keine Chance
gehabt", lobte HSG-Trainer Lindgren den Siegen "Auch wenn wir einmal in
Führung gegangen wären, hätte der THW eine passende Antwort gegeben."
13. Dezember 2008
Ein entspannter Nachmittag für den THW Kiel. Mit dem TuSEM Essen
stellte sich nach Nordhorn innerhalb weniger Tage ein Klub vor, dessen
finanzielle Not ihn bereits vor dem letzten Saisonspiel zum
Zwangsabsteiger abstempelte. In den 80-er Jahren dreimal deutscher
Meister, zuletzt 2005 noch Sieger im EHF-Cup - an die ruhmreiche
Vergangenheit erinnerte bei der23:43 (ll:20)-Pleite in Kiel nur noch
der Vereinsname. Im elf-köpfigen Kader der Gäste standen vier Spieler,
die ihren sportlichen Alltag sonst in der Landesliga verleben. Sogar
2,14-Meter-Hüne Mark Dragunski, im Sommer noch am Herzen operiert und
inzwischen als Pressesprecher tätig, hatte sich zu einem Comeback
überreden lassen. Von dem fairen Kieler Publikum wurde der TuSEM
freundlich empfangen. Auch, weil die Fans wussten, dass von diesem Team
keine Gefahr ausgehen würde. Erst 7:6 (11), dann 14:6 (19.) - ein
kurzer Zwischenspurt genügte, um die Punkte zu verteilen. Kiel war nun
seit 34 Pflichtspielen in der Liga ungeschlagen.
20. Dezember 2008
Die Konkurrenz hoffte vergeblich: Auch die Hürde SG Flensburg-Handewitt
war für den THW Kiel nicht hoch genug. In der Campushalle des
Erzrivalen feierten die Schwarz-Weißen den ersten Bundesliga-Auswärtssieg
seit sechs Jahren (37:29/ 17:16). Die Hausherren, deren
Nervenkostüm nach einem verpatzten Start dünn geworden war, versuchten
mit einer überharten Gangart die spielerische Übermacht der Gäste
auszugleichen. Bis zur Pause brodelte die "Hölle Nord", dann nahm
der THW, der in
Thierry Omeyer und
Filip Jicha seine
stärksten Kräfte hatte, das Ruder in die Hand. 27:22
lagen die Kieler vorne, als der im weiteren Saisonverlauf
entlassene SG-Trainer Kent-Harry Andersson in seinem letzten Derby
gegen Kiel zur Auszeit bat. Doch seine Worte blieben wirkungslos. Als
die SG in der 50. Minute auch noch ihren Schlüsselspieler Michael
Knudsen (rote Karte) verlor, geriet das sonst so heiße Derby zum
Schaulaufen. Zehn Punkte Rückstand auf den THW hatte die SG Flensburg
nach dieser Pleite. Spätestens in diesen Tagen wurde klar, dass das
große Duell um die Schale diesmal ausfallen würde.
23. Dezember 2008
Sechs Tage zuvor hatte der THW Kiel in der heimischen Arena eine
desolate Mannschaft von FA Göppingen (35:23) aus dem Pokal geworfen
(siehe
Spielbericht).
Doch im letzten Bundesligaspiel der Hinrunde zeigten die Schwaben ein
ganz anderes Gesicht. Die Größenordnung eines Stolpersteins erreichte
das Team von Trainerfuchs Velimir Petkovic bei der letztlich klaren
32:41 (17:22)-Niederlage allerdings nicht. Nach einer umkämpften
Halbzeit sammelten die Kieler auch ohne
Vid Kavticnik (Grippe) mit
einer souveränen Vorstellung nach der Pause die Punkte 32 und 33 ein.
Für Unruhe auf Kieler Seite sorgte lediglich Superstar
Nikola Karabatic, der unkonzentriert wirkte und eine für ihn ungewöhnlichhohe
Fehlerquote an den Tag legte. Der Franzose bestätigte anschließend,
Angebote zahlreicher Top-Clubs (Barcelona, Rhein-Neckar Löwen,
Montpellier) vorliegen zu haben. Das Weihnachtsfest verbrachte der
Welthandballer bei seinem Lieblingstrainer
Noka Serdarusic in Russee.
Das endlose Tauziehen um
Karabatic nahm seinen Anfang.
27. Dezember 2008
Mit dem TSV
Dormagen hatte der THW Kiel noch eine Rechnung offen. Der Aufsteiger
hatte durch das überraschende 28:28 im ersten THW-Heimspiel der Saison
dem Meister gründlich die Laune verdorben. Doch in den eigenen vier
Wänden, dem mit 3000 Zuschauern ausverkauften TSV-Sport-Center, konnte
das Team von Kai Wandschneider dieses Kunststück nicht wiederholen. Im
letzten Spiel des Jahres 2008 gewann der THW souverän mit 33:25 (19:11)
und verabschiedete sich als überlegener Tabellenführer in die WM-Pause.
Kiels Nationalspieler
Dominik Klein hatte vor dem Anpfiff vom
"schwersten Spiel des Jahres" gesprochen. Doch der THW begann souverän,
führte schon nach knapp 20 Minuten mit 16:7. "Kiel hat mit dieser
unglaublichen zweiten Welle wie von einem anderen Stern gespielt",
erlebte auch ein staunender Wandschneider eine Kieler Mannschaft der
Extraklasse. "Ich bin sehr zufrieden, nur mit acht Toren verloren zu
haben."
7. Februar 2009
Der 41:33 (23:22)-Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten war ein
mühsamer. Die Gäste konnten sich trotz der
WM in Kroatien konzentriert
auf das erste Bundesligaspiel im Jahr 2009 vorbereiten. Balingen
musste keinen Nationalspieler für dieses Turnier abstellen, im THW-Dress
steckten dagegen noch sechs müde Kroatien-Fahrer. Die entsprechenden
Befürchtungen der Kieler bewahrheiteten sich schnell: Baiingen, bekannt
für seine aggressive und unbequeme 3:2:1-Deckung, führte in Kiel nach
elf Minuten überraschend mit 9:5. Als
Nikola Karabatic und der Balinger
Daniel Sauer sich in die Haare gerieten, stürmten die Kollegen auf das
Spielfeld. Tumulte auf der Platte,
Karabatic und Sauer kassierten eine
Zeitstrafe, aber das Publikum war wieder wach. Doch es blieb ein zähes
Ringen. Als
Stefan Lövgren zum 23:22-Halbzeitstand traf, blickten die
Seinen auf 27 Minuten zurück, in denen sie nicht in Führung gelegen
hatten - in Kiel eine Seltenheit. Nach der Pause meldete sich
Weltmeister
Thierry Omeyer mit einer starken Leistung zurück und
ermöglichte seinen Vorderleuten einen klärenden Zwischenspurt
(31:28/44., 36:28/50.).
10. Februar 2009
Drei Tage nach dem mühsamen Heimsieg gegen Baiingen stand für die
Kieler in der Bördelandhalle eine ganz schwere Aufgabe an. Der SC
Magdeburg, der bis dato zu Hause keinen Punkt abgegeben hatte,
verlangte den "Zebras" in einem packenden Spiel tatsächlich alles ab.
Dennoch setzte sich der Meister mit 34:32 (17:16) durch. Gut für die
Kieler, dass den "Gladiators" verletzungsbedingt mit Yves Grafenhorst,
Christian Sprenger und Christoph Theuerkauf gleich drei deutsche
Nationalspieler fehlten. Das Startsignal für ein intensives Ringen gab
der bärenstarke SCM-Torhüter Silvio Heinevetter ("Wir haben gegen den
neuen Meister toll gefightet") bereits in der ersten Minute, als er
einen Siebenmeter von
Vid Kavticnik parierte. Die Halle kochte, der
Meister des Jahres 2001 hoffte und mit ihm die ganze Liga. Wenn die
Magdeburger den Siegeszug der Kieler nicht stoppen können, wer sollte
es dann noch schaffen? Heinevetter machte den Kielern mit 19 Paraden
das Leben schwer und leitete in den Schlussminuten mit einem "Steal"
gegen
Filip Jicha sogar die 30:29-Führung der Hausherren ein. Einmal
mehr war es
Stefan Lövgren, der seine Mannschaft mit eisernen Nerven
und drei Treffern zurück in die Erfolgsspur führte. Der
"Löwe", der bis
zur 45. Minute auf der Bank gesessen hatte, schnappte sich zunächst
gedankenschnell einen Abpraller am gegnerischen Kreis und verwandelte
dann zwei Siebenmeter - der THW hatte in Magdeburg gewackelt, gekippt
war er aber auch im 20. Ligaspiel nicht.
18. Februar 2009
Der 39:30 (26:17)-Heimerfolg gegen GWD Minden war auch gleichzeitig
der 20. Saisonsieg in Folge. Wieder einmal genügte den "Zebras", die in
Torhüter
Andreas Palicka ihre beste Kraft hatten, eine starke Phase, um
das Spiel zu entscheiden. Diesmal zündete der THW beim Stand von 11:11
(15.) den Turbo und zog auf 22:12 (26.) davon. Was war noch? Erstens:
GWD-Torhüter Malik Besirevic wurde von den Kielern gefeiert, als er
zwei Siebenmeter von
Filip Jicha und
Dominik Klein fing. "Die
Ostseehalle ist die beste Halle der Welt", bedankte sich der Holländer
anschließend artig. Zweitens: THW-Talent
Tim-Philip Jurgeleit warf sein
erstes Bundesligator. Als gelernter Linksaußen von der Rechtsaußen-Position.
Drittens: Mit dem 20. Sieg in Folge stellten die Kieler den
Rekord des TBV Lemgo aus dem Jahr 2002 ein.
28. Februar 2009
Der 31:23 (14:12)-Auswärtssieg beim TV Großwallstadt ging auf das
Konto von
Thierry Omeyer. Der Franzose parierte 27 Bälle und stahl auch
seinem Gegenüber
Mattias Andersson die Show, der ebenfalls eine
Weltklasse-Leistung abgeliefert hatte. Die Kieler mussten nicht nur auf
ihren Dauerpatienten
Börge Lund (Achillessehnenriss) verzichten.
Alfred Gislason wechselte auch die angeschlagenen
Stefan Lövgren und
Nikola Karabatic nicht ein. So versuchte sich Linksaußen
Dominik Klein
in der ausverkauften "frankenstolz arena" als Mittelmann, konnte
Gislason aber nicht überzeugen ("Das war Stehhandball"). Erst mit
Linkshänder
Kim Andersson in der Rolle des Spielmachers ließen die
Kieler die Luft aus dem Spiel - von 17:15 (35.) raste der THW-Express
auf 24:17 (41.) davon.
4. März 2009
Sportlich lieferte der THW Kiel auch beim 36:30 (17:15)-Heimsieg gegen
den VfL Gummersbach positive Schlagzeilen ab. Doch der Skandal um
angeblich erkaufte Siege im Europapokal durch den THW Kiel warf seine
erste Schatten. Hallensprecher
Rolf Körting verlas noch eine
Presseerklärung des Vereins. Manager
Uwe Schwenker und Ex-Trainer
Noka Serdarusic wiesen darin alle Schuld von sich - die Fans waren
beruhigt. Alles gut also in Kiel? An diesem Abend wollte noch kein THW-Fan
etwas anderes glauben.
Alfred Gislason verzichtete auf den
verletzten
Stefan Lövgren und wollte auch
Nikola Karabatic schonen, den
starke Schmerzen im Ellenbogen plagten. In der 35. Minute schickte
Gislason den Franzosen doch auf die Platte. Aus gutem Grund, Kiel
führte nur 25:24. Fünf Minuten später lag der THW, der sich einmal mehr
auf die Reflexe von
Thierry Omeyer und die Tore von
Vid Kavticnik (12)
verlassen konnte, mit 30:24 in Führung. Den Spruch des Tages lieferte
VfL-Trainer Sead Hasanefendic: "In Kiel ist es eigentlich immer das
gleiche bei den Pressekonferenzen. Nur die Höhe der Niederlage ist noch
die Frage."
14. März 2009
Der THW Kiel setzte auf dem Weg zum 15. Meistertitel ausgerechnet in
der Color Line Arena des HSV Hamburg einen Meilenstein.
Filip Jicha
verwandelte mit dem Schlusspfiff einen Siebenmeter zum 34:33 (15:15).
Ein denkwürdiges Ergebnis, hatte das Starensemble aus der Hansestadt
doch im September 2007 die letzte Heimniederlage kassiert. Nach dem 23.
Sieg in Folge baute der THW Kiel seinen Vorsprung auf den HSV Hamburg
auf zwölf Punkte aus. Die Konkurrenz verneigte sich, der neue Meister
stand spätestens jetzt fest - es war der alte. Das Derby war auch
ein Bsonderes, weil Oleg Velyky sein Comeback feierte. Der deutsche
Nationalspieler hatte für seinen neuen Arbeitgeber noch kein
Pflichtspiel bestreiten können. Ein Kreuzbandriss und eine
Krebserkrankung hatten den genialen Handballer aus der Bahn geworfen
- in der 19. Minute gab Velyky unter großem Jubel sein Debüt. Es
sollte der einzige Grund zur Freude für den HSV bleiben, der zwei
Minuten vor dem Abpfiff noch mit 33:31 geführt hatte!
25. März 2009
Torflut in Kiel. Beim 42:35 (21:16)-Sieg gegen die MT Melsungen luden
beide Abwehrreihen zum Tag der offenen Tür ein. Am meisten Spaß in den
Reihen der Schwarz-Weißen hatte
Filip Jicha, der elf Tore zum 24. Sieg
in Folge beisteuerte. Die Hessen spielten von Beginn an selbstbewusst
mit und schnupperten noch in der 37. Minute (24:23 für Kiel) an einer
Überraschung. Erst eine Energieleistung der Gastgeber verhinderte ein
zweites "Dormagen-Erlebnis". Am Ende siegten die Kieler mit sieben
Toren Vorsprung, angesichts der starken Leistung der Melsunger
allerdings zu hoch. "Das Ergebnis ist schmeichelhaft für uns", räumte
THW-Trainer
Alfred Gislason, der dem A-Jugendlichen
Morten Michelsen zu
seinem Bundesliga-Debüt verhalf. Der 17-Jährige war für
Andreas Palieka
ins Team gerückt, der sich beim Aufwärmen vor dem Länderspiel seiner
Schweden gegen Montenegro (29:22) eine schwere Oberschenkelverletzung
zuzog. Später sollte sich herausstellen, dass
Palicka sehr lange Zeit
ausfallen wird.
1. April 2008
Nach 164-tägiger Verletzungspause kehrte der Norweger
Börge Lund beim
38:30 (17:15)-Auswärtssieg gegen FA Göppingen in den THW-Kader
zurück. Gut für die Kieler, die in der mit 6200 Zuschauern
ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena einen klassischen Fehlstart
(0:4) hinlegten: Ein starker
Christian Zeitz hielt seine Mannschaft in
der Anfangsphase fast im Alleingang im Spiel. Der Linkshänder war es
auch, der die Kieler mit seinem fünften Tor in der 24. Minute (12:11)
erstmals in Führung brachte. Bis zum 18:18 (33.) befanden sich beide
Mannschaften auf Augenhöhe, dann zog der THW Kiel, wie so oft in dieser
Saison, das Tempo deutlich an und zog auf 26:19 (42.) davon. Für Spaß
in der Kabine sorgte anschließend "Barbarossa"
Börge Lund, der sich in
seiner Verletzungspause einen roten Bart wachsen ließ und ihn im
Beisein der Kollegen abrasierte.
10. April 2009
Der Rahmen war gewaltig: 14500 Zuschauer waren in die O2-Arena
gekommen, um das Heimspiel der Füchse Berlin gegen den THW Kiel zu
sehen. Kiel in Berlin, da war doch was? In der vergangenen Saison hatte
Viktor Szilagyi mit dem Tor zum
27:26-Sieg die Weichen für die 14.
Meisterschaft gestellt. Doch diesmal waren die Füchse leichte Beute für
die Kieler. Auch ohne
Marcus Ahlm (Rückenprobleme) und
Dominik Klein
(Bronchitis) feierte der THW einen souveränen 34:25 (17:9)-Erfolg gegen
die Berliner, die nach einer Viertelstunde schon aussichtslos (3:10) in
Rückstand lagen.
Thierry Omeyer,
Christian Zeitz und Ahlm-Ersatz
Igor Anic verdienten sich Bestnoten in einer Mannschaft, die auch ohne den
angeschlagenen
Vid Kavticnik und am Ende auch ohne
Kim Andersson (Bruch
des Mittelhandknochens) gelassen über die Runden kamen. Spaß hatte auch
der junge Morten
"Momo" Michelsen, der vor dieser beeindruckenden
Kulisse zwei tolle Paraden zeigen durfte.
15. April 2009
Ein entspannter Abend für den THW Kiel. Mit dem Stralsunder HV empfing
der Meister einen Aufsteiger, für den sich die Bundesliga zu diesem
Zeitpunkt längst als eine Nummer zu groß entpuppt hatte. In sportlicher
und finanzieller Hinsicht. Trotzdem waren einmal mehr 10250 Zuschauer
in die Kieler Arena gepilgert - ein Novum in der Handball-Bundesliga.
Nach dem 32:20 (16:12)-Sieg gegen Stralsund fehlte dem THW Kiel nur
noch ein einziger Punkt, um als erster deutscher Klub die fünfte
Meisterschaft in Folge feiern zu können.
Kim Andersson erlebte den 27.
Sieg in Folge auf der Tribüne. Die lädierte Wurfhand des Schweden
steckte in einem Gipsverband. Bester Werfer in Reihen des THW war
Igor Anic (10), in die Geschichtsbücher schaffte es
Henrik Lundström. Der
Schwede warf in einem zerfahrenen Spiel das 1000. THW-Tor in der
Bundesligasaison. Am 28. Spieltag, so früh wie noch nie. Gegen
Stralsund durften
Moritz Weltgen und
Daniel Wessig, beide mit
Doppelspielrecht für den Zweitligisten TSV Altehholz ausgestattet,
mitwirken.
Wessig traf dabei mit dem härtesten Wurf des Tages (105
km/h) ins Netz.
18. April 2009
Nach unglaublichen 505 Tagen riss die Serie des THW Kiel. Mit 27:34
(13:19) unterlag der Meister beim TBV Lemgo und verpasste damit auch
die vorzeitige Titelverteidigung. Überschattet wurde die erste
Bundesliga-Niederlage seit dem 1. Dezember 2007 von einem schweren
Zusammenprall zwischen
Filip Jicha und dem Ex-Nordhorner Holger
Glandorf, der in der Winterpause zu den Ostwestfalen gewechselt war.
Jicha wurde an seinem 27. Geburtstag mit düsteren Prognosen in ein
Bielefelder Krankenhaus eingeliefert, hatte aber Glück im Unglück. Die
Verletzung stellte sich als leichtes Schleudertrauma heraus. Als
Jicha
vor 10500 Zuschauern im ausverkauften Gerry- Weber-Stadion nach einer
15-minütigen Behandlungspause vom Feld getragen wurde, waren die Punkte
bereits verteilt. 24:17 (37.) führte der TBV in einer Partie, die Stoff
für viele Geschichten lieferte. So ließ sich
Thierry Omeyer in der 25.
Minute auf ein Handgemenge mit Lemgos Vignir Svavarsson ein - beide
sahen die rote Karte. Für den Weltmeister und Olympiasieger rückte
Morten Michelsen aus der A-Jugend des THW Kiel ins Tor. Da auch
Stefan Lövgren und
Henrik Lundström
Zwei-Minuten-Strafen abbrummen mussten,
wehrten sich plötzlich nur noch drei Kieler Feldspieler gegen eine
komplette Lemgo-Sieben.
Michelsen hielt in dieser Phase zwar einen
Siebenmeter von Michael Kraus, die Vorentscheidung zu Gunsten der
Gastgeber konnte der 17-Jährige, der 15 Würfe parieren sollte, aber
nicht verhindern. Es war ein rabenschwarzer Sonntag für die Kieler, die
bewiesen, woran viele inzwischen gezweifelt hatten - auch sie sind nur
Menschen.
22. April 2009
Meisterfeier in Kiel! Schon einen Tag bevor der THW sein Heimspiel
gegen die HSG Welzlar mit 36:28 (17:14) gewann, standen die "Zebras"
als Titelverteidiger fest. Ausgerechnet Erzrivale SG Flensburg-Handewitt
hatte mit einem Sieg gegen den Verfolger HSV Hamburg die letzten
theoretischen Zweifel beseitigt. 10250 Zuschauer in einer ausverkauften
Arena bereiteten den THW-Assen einen entsprechend triumphalen
Empfang. La-Ola-Wellen bereits vor dem Anpfiff, die Spieler liefen,
begleitet von einem Feuerwerk, einzeln in die abgedunkelte Halle ein -
einmal mehr herrschte diese besondere Gänsehautstimmung in Kiel.
Wenige Tage vor dem Halbfinale in der Champions League gegen die Rhein-Neckar-Löwen
schalteten die Kieler einen Gang zurück, schonten
Vid Kavticnik und
Nikola Karabatic und waren doch jederzeit Herr der Lage.
Beeindruckend der Auftritt von
Filip Jicha, der in Lemgo noch mit einem
Schleudertrauma vom Platz getragen werden musste, gegen Wetzlar aber
schon wieder neun Tore zum Sieg beisteuerte. Held des Abends war aber
Trainer
Alfred Gislason, der mit Sprechchören gefeiert wurde und nach
wenigen Monaten schon einen festen Platz in den Herzen der Fans hat.
16. Mai 2009
Und wieder die Rhein-Neckar Löwen: Im Halbfinale der Champions League
hatte der THW Kiel den von
Wolfgang Schwenke trainierten "Löwen"
eindrucksvoll die Grenzen aufgezeigt. Im
Halbfinale um den DHB-Pokal
hatten die Mannheimer den THW allerdings bei der dramatischen 35:36-Niederlage in den Abgrund blicken lassen. Nun also Bundesliga. Für die
"Löwen" stand noch die Qualifikation für die Champions League auf dem
Spiel. Ein Sieg in Kiel wäre die halbe Miete gewesen. Aber gerade gegen
die Mannheimer, die in den vergangenen Monaten besonders giftige Pfeile
in Richtung Kiel abgeschossen hatten, kannten die THW-Spieler keine
Gnade. Im vierten Vergleich innerhalb von drei Wochen gewann der
Meister souverän mit 33:28 {16:11). Für die richtige Temperatur in der
Kieler Arena hatte schon vor dem Anpfiff Maskottchen
"Hein Daddel"
gesorgt, der den brennenden DHB-Pokal in die Halle trug. Obwohl der THW
nicht in der Lage war, anschließend auch auf dem Spielfeld ein
entsprechendes Feuerwerk zu entzünden, geriet der 29. Saisonsieg nie in
Gefahr. Dafür war die Fehler- und Zeitstrafenquote der Gäste zu hoch,
dafür waren im THW-Dress Torhüter
Thierry Omeyer und der
treffsichere
Vid Kavticnik (10) zu stark. Ein Sieg, den Trainer
Alfred Gislason gehandicapt erlebte. Nach einer Knieoperation war er an
Krücken gefesselt, ruhiger machte ihn diese Einschränkung an der
Seitenlinie allerdings nicht. Kein Wunder, dafür sah er auch auf Seiten
seiner Spieler zu viele Fehler. Sie blieben allerdings ohne Folgen.
19. Mai 2009
Ein weiterer Rekord: Mit 38:27 (22:10) gewann der THW Kiel bei der HSG
Nordhorn, der höchste Sieg, den die "Zebras" jemals im gefürchteten
Euregium der Niedersachsen feiern konnten. Das Team von Ola Lindgren
hatte sich nach starkem Saisonstart zwar ins graue Mittelmaß der Liga
verabschiedet. Wozu das Team um den Ex-Kieler
Piotr Przybecki fähig
ist, hatten sie mit dem Finaleinzug im EHF-Cup eindrucksvoll bewiesen.
8:5 führten die Hausherren, als der THW sich den Sand aus den Augen
rieb, das Blatt wendete und bereits zur Pause einen klaren Vorsprung
herausgeworfen hatte. Zwar kamen die Nordhorner noch einmal 22:21
(39.) heran, doch in den folgenden sechs Minuten ließ die starke
Deckung keinen weiteren Treffer der HSG zu, im Angriff warfen die THW-Asse sechs
- das Spiel, das im Vorfeld der Europapokal-Endspiele
beider Clubs nur einen Freundschaftscharakter hatte, war entschieden.
Für die HSG-Fans war es dennoch ein besonderes, schließlich war es für
den insolventen Club das vorletzte in der Bundesliga. Auf die
Zukunft eingestellt sind immerhin die Bierstand-Betreiber. "Wir zapfen
auch für die Zweite Liga, aber erstklassig", stand auf einer Werbeschürze. Galgenhumor.
3. Juni 2009
Drei Tage nach dem
verlorenen Champions-League-Finale in Ciudad Real
traten müde "Zebras" zu ihrem letzten Auswärtsspiel bei TuSEM Essen an.
Die Kieler reisten direkt von Mallorca an, wo sie versucht hatten,
ihren Frust zu bewältigen. Gegen die Essener, die schon seit November
2008 wegen Insolvenz als erster Absteiger feststanden, entwickelte sich
dennoch ein munteres Spielehen. Schon nach 15 Minuten wechselte THW-Trainer
Alfred Gislason komplett durch und gab seiner zweiten Garde die
Chance zur Profilierung. Besonders gut nutzte diese Chance der junge
Tim-Philipp Jurgeleit, der sechs Tore erzielte und hinter
Kim Andersson
(12) sowie
Igor Anic (9/1) drittbester THW-Schütze war. Mit dem 43:28
(21:14)-Sieg stellte der THW zudem den Bundesliga-Rekord des TBV Lemgo
(62:6 Punkte) ein und schraubte seine Bilanz auf 63:3 Zähler.
6. Juni 2009
Schwarz-weißer Feiertag in Kiel: Der letzte Spieltag war dem Nordderby
gegen die SG Flensburg vorbehalten. Anschließend ging es per Auto-Korso
zur Klassiker-Feier auf den Rathausplatz, wo 10000 Fans ihren
Lieblingen einen triumphalen Empfang bereiteten. Mit Humor waren die
"Zebras" bereits in das Derby gestartet. So ließen die Kollegen ihren
ahnungslosen Kapitän
Stefan Lövgren in die Halle einlaufen und folgten
ihm verkleidet. Alle trugen das Trikot mit der Rückennummer "10",
Schweißbänder in den Schwedenfarben und eine
Lövgren-Maske.
Hallensprecher
Rolf Körting machte den Spaß mit und begrüßte jeden
Spieler als "unsere Nummer 10,
Stefan Lövgren". Der 37:31 (20:12)-Sieg
gegen Flensburg, der 32. in der Saison, geriet anschließend zur
Nebensache. Eine Vorspeise für die Meister-Sause.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2009)