Aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2009:
Hamburg - Die durch den Bestechungsverdacht gegen den deutschen
Rekordmeister THW Kiel ausgelöste Korruptions-Lawine reißt den Handballsport
immer tiefer in den Abgrund. So werden nun auch Vorwürfe
gegen Funktionäre des Weltverbandes IHF und der Europäischen
Handball-Föderation EHF laut. Die Kieler Staatsanwaltschaft weitet
ihre Ermittlungen gegen den THW aus, und Final-Schiedsrichter
Lars Ejby Pedersen berichtete über ein angebliches
Sex-Angebot bei der
WM in Kroatien.
Um die Manipulationsgefahr künftig einzudämmen, schrecken die Verbände
auch nicht mehr vor Änderungen bei den Spielregeln zurück. Die
Regelkommission des Weltverbandes soll beauftragt werden, mögliche
Regel-Modifikationen wie beispielsweise beim Zeitspiel auszuarbeiten, die
den Entscheidungskorridor der Schiedsrichter verkleinern.
Zudem soll die Zahl der Elite-Schiedsrichter mit besserer Bezahlung
mittelfristig aufgestockt werden. "Mein Eindruck war, dass die Handball-Szene
begriffen hat, worum es geht", sagte Reiner Witte, Präsident
der Handball-Bundesliga HBL. "Wir können die Vergangenheit leider nicht
mehr ändern. Aber jetzt sind alle gefordert, Pflöcke zu schlagen, um so etwas
künftig zu verhindern."
Der dänische Schiedsrichter Pedersen berichtete unterdessen über ein
angebliches Sex-Angebot während der WM. Pedersen,
der mit Landsmann Per Olesen das Finale zwischen Gastgeber Kroatien und
dem späteren Weltmeister Frankreich leitete, sagte dem Fernsehsender TV2,
bei einer Einladung des Veranstalters in ein Restaurant seien plötzlich
"leicht bekleidete Frauen" hereinspaziert. "Wir bekamen das nicht direkt
angeboten, aber allen war klar, dass es sich hier um Prostituierte handelte",
sagte Pedersen. Er und seine dänischen Kollegen hätten sofort und ohne
Frauenbegleitung das Restaurant verlassen. Im Fall Kiel wird neben den beiden
Untreue-Verfahren gegen Manager Uwe Schwenker
und Ex-Trainer Noka Serdarusic laut Focus wegen des
Verdachts der Beihilfe zur Untreue gegen zwei weitere Beschuldigte ermittelt.
Dabei soll es sich um den kroatischen Geschäftsmann Nenad Volarevic und
THW-Buchhalter Günther Dittmer handeln. Bundesliga-Konkurrent HSV Hamburg
hat für heute eine Pressekonferenz zur Bestechungsaffäre angekündigt.
(aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2009)