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01.04.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: THW: Morgen Akteneinsicht bei Staatsanwaltschaft

HBL stärkte Präsident Reiner Witte den Rücken - Rudolph erntete Kritik

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2009:

Hamburg/Kiel - Das Präsidium der Handball-Bundesliga (HBL) hat seinem Vorsitzenden Reiner Witte den Rücken gestärkt. "Wir sind nicht der Meinung, dass Herr Witte seine Ämter ruhen lassen muss", sagte HBL-Vize Werner Fischer nach einer Präsidiumssitzung gestern in Hamburg.
Damit widersprach das Gremium der Forderung des HSV Hamburg, der Witte am Vortag aufgefordert hatte, sein Amt bis zur Klärung der Manipulationsvorwürfe gegen den THW Kiel ruhen zu lassen. HSV-Präsident Rudolph begründete seinen Vorstoß mit der früheren Aussage Wittes, er sei in dieser Angelegenheit befangen und mit Uwe Schwenker freundschaftlich verbunden. "Ich habe mir in dieser Sache nichts vorzuwerfen", sagte Witte nun. Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, äußerte Verwunderung über die Vorgehensweise des HSV: "Ob man das so machen muss, weiß ich nicht." Der frühere Hamburger Coach erklärte jedoch: "Wir brauchen endlich Aufklärung."

Rudolph hatte am Montag bei einer Pressekonferenz in Hamburg seine Aussage erneuert, bei einem Besuch auf seinem Anwesen auf Mallorca habe Schwenker im Sommer 2007 Schiedsrichterbestechung zugegeben. Der HSV-Boss hatte zudem gefordert, der THW möge die Vorwürfe nun rückhaltlos aufklären und der unter Bestechungsverdacht stehende Schwenker solle seine Tätigkeit als THW-Manager ebenfalls ruhen lassen. Die Kieler hatten auf die Forderungen Rudolphs irritiert reagiert. "Wie mehrfach erklärt, hat der THW Kiel die ihm bisher zugänglichen Erkenntnismöglichkeiten ausgeschöpft, ohne dass sich der Verdacht von Spielmanipulationen bestätigt hat", hieß es in einer Erklärung. "Weitergehende Aufklärung ist erst im Zuge der unmittelbar bevorstehenden Einsichtnahme in die staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakte zu erwarten. Vielleicht hätte auch der HSV Hamburg diesen Zeitpunkt abwarten sollen."

Einsicht in die Akten soll den THW-Verantwortlichen wohl schon in dieser Woche gewährt werden, erklärte gestern der Kieler Oberstaatsanwalt Uwe Wick. "Voraussichtlich werden die Anwälte am Donnerstag Gelegenheit dazu bekommen." Ein Ende der Ermittlungen ist laut Wick indes nicht abzusehen. Inzwischen ermittelt auch die kroatische Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Spielervermittler Nenad Volarevic. Man habe Rechtshilfe von der kroatischen Justiz erbeten, so Wick. Geschäftsmann Volarevic, ein Freund Serdarusic', soll vom THW als mutmaßlicher Mittelsmann 92 000 Euro für Schiedsrichterbestechungen erhalten haben. In THW-Büchern sollen die Kieler Fahnder auf mehr als 100 000 Euro an dubiosen Überweisungen und Bargeldabhebungen gestoßen sein. Oberstaatsanwalt Wick sagt: "Es geht nicht mehr darum, ob Geld geflossen ist, sondern wohin." Per Pressemitteilung betonte der THW erneut, dass man nach Auswertung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsakten unverzüglich alle notwendigen Schritte einleiten und etwaige erforderliche Maßnahmen ergreifen wolle.

Derweil findet Rudolphs Gang an die Öffentlichkeit bei einigen Kollgen aus dem HBL-Kontrollgremium keine ungeteilte Zustimmung. "Ich will auch, dass diese Sache aufgeklärt wird", sagte der Gummersbacher Hans-Peter Krämer. Aber der Stil Rudolphs rege ihn auf: "Da lechzt jemand geradezu danach, einen Ligakonkurrenten zu schlachten." Es sei "eine Frechheit, die THW-Gremien aufzufordern, Schwenker freizustellen", so Krämer. Diese "schwierige Angelegenheit" werde auf der heutigen HBL-Aufsichtsratssitzung in Frankfurt sicher gebührend gewürdigt. Auch andere Aufsichtsratsmitglieder wollen den Auftritt Rudolph hinterfragen.

(von Reimer Plöhn und Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2009)


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