Aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2011:
Wäre ein Strafprozess ein Boxkampf, dann hätte die Verteidigung im Kieler
Handball-Prozess gestern die erste Runde gegen die Staatsanwaltschaft nach
Punkten für sich entschieden. Die Anwälte der Angeklagten
Uwe Schwenker und
Noka Serdarusic
ließen jedenfalls schon mal ein wenig ihre Muskeln spielen.
Einerseits teilweise unterhaltsam, aber wenig zielführend
wie von
Serdarusic' Verteidiger Erich Samson,
der noch immer gerne gegen Staatsanwälte stichelt, andererseits sehr
konkret und kritisch wie von
Schwenkers Anwalt
Michael Gubitz.
Ein Strafprozess ist jedoch kein Duell von Faustkämpfern. Darum ist es
auch von untergeordneter Bedeutung, wer Vorteile am ersten Tag verbuchte.
Dessen Verlauf gab eher Hinweise, wie die weiteren Verhandlungstage verlaufen
könnten. Der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck dürfte mit seiner
wohltuend sachlichen Art das Verfahren angemessen leiten. Die Staatsanwaltschaft
betonte fair, sie werde - um in der Boxsprache zu bleiben - als erste das
Handtuch werfen, sollten sich keine Beweise für die Schuld der Angeklagten
finden lassen.
Und die offensichtlich sehr gut vorbereitete Verteidigung wird jede Chance
wahrnehmen, die Schwächen der Anklage zu nutzen. Gestern arbeitete Michael
Gubitz bereits "Fehler und Unterlassungssünden" der Kieler Staatsanwaltschaft
bei den Ermittlungen heraus. Für die Angeklagten war dies zweifellos kein
schlechter Auftakt, doch bei 21 Verhandlungstagen ist viel Stehvermögen gefragt.
(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2011)