24.09.2011 | Verein |
Ähnlich hemdsärmelig wurde mit finanziellen Aktionen verfahren. Als Buchhalter Günther Dittmer im Frühjahr 2007 von Schwenker zu Wissen begehrte, was er als Verwendungszweck auf eine Überweisung an den möglichen Geldboten an die polnischen Champions-League-Schiedsrichter, Nenad Volarevic, vermerken solle, antwortete Schwenker: "Mach' es wie du es willst." Ähnlich locker handhabte Schwenker eine Unterstützung des Ehepaars Serdarusic 2008. Er ging von der THW-Geschäftsstelle zur Kieler Volksbank, ließ sich 40 000 Euro in bar auszahlen, steckte sie in zwei Briefumschläge und übergab diese am Tag darauf Mirjana Serdarusic. Begründung: Mit Darlehen an Serdarusic sei in all den Jahren locker verfahren worden, weil der Trainer eine komplexe Persönlichkeit gewesen sei, die gehegt und gepflegt hätte werden müssen. Außerdem habe das Ehepaar einen Bar-Betrag gewünscht - was vielleicht deshalb einen Sinn ergibt, weil Frau Serdarusic gerne gezockt habe, wie Schwenker Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft erzählte. Dass jene 40 000 und weitere 20 000 Euro im Zusammenhang mit Serdarusic' Vertragsauflösung nicht von diesem zurückgezahlt wurden, passt zum saloppen Geschäftsgebaren wie in einer Bananenrepublik.
Doch Schwenker und Serdarusic galten nun mal als die "Könige von Kiel" ("Der Spiegel"). Könige außer Kontrolle. So ist zu verstehen, warum der THW im Frühjahr 2009 seine Strukturen änderte, das Gesellschafter-Gremium durch einen Aufsichtsrat ersetzte, in dem Klaus-Hinrich Vater seine Verantwortung seitdem wörtlich nimmt: Er beaufsichtigt die Abläufe sehr genau. Und so ist auch zu verstehen, warum Vater als Schwenker-Gegner gilt: Der Unternehmer und IHK-Präsident ist völlig anderes Wirtschaften gewohnt.
Nun hat Vater es zwar stets vermieden zu erklären, dass unter seiner Führung die abgedankte Majestät Schwenker bei einem möglichen Freispruch noch nicht einmal Kronprinz werde. Dennoch wurden in dieser Woche in überregionalen Zeitungen zwei Szenarien skizziert. Laut "FAZ" gelte es als ausgemacht, dass Schwenker wieder THW-Manager werde, sollte es keine Beweise für die Vorwürfe geben. Da Klaus Elwardt mehr schlecht als recht als Geschäftsführer wirke, wünschten neben Trainer Alfred Gislason auch mächtige Sponsoren die Rückkehr Schwenkers. Die "Frankfurter Rundschau" glaubt sogar zu wissen: "Auf der einen Seite steht eine Gruppe um Vater, auf der anderen gemäßigte Kommanditisten um Schwenker-Freund Ulrich Rüther, der dennoch ein Comeback des Ex-Managers ausschließt." Dass der Chef des Hauptsponsors Provinzial ein Schwenker-Spezi ist, ist jedoch ebenso falsch wie die Einschätzung, Rüther lehne Schwenkers Neustart ab.
Mal abgesehen davon, dass dafür ein Freispruch erster Klasse erforderlich wäre: "König Uwe" mag dem THW mit seinen Kontakten fehlen, doch die Kieler Monarchie ist ein Modell ohne Zukunft.
(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2011)
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