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28.09.2011 Verein

Kieler Nachrichten: Erpressung als Auslöser?

Handball-Prozess: Heute kommt Jepser Nielsen

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.09.2011:

Kiel. Heute beginnt um neun Uhr vor der 5. Großen Strafkammer des Kieler Landgerichts der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen Uwe Schwenker und Noka Serdarusic. Der Ex-Manager und -Trainer des THW Kiel, angeklagt, vor dem Champions-League-Finalrückspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt die polnischen Schiedsrichter Miroslaw Baum und Marek Goralczyk bestochen zu haben, sehen heute einen alten Bekannten wieder: Jesper Nielsen.
Nielsen ist Sponsor der Rhein-Neckar Löwen, jenes Vereins, dessen Beiratsvorsitzender Dieter Matheis im Februar 2009 mit einem Schreiben an die Handball-Bundesliga (HBL) die Manipulationsaffäre auslöste. Der damalige Brief von Matheis basiert auf Schilderungen von Nielsen. Dem mit dem Verkauf von Modeschmuck reich gewordenen Dänen soll Uwe Schwenker am Rande des WM-Finales 2009 in Kroatien in einem Hotel in Zagreb bestätigt haben, den Champions-League-Titel 2007 erkauft zu haben, was Schwenker bestreitet. Außerdem wird das Gericht - und besonders die Verteidigung - heute von Nielsen Auskunft begehren über ein Treffen am 11. Februar 2009 im Haus von Noka Serdarusic in Kiel. Bei dieser Zusammenkunft, an der auch Löwen-Manager Thorsten Storm, ein Anwalt und Serdarusic' Frau Mirjana teilnahmen, während die von den Löwen damals umworbenen THW-Spieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik Nielsens PS-starke Limousine ausfuhren, soll der Ex-Trainer seinen Gästen pikante Unterlagen gezeigt haben. Nielsen sagte dazu im März 2009 gegenüber der Kieler Staatsanwaltschaft: "Ich kann bestätigen, dass Serdarusic uns Belege und Kontoauszüge gezeigt hat, die den THW belasten."

Ebenfalls im März 2009 erschien Serdarusic in Begleitung seines Anwalts Erich Samson beim Landeskriminalamt in Kiel und gab eine Erklärung ab. Oberkommissarin Eva Heiden erinnerte sich am vergangenen Mittwoch, dem ersten Verhandlungstat, an Serdarusic' Aussage wie folgt: "Es ging um zwei Schriftstücke beim Treffen in seinem Haus. Dabei handelte es sich um einen Kontoauszug im DIN-A-Format aus Kroatien und um ein weiteres Dokument, bei dem es sich laut Serdarusic um eine Selbstanzeige von Nenad Volarevic gehandelt haben soll." Volarevic, ein alter Freund von Serdarusic und guter Kenner der Handball-Szene im ehemaligen Jugoslawien, soll vom THW Kiel 92 000 Euro erhalten haben. Einen Teil dieser Betrages soll er laut Anklage Schiedsrichter Miroslaw Baum in Warschau als Bestechungsgeld überbracht haben. Die beiden Dokumente existieren allerdings nicht mehr. Serdarusic hat gegenüber dem LKA behauptet, er habe seine Frau angewiesen, die Papiere zu vernichten. Mirjana Serdarusic soll diese daraufhin verbrannt haben.

Zwei Wochen nach dem Treffen in Kiel lösten die Rhein-Neckar Löwen den Vorvertrag mit Trainer Serdarusic auf, Karabatic und Kacticnik wechselten ebenfalls nicht nach Mannheim, sondern nach Montpellier. Und bis heute glaubt Schwenkers Verteidigung, dass diese Vorgeschichte die Handball-Affäre überhaupt erst ausgelöst habe: Von versuchter Erpressung ist die Rede, um Karabatic und Kavticnik, für die Schwenker 3,5 Millionen Euro Ablöse gefordert habe, günstig aus ihren Verträgen herauszukaufen. Schwenkers Anwälte Michael Gubitz und Gereon Wolters verbreiteten am 21. März 2011 in einer Erklärung. "Uns ist unverständlich, dass die Staatsanwaltschaft keine Ermittlungen wegen Erpressung gegen Verantwortliche der Rhein-Neckar Löwen eingeleitet hat. Wir gehen davon aus, dass es ohne diese Vertragsverhandlungen nicht zu den Anschuldigungen gekommen wäre."

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 28.09.2011)


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