29.09.2011 | Verein |
Demnach gab es zwei entscheidende Begegnungen zwischen Nielsen und den Angeklagten. Eine am 1. Februar 2009 in der Bar des Zagreber Hotels "Esplanade", eine zehn Tage später im Haus von Noka Serdarusic in Russee. Am 1. Februar, dem Tag des WM-Finales, soll Schwenker ihn, Nielsen, um ein Gespräch gebeten haben, in dessen Verlauf Schwenker auch einen der fünf damaligen THW-Gesellschafter dazu bittet. An dessen Namen kann sich Nielsen erst im zweiten Anlauf erinnern, es war Hubertus Grote. Es sei ihm unangenehm gewesen, dass eine ihm unbekannte Person dabei war, sagt Nielsen. Schließlich sei die Thematik heikel gewesen. "Uwe hat mir dann erzählt, dass die Gerüchte um das Finale stimmen. Die treibende Kraft wäre aber Noka gewesen. Er hätte ihn gezwungen, mitzumachen."
Schwenker schüttelt bei den Ausführungen des Zeugen immer wieder mit dem Kopf. Serdarusic bleibt während der fünfstündigen Befragung stoisch. In der Hotelbar, so Nielsen weiter, soll Schwenker davon gesprochen haben, dass Serdarusic die nötigen Kontakte hatte. Er, Schwenker, hätte zwar die polnischen Schiedsrichter bezahlt, durchgeführt hätte die Bestechung aber Serdarusic und ein kroatischer Mittelsmann. "Noka und die Balkan-Leute" soll Schwenker sie genannt haben.
Am Abend des 11. Februar hätte Nielsen dann vom Ehepaar Serdarusic eine ganz andere Version gehört. Demnach hätte Schwenker, der sich als Manager "unsterblich machen wollte", die Fäden gezogen. Wortführerin sei Mirjana, Nokas Frau, gewesen, die Nielsen als "hoch emotional und hasserfüllt auf Uwe" beschrieb. Sie hätten ihm, Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen, und dem Kieler Rechtsanwalt Christian Wiegert im Detail erzählt, wie der THW mehrere Europapokal-Spiele manipulierte. Demnach begann es mit Bargeld und im kleinen Kreis. So soll es die Aufgabe der Ehefrauen von Serdarusic und Schwenker gewesen sein, das Geld den Schiedsrichtern im Hotel zu übergeben. Nicht immer erfolgreich. So sollen die Schiedsrichter, die das Rückspiel des verlorenen Champions-League-Endspiels 2008 gegen Ciudad Real leiteten, abgelehnt haben, weil sie bereits von den Spaniern bezahlt worden waren.
Am 11. Februar 2009 soll Serdarusic auch gesagt haben, dass die meisten Schiedsrichter bestechlich seien. Demnach soll es eine Preisliste gegeben. Ein manipuliertes Viertelfinale billiger sein als ein Halbfinale. Laut Serdarusic sei es auch nicht in erster Linie um Bestechung gegangen. Ziel sei vielmehr gewesen, sich abzusichern. Heißt, die Polen sollen eingreifen, wenn das Spiel nicht den erwünschten Verlauf nimmt. Da er damals noch eine der größten Schmuckfirmen der Welt besessen hätte, sei er um seinen Ruf als Geschäftsmann besorgt gewesen. "Ich habe richtige Angst bekommen." Ihm sei noch an diesem 11. Februar klar geworden, dass er den Vertrag mit Serdarusic, der ab Sommer 2009 die Löwen trainieren sollte, umgehend auflösen muss. "Das tat mir wahnsinnig leid." Serdarusic hätte das eingesehen und sie sich darauf verständigt, gesundheitliche Probleme vorzuschieben, um die wahren Hintergründe zu verschleiern.
Auch Nielsen, das wird klar, wollte nicht, dass die angebliche Manipulation öffentlich wird. Deshalb sei er sehr überrascht gewesen, als Dieter Matheis, Beiratsvorsitzender der Löwen, sich Ende Februar offiziell an die Handball-Bundesliga wandte und die "Sache hoch ging" (Nielsen). Anschließend hätte er sich noch einmal mit Schwenker getroffen und ihm geraten, reinen Tisch zu machen. Alles zu erzählen. Eine Version, die der Betroffene mit einer Geste extremer Belustigung quittiert.
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