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06.04.2009 Verein

Kieler Nachrichten: "Zeit ist reif für Aufklärung"

Der THW erwartet heute von Uwe Schwenker Antworten - Interesse an Wolfgang Schwenke

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.04.2009:

Kiel - Die Mannschaft hatte gewonnen, die Halle getobt. Doch in der neuen VIP-Lounge wurde am Sonnabend nicht der Einzug des THW Kiel ins Halbfinale der Champions League gefeiert, sondern die neuesten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Handball-Manipulationsaffäre diskutiert.
Nachdem der NDR und die Kieler Nachrichten über Kritik des Beirats an den Gesellschaftern berichtet hatten, bemühten sich Vertreter beider Gremien um die Wiederherstellung der Einheit. Georg Wegner, den die lange verschwiegenen Gesellschafter mittlerweile zu ihrem Sprecher erkoren haben, hatte bereits am Sonnabend in dieser Zeitung die Bereitschaft bekundet, gemeinsam mit dem Beirat über mögliche Strukturänderungen sprechen zu wollen. Am Sonnabend versuchte auch Ulrich Rüther die Wogen zu glätten. "Auf der Sitzung des Beirats wurden die Dinge lediglich aus Sponsorensicht diskutiert", erklärte dessen Vorsitzender und verkündete gegenüber Eurosport, nichts von Rücktrittsgelüsten aus dem Kreis seiner Kollegen zu wissen.

Nach Informationen dieser Zeitung gibt es diese sehr wohl und zwar beziehen sie sich auf die Möglichkeit, dass Uwe Schwenker, gegen den die Kieler Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, bei einem heutigen Treffen keine Aufklärungsarbeit leistet und die Gesellschafter sich damit zufrieden geben. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass Sponsoren ihre Zusammenarbeit mit den "Zebras" beenden. Nachdem die THW-Anwälte Gerald Goecke und Stefan Purrucker am Sonnabend die Überprüfung der rund 1000 Seiten umfassenden Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft als abgeschlossen erklärten, wollen nun aber auch die Gesellschafter des deutschen Rekordmeisters von Schwenker wissen, wohin das Geld im Falle einiger rätselhafter Buchungen geflossen ist. Im Frühjahr 2008 sollen einmal 20 000 und einmal 40 000 Euro von einem THW-Konto abgehoben worden sein mit dem Vermerk "Verpflegung". Ein Mann aus dem Umfeld sagte dazu: "Das sind Beträge, die für uns so hoch sind, dass man sie nicht vergessen kann."

Drei Szenarien sind heute denkbar. Die erste Variante ist Gesellschaftern und Beirat am liebsten: Geschäftsführer Schwenker liefert überzeugende Antworten, bleibt im Amt und soll, falls die Gesellschafter der "dringlichen Bitte" des Beirats folgen, einen kaufmännischen Leiter als Helfer erhalten. Ein heißer Kandidat für diesen Posten ist das Ex-"Zebra" Wolfgang Schwenke, bis Saisonende Trainer der Rhein-Neckar Löwen und zurzeit auf Jobsuche.

Zweite Möglichkeit: Uwe Schwenker bittet die wissbegierigen Herren noch um etwas Zeit, um Beweise heranschaffen zu können. Viel Geduld will der Beirat aber nicht mehr aufbringen. Sollte es einen Aufschub geben, heißt es, könne es sich dabei nur um Tage, aber nicht um Wochen handeln.

Das dritte Szenario beinhaltet die größte Herausforderung. Falls Schwenker Antworten wegen der gegen ihn laufenden staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen schuldig bleibt, will zumindest der Beirat eine schnelle Entscheidung, die laut Satzung nur die Gesellschafter treffen können. Nach KN-Informationen sehen die acht Kaufleute im Beirat die Gefahr, dass ihre Reputation leidet, wenn der THW nicht allmählich den Verdacht, an Mauscheleien im Zusammenhang mit Champions-League-Spielen beteiligt gewesen zu sein, aus der Handball-Welt schafft.

"Zweifellos besteht die Notwendigkeit, dass der THW sich klar positioniert, die Zeit ist reif", sagt dazu Ulrich Rüther. Dem Vorstandschef von Hauptsponsor Provinzial geht es dabei "ausschließlich um eine gute Zukunft für den THW". Das sieht Georg Wegner genauso. Auch er spricht inzwischen Klartext: "Wir wollen am Montag von Uwe Schwenker und seinen Anwälten Antworten. Sollten diese ausbleiben, müssten wir gemeinsam mit dem Beirat über Konsequenzen nachdenken." Schwenker hat den Ernst der Lage offenbar erkannt. Er soll einen auf Strafrecht spezialisierten Anwalt engagiert haben.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 06.04.2009)


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