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08.10.2011 Verein

Kieler Nachrichten: Was hat Volarevic mit 45.000 Euro gemacht?

THW verbuchte nur Geld für Serdarusic nicht korrekt

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2011:

Kiel. Ein Strafprozess verläuft nicht immer spektakulär. Besonders dann, wenn es wie gestern vor dem Kieler Landgericht im Verfahren gegen Uwe Schwenker und Noka Serdarusic um Buchungen und Bilanzen geht. Eine Spezialistin vom Landeskriminalamt, die die im März 2009 beim THW Kiel beschlagnahmten Unterlagen geprüft hat, sagte aus, dass die zeitnah zum von den beiden Angeklagten möglicherweise manipulierten Champions-League-Finalrückspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt erfolgten Überweisungen in Höhe von 92 000 Euro an den Kroaten Nenad Volarevic ordnungsgemäß verbucht worden seien.
Etwas anders sieht es bei zwei Zahlungen vom THW an Trainer Noka Serdarusic im Jahr 2008 aus, für die sich keine Belege finden ließen. Dies, so die Zeugin, widerspräche rechtlichen Grundsätzen. Für die 5. Große Strafkammer könnte sich damit im späteren Urteil eine Ordnungswidrigkeit ergeben, unabhängig, davon, dass Serdarusic das Darlehen von 60 000 Euro längst zurückgezahlt hat.

Zum Abschluss des fünften Verhandlungstages verlas der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck einen Durchsuchungsbeschluss der kroatischen Nova Banka, der mehr Spannung verspricht als es sich zunächst anhörte. Es geht um den Verbleib von 45 000 Euro, die Volarevic am 28. April 2007, einen Tag vor dem zweiten Endspiel gegen Flensburg, von jenem Konto abgehoben hat, auf das ihm der THW drei Tage zuvor 92 000 Euro überwiesen hatte. Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass Volarevic mit den 45 000 Euro nach Warschau flog, um den polnischen Schiedsrichter Miroslaw Baum zu bestechen, könnte sich nach Ansicht von Schwenkers Verteidigung ein ganz anderer Sachverhalt ergeben: Demnach sind die 45 000 Euro von Volarevic abgehoben und auf ein besser verzinstes Konto eingezahlt worden, ehe der Betrag einige Monate später wieder auf das Girokonto zurückfloss. Schwenker-Anwalt Gereon Wolters warf der Anklagebehörde "Schlampigkeit" vor: "Die Staatsanwaltschaft hätte die Anklage nicht eröffnen dürfen, ohne den Verbleib dieses Geldes zu ermitteln. Sollte sich herausstellen, dass diese 45 000 Euro nie ausgegeben wurden, fällt die Anklage in sich zusammen."

Gleichwohl bleiben jene 92 000 Euro an Volarevic wegen der Buchung mit dem Vermerk "Transfer Igor Anic" mysteriös. Ex-THW-Gesellschafter Hubertus Grote hatte diesen Betrag am Donnerstag als Zeuge als üblich bezeichnet, da für den Transfer des Spielers Börge Lund an Berater 200 000 Euro vom THW gezahlt worden seien. Nach KN-Informationen kann es sich dabei jedoch allenfalls um rund 30 000 Euro gehandelt haben, zehn bis 15 Prozent von Lunds Bruttogehalt.

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2011)


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