28.10.2011 | Verein |
Nach Ansicht der Kieler Staatsanwaltschaft ging die Geschichte damals wie folgt: Am 25. April 2007, vier Tage vor dem entscheidenden Finalspiel, überwies Schwenker 56 400 Euro nach Zagreb. Dort hob Volarevic, der ein alter Freund von Serdarusic ist, am Tag darauf 45 000 Euro ab. Mit diesem Geld im Gepäck flog der Kroate am 27. April um 6.30 Uhr von Zagreb über München nach Warschau, wo er um 8.50 Uhr landete. Dort übergab Volarevic die Summe Miroslaw Baum und flog am Nachmittag um 16.10 Uhr weiter nach Hamburg.
Die Staatsanwaltschaft beruft sich auf Angaben von Serdarusic gegenüber Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen, der am 21. und 22. November in den Zeugenstand muss. Volarevic feierte im Übrigen mit den Kielern nach dem Finale bei einem Italiener als Gast von Serdarusic den ersten Champions-League-Titel des THW.
Fragt sich nur, ob diese Geschichte jemals zu beweisen sein wird. Von Volarevic soll es einmal eine Selbstanzeige gegeben haben, die Serdarusic Storm und weiteren Vertretern der Rhein-Neckar Löwen am 11. Februar 2009 in seinem Haus in Kiel laut Löwen-Gesellschafter Jesper Nielsen gezeigt hat. Gegeben haben, denn das bedeutende Beweismittel wurde anschließend von Mirjana Serdarusic, wie diese erklärte, verbrannt und war auch bei einem Berliner Anwalt, der das Schriftstück angefertigt haben soll, unauffindbar.
Da Volarevic es ablehnt, nach Kiel zu kommen und eine Aussage zu machen, bleibt also nur noch Baum als direkt beteiligter Augenzeuge übrig. Doch der 52-Jährige, der als Dozent für Sozialpolitik an einer Pädagogischen Hochschule arbeitet, sollschon gegenüber polnischen Behörden die Version der Kieler Staatsanwaltschaft nicht bestätigt haben. Und die Verteidigung von Uwe Schwenker geht davon aus, dass Baum die Vorwürfe auch heute vor dem Kieler Landgericht bestreiten wird.
Manipulationsvorwürfe sind für das nicht mehr aktive Gespann Baum/Goralczyk nicht ungewohnt. Laut "Handball-Woche" besitzen die Polen spätestens seit 2007 nicht den besten Ruf. Frank Birkefeld, damals Geschäftsführer des Welthandball-Verbandes, warf dem Duo vor, das olympische Frauenfinale 2004 in Athen zwischen Dänemark und Südkorea zugunsten der Däninnen manipuliert zu haben. Baum und Goralczyk wehrten sich, sie seien Ehrenmänner. Aufgeklärt wurde die Geschichte nie. Stattdessen sind sie weiterhin als Funktionäre tätig. Das ist möglicherweise der Grund, warum beide der Einladung des Gerichts folgen: Ein Nichterscheinen hätte ihre Karrieren beeinträchtigen können. Goralczyk ist Generalsekretär des polnischen Verbandes, sein ehemaliger Partner dient der Europäischen Handball-Föderation EHF - als Schiedsrichter-Delegierter.
(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 28.10.2011)
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