Aus den Kieler Nachrichten vom 29.10.2011:
Beim THW Kiel könnte der Sekt schon mal aus dem
Kühlschrank geholt werden. Schiedsrichter Miroslaw
Baum bestritt im Handball-Prozess vor dem
Kieler Landgericht nicht nur, das Champions-League-Final-Rückspiel 2007
gegen die SG Flensburg-Handewitt verpfiffen zu
haben. Der Pole widersprach auch unmissverständlich
der Version der Staatsanwaltschaft, derzufolge er von dem Mittelsmann
Nenad Volarevic zwei Tage vor dem zweiten Endspiel 45 000 Euro Bestechungsgeld
in Warschau erhalten habe.
Da Volarevic seine Aussage verweigert und vom
zweiten Final-Schiedsrichter Marek Goralczyk am kommenden Freitag
keine andere Version verbreitet werden dürfte, steht
nach dem sechsten Verhandlungstag
fest: Der zentrale Punkt der Anklage, dass
Uwe Schwenker
und
Noka Serdarusic den
Titel 2007 für den THW gekauft haben, wird zumindest
mit Hilfe der angeblich direkt Beteiligten nicht zu beweisen sein.
Der Vorwurf der Verteidiger, die Staatsanwaltschaft habe schlampig recherchiert
und für die Angeklagten Entlastendes nicht berücksichtigt, ist
dagegen mehr denn je gut nachzuvollziehen. Dass die
Ermittlungsbehörde erst neun Monate nach Anklageerhebung
die Schiedsrichter in Polen vernehmen ließ, ist eine fragwürdige
Taktik, wenn nicht gar eine Unterlassungssünde. Was
Baum aussagte, hätte schon viel früher in Erfahrung gebracht werden müssen.
Womöglich wäre den Angeklagten und dem THW dann zumindest beim
schlagzeilenträchtigen Vorwurf des Titelkaufs
einiges erspart geblieben.
(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 29.10.2011)