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10.11.2011 Verein

Kieler Nachrichten: Schöne Bescherung für Schwenker und Serdarusic?

Landgericht will Zeugenvernehmung im Handball-Prozess noch vor Weihnachten abschließen - Heute geht es um den "Mallorca-Komplex"

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.11.2011:

Kiel. Die 5. Große Strafkammer des Kieler Landgerichts will offenbar kurzen Prozess machen. Im Verfahren gegen den ehemaligen THW-Manager Uwe Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic könnte die Beweisaufnahme vor Weihnachten abgeschlossen sein. "Im Moment drängen sich für die Kammer keine neuen Zeugen auf", erklärte der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck, der eine Beförderung ans Oberlandesgericht Schleswig hielt, am achten Verhandlungstag.
Bis zum 21. Dezember werden unter anderem Thorsten Storm, Manager des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, sowie der ehemalige THW-Gesellschafter Georg Wegner in den Zeugenstand treten. Auch Oberstaatsanwalt Axel Goos ließ durchblicken, dass er durchaus an einer Beschleunigung des Prozesses interessiert sei - zumindest, was den "Mallorca-Komplex" beträfe.

Womöglich wird der von Wardeck skizzierte Zeitrahmen nicht eingehalten werden können. Goos stellte gestern kurz vor Ende der fast fünfstündigen Verhandlung noch zwei Ermittlungsanträge: So soll THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust unter anderem zur Betreuung von Schiedsrichtern bei internationalen Spielen vernommen werden und Michael Scholz aussagen. Dem Oberstudiendirektor des Kieler Ernst-Barlach-Gymnasiums soll Schwenkers Ex-Gattin Karin Details über Schiedsrichterbestechungen erzählt haben. Für Schwenkers Verteidiger Michael Gubitz "eine Nebelkerze der Staatsanwaltschaft".

Ob diese Kerze angezündet wird, muss nun das Gericht entscheiden, das gestern mit einem Beamten des Landeskriminalamts und einem Bilanzbuchhalter der Staatsanwaltschaft zwei spezielle Zeugen vorgeladen hatte. Der Kripobeamte berichtete über die Vorgehensweise bei diversen Vernehmungen, beispielsweise von Nenad Volarevic, des Serdarusic-Freundes, der im Verdacht steht, die polnischen Schiedsrichter des Champions-League-Final-Rückspiels 2007 gegen die SG Flensburg mit 45 000 Euro in Warschau bestochen zu haben. Bei seiner Befragung in Zagreb habe dieser sämtliche Vorwürfe bestritten. Volarevic hätte behauptet, dass er bereits seit zehn Jahren für den THW arbeiten würde und in dieser Zeit einige Spielertransfers zum THW realisiert hätte. Außerdem würde ihm Schwenker noch 8000 Euro schulden. Immerhin wurde klar, dass Volarevic tatsächlich von München über Warschau nach Hamburg geflogen war. Was er in der polnischen Hauptstadt während seines mehrstündigen Aufenthalts tat, bleibt ungewiss.

Nach dem Kriminalpolizisten, der im dunklen Anzug auftrat und auch wegen seiner gewählten Ausdrucksweise ("Ich habe keine Ermittlungstätigkeit mehr entfaltet") als Darsteller von eher hemdsärmeligen Ermittlern in TV-Krimis schwer vermittelbar wäre, trat ein ebenso gut gekleideter Buchhaltungsexperte auf, der sich redlich Mühe gab, Fachbegriffe wie "aktive Rechnungsabgrenzung" oder "Vollständigkeitsgebot" zu erläutern. Auf die Frage, ob die Zahlungen des THW an Volarevic in Höhe von 92 000 Euro richtig oder falsch verbucht worden seien, blieb er eine eindeutige Antwort schuldig.

Heute erscheint mit Gerd Butzeck ein Zeuge, der die Frage beantworten soll, ob Schwenker am 30. Juli 2007 auf der Finca von HSV-Präsident Andreas Rudolph Schiedsrichter-Bestechungen zugegeben hat oder nicht. Der Geschäftsführer der Group Club Handball bestritt dies in seiner Vernehmung. Butzeck wird von Rudolph beschuldigt, Schwenker mit den Worten "Sei still, du redest dich um Kopf und Kragen" gebremst zu haben. Unumstritten ist, dass die Party-Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt reichlich Alkohol genossen hatte. Schwenker, so Butzeck, soll "blitzeblau" gewesen sein.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 10.11.2011)


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