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21.11.2011 Verein

Kieler Nachrichten: Handball-Prozess: Storm sagt aus

10. Verhandlungstag: Manager der Rhein-Neckar Löwen ist ein zentraler Zeuge in der Manipulationsaffäre

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011:

Kiel. Im Strafverfahren gegen Uwe Schwenker (Ex-Manager des THW Kiel) und Noka Serdarusic (Ex-Trainer) sagt heute ein Zeuge aus, der die Beschuldigten schwer belasten könnte, das Rückspiel im Champions-League-Finale 2007 manipuliert zu haben. Am zehnten Verhandlungstag ist Thorsten Storm, Manager des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, geladen.
Vor dem Kieler Landgericht wird seit dem 21. September gegen die ehemaligen Macher des THW Kiel ermittelt. Es ist mittlerweile ruhig geworden im Saal 232, fast gemütlich. Neben den Prozessbeteiligten, die anwesend sein müssen, verstreuten sich zuletzt sechs Journalisten und sieben Zuschauer in einem Raum, der gut und gerne 60 Beobachtern Platz bietet. Die Tribünen dürften sich heute aber wieder füllen, wenn Storm um neun Uhr auf seinem Stuhl Platz nehmen wird, von dem er, so der Plan der Kammer, möglicherweise erst im Verlauf des Dienstags wieder entlassen werden wird. Storm arbeitete einst als Mitarbeiter von Schwenker in der Marketingabteilung des THW. Anschließend wurde er Manager der SG Flensburg, mit der er im besagten Champions-League-Endspiel denkbar knapp unterlag. Mittlerweile ist er Manager der Rhein-Neckar Löwen, die im Verdacht stehen, das Wissen um die angebliche Manipulation genutzt zu haben, um den THW zu erpressen.

Die Kammer hat zentrale Gespräche herausgearbeitet, die Aufschluss darüber geben sollen, ob der erste Champions-League-Sieg der Zebras" tatsächlich erkauft worden ist. An den meisten war Storm beteiligt. Eines hat sich am 11. Februar 2009 im Haus des Ehepaars Serdarusic in Russee abgespielt. Ein Abend, an dem Mirjana Serdarusic, die Ehefrau des ehemaligen THW-Trainers, Beweismittel vorgelegt haben soll. Eines soll ein Bekennerschreiben des angeblichen Geldboten Nenad Volarevic gewesen sein. Dokumente, die Mirjana Serdarusic inzwischen "auf Alufolie im Waschbecken" verbrannt haben will. Dokumente, die beweisen sollen, dass Schwenker der Drahtzieher gewesen ist. Was hat Storm gesehen?

Mit diesem Wissen, so die Darstellung von Schwenker, sollen die Löwen in Person von Storm und dem Gesellschafter Jesper Nielsen versucht haben, die bis Juni 2012 an den THW gebundenen Spieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik für einen nicht marktgerechten Preis vorzeitig auszulösen. Fakt ist, dass die Löwen für Karabatic einen Vorvertrag aufgesetzt hatten, der seine Zukunft bei den Badenern bereits ab Juni 2009 regelte. Mit Details wie einem Netto-Monatslohn von 32 000 Euro und einem Werbevertrag mit dem Nielsen-Unternehmen, der dem Franzosen jährlich weitere 165 000 Euro einbringen sollte.

Nielsen, der bereits ausgesagt hat, stellte es so dar, dass Storm für die Feldarbeit zuständig war. Die Unterschrift auf dem Karabatic-Vorvertrag identifizierte der Däne als die seines Angestellten. Von zentraler Bedeutung könnte auch ein Gespräch zwischen Storm und Gerd Butzeck sein. Der Handball-Funktionär behauptete, dass Storm ihm angeboten habe, bei der Vernichtung der Beweise zu helfen. Vorausgesetzt, er, Butzeck, würde seinen guten Draht zu Schwenker nutzen, um Serdarusic "wieder auf Kurs zu bringen".

Storm, das sagten mehrere Zeugen aus, hätte von ihm von der möglichen Bestechung erfahren. Der gebürtige Kroate hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Drei-Jahres-Vertrag bei den Löwen unterschrieben. Für Storm, so Butzeck, wäre aber klar gewesen, dass sein Verein unter diesen Umständen den Vertrag wieder auflösen würde. "Er hat gesagt, dass Noka für ihn erledigt ist."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011)


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