09.12.2011 | Verein |
Als Wegner dem Gericht mitteilt, Mirjana Serdarusic sei eine sehr selbstbewusste Frau, ohne die Noka völlig untergegangen wäre, da muss der auf der Anklagebank meist stoisch verharrende Ex-Trainer lachen. Dann erzählt der Zeuge, wie die temperamentvolle Dame ihm Wochen später in einem von Hass erfüllten Gespräch geschildert habe, dass Schwenker nicht nur Millionen veruntreut, sondern auch vor dem Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt die Schiedsrichter bestochen habe. Wegner dachte, die Frau sei völlig verrückt, informierte seine Mitgesellschafter Hubertus Grote und Willi Holdorf, und alle kamen nach Befragung von Geschäftsführer Schwenker überein, die Hasstiraden als Unsinn zu verbuchen.
Im weiteren Verlauf erfahren die wenigen Zuhörer in Saal 232 des Landgerichts, dass Wegner im Januar 2009 einen Anruf von Sendke erhalten habe, in dem dieser von einer Selbstanzeige des angeblichen Bestechungsgeld-Boten Nenad Volarevic berichtete. Faxen oder vorlesen wollte der Anwalt das Schreiben nicht. Nach KN-Informationen erfolgte dieses Telefonat einen Tag, nachdem der damalige THW-Star Nikola Karabatic einen Vorvertrag mit den Rhein-Neckar Löwen unterschrieben hatte. Da Löwen-Manager Thorsten Storm zwei Tage später Wegner um ein Gespräch bat und von Manipulations-Gerüchten sprach, hatte der THW-Gesellschafter den Eindruck: "Da braut sich etwas zusammen." Storm habe jedoch keinen Erpressungsversuch unternommen, um die Ablösesumme für Karabatic zu drücken.
Drei Monate später musste Schwenker als THW-Geschäftsführer abdanken. "Auf sanften Druck von mir", wie Wegner einräumt, denn: "Als Jurist hatte ich Verständnis dafür, dass er uns aus strafrechtlichen Gründen keine Erklärungen für abenteuerlich verbuchte Zahlungen an Noka in Höhe von 60 000 Euro gab, als Gesellschafter war dieses Verhalten für mich jedoch nicht tragbar."
Jene 60 000 Euro, die Wegner bei Serdarusic' Vertragsauflösung aus Großzügigkeit unter den Tisch hätte fallen lassen, wenn er davon Kenntnis gehabt hätte. Seitdem haben sich Schwenker und Wegner nicht mehr viel zu sagen, doch Wegner sagt gestern dennoch über Schwenker: "Uwe hat 17 Jahre hervorragend gearbeitet, es gab keinerlei Unregelmäßigkeiten." Und dass Schwenker wirklich Schiedsrichter bestochen haben soll, sei für ihn unvorstellbar.
(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 09.12.2011)
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