Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009:
Erst die Meisterschaft, jetzt den Pokalsieg, außerdem
eine weitere Titelchance in der Champions League.
Handballmeister THW Kiel spielt seine wohl beste Saison
seit Zugehörigkeit zur Bundesliga, begeistert die
Fans und versetzt die Konkurrenz in Erstaunen. Hut
ab und tiefe Verbeugung vor Trainer
Alfred Gislason
und seiner bärenstarken Mannschaft.
Es könnte alles so schön sein für Kiel, der Stadt
Deutschlands, in der das Handball-Herz am lautesten
pocht. Wäre da nicht die Korruptionsaffäre. Klar,
Trainer und Mannschaft beteuern stets, man halte
diese Probleme vom Spielbetrieb fern. Gleichwohl
spielt die Affäre immer mit, auch wenn Trainer und
Team überhaupt nichts dafür können. Für ihn sei es
besonders wichtig, Titel zu holen, betonte
Gislason
auch gestern. Der Isländer stand nach der bisherigen
THW-Erfolgsstory unter gewaltigem Druck, weiter Titel
zu sammeln. Es ist geglückt.
Gislasons Druck
hat durch die Affäre aber weiter zugenommen. Deswegen,
das weiß er, hilft jeder Sieg weiter, den THW
aus der Schusslinie zu nehmen.
Die Fans halten fest zu ihren Helden, noch spielen
auch die Sponsoren mit. Noch. Denn: Je länger die
Affäre den Sport belastet, um so ungeduldiger werden
Anhang und Geldgeber. Nicht umsonst fordert Ulrich
Rüther, Chef des Hauptsponsors Provinzial,
vom Umfeld ein, so positiv zu sein wie diese großartige
Mannschaft. Eine durchgreifende Strukturänderung
könnte helfen. Ringen sich die Gremien zu persönlichem
Verzicht und in Teilen zu Neuerungen durch, wäre auch
das ein großer Sieg - in eigener Sache.
(von Reimer Plöhn, Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2009)