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17.12.2011 Verein

Kieler Nachrichten: Nielsen und die Frage: Was kostet der THW?

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2011:

Kiel. Die Anspannung ist Sabine Holdorf-Schust anzumerken. Wer sitzt schon gerne auf einem Zeugenstuhl. Doch dann beantwortet die Geschäftsführerin des THW präzise sämtliche Fragen und legt einen überzeugenden Auftritt hin. Besonders interessant ist, was die ehemalige Hauptschullehrerin zum Verhältnis des deutschen Handball-Rekordmeisters zu Jesper Nielsen zu erzählen hat. Jenem Herrn, der bislang als einziger Zeuge von Uwe Schwenker erfahren haben will, dass der THW die Schiedsrichter des Champions-League-Finalrückspiels 2007 tatsächlich bestochen hat.
Sabine Holdorf-Schust erzählt, dass sie den mit dem Verkauf von Modeschmuck zum Millionär gewordenen Dänen im Dezember 2007 nach einem THW-Heimspiel im VIP-Raum kennengelernt habe: "Er hatte ein bisschen was getrunken und sagte, am liebsten würde er den THW kaufen." Zwei, drei Tage später habe Nielsen eine Mail geschickt und gefragt, was es denn kosten würde, Hauptsponsor zu werden. In den folgenden Verhandlungen habe Nielsen rund eine Million Euro pro Saison geboten. Der THW blieb der Provinzial jedoch treu: Nicht nur, weil der Hauptsponsor sein Engagement von damals 350 000 auf 780 000 Euro aufstockte, sondern weil Schwenker es ablehnte, Nielsen den geforderten Einfluss zu gewähren.

Im Frühjahr 2008 sei der Däne bei den Rhein-Neckar Löwen eingestiegen. "Er war verärgert über den THW und sagte, er wolle uns jetzt zeigen, wie man eine Spitzenmannschaft aufstellt", behauptet Holdorf-Schust. Ist dieser Unmut, womöglich sogar verletzte Eitelkeit, der Grund, dass Nielsen als Zeuge im Kieler Landgericht Schwenker schwer belastet hat?

Nach der Vernehmung der 57-Jährigen ergreift Schwenkers Verteidiger Michael Gubitz das Wort und erläutert, warum zwei von seinem Mandanten als Darlehen bezeichnete Zahlungen an Serdarusic im Frühjahr 2008 nicht den Tatbestand der Untreue erfüllen. Die insgesamt 60 000 Euro hätten vielmehr dem Zweck gedient, den zu diesem Zeitpunkt gestressten Trainer zu besänftigen, damit dieser seinen Vertrag bis 30. Juni 2009 erfülle. Gubitz: "Der frühere Gesellschafter Hubertus Grote hat als Zeuge bestätigt, dass Schwenker ihn über die Zahlung von 40 000 Euro informierte, und er einverstanden war, um Serdarusic' Vertrag retten. Und Georg Wegner hat ausgesagt, dass er, wenn er von den Zahlungen gewusst hätte, diese ebenfalls genehmigt hätte."

Im Übrigen scheint der THW mit seinem am 7. April 2009 freigestellten Manager nicht unzufrieden gewesen zu sein. Am 1. Oktober 2009 erhielt Schwenker eine Bonuszahlung für die vorherige Saison: 30 626,90 Euro. Netto.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2011)


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