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22.12.2011 Verein

Kieler Nachrichten: Ende des Handball-Prozesses in Sicht

Urteilsverkündung am 26. Januar - Zeuge Guerrero bezeichnet umstrittenes Endspiel als "regulär geleitet"

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2011:

Kiel. Beinahe hätte der Wintereinbruch am Dienstag in Zürich den Auftritt des Zeugen Jesus Guerrero im Kieler Handball-Prozess zunichte gemacht. Der Spanier erreichte jedoch seinen Anschlussflug nach Hamburg und trat gestern um 9 Uhr zu seiner Vernehmung im Kieler Landgericht an.
Als Delegierter der Europäischen Handball-Föderation (EHF) hatte der 65-Jährige am 29. April 2007 das unter Manipulationsverdacht stehende Champions-League-Finalrückspiel zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt beobachtet und begutachtet. Sein Urteil lautet: "Das Spiel wurde regulär geleitet." Die Leistung der polnischen Schiedsrichter Miroslaw Baum und Marek Groalczyk, die die beiden Angeklagten Uwe Schwenker und Noka Serdarusic mit Hilfe des kroatischen Geldboten Nenad Volarevic bestochen haben sollen, bewertete der ehemalige Handball-Nationalspieler und Olympiateilnehmer von München 1972 mit überdurchschnittlichen 81 von 100 möglichen Punkten. Die Kammer ließ gestern die DVD des Finalrückspiels abspielen, und Guerrero übte nur bei drei Szenen leichte Kritik. Die Rote Karte für den Flensburger Joachim Boldsen in der 19. Minute bezeichnete er als "klar rot".

Im weiteren Verlauf des 15. Verhandlungstages gab kleine Scharmützel zwischen den Verteidigern und Oberstaatsanwalt Axel Goos. Schwenkers Anwalt Michael Gubitz vermutete als Informant der Kieler Nachrichten bezüglich der gestrigen Berichterstattung die Staatsanwaltschaft, was Goos entschieden bestritt. Goos wiederum beantragte, die Unterlagen von Serdarusic' Verteidiger Marc Langrock zu beschlagnahmen, was die Kammer ablehnte. Langrock hatte eine Überweisung von Volarevic aus dem Frühjahr 2007 an den Vater von Ivan Cupic in Höhe von 50 000 Euro präsentiert, die zurückgezahlt worden sein soll, nachdem der Transfer des kroatischen Handballers zum THW nicht zustandekam. Diese Zahlung soll beweisen, dass die vom THW am 25. April 2007 an Volarevic laut Anklage als Bestechungsgeld gezahlten 56 000 Euro nicht bei den Schiedsrichtern landeten.

Das Beste kam zum Schluss: Das Ende des nicht mehr viel Erhellendes zu bietenden Prozesses ist in Sicht. Am 11. Januar sollen noch ein paar Ermittlungsergebnisse verlesen werden, am 18. Januar kommt der finale Vortrag von Axel Goos und spätestens am 20. Januar folgen die Plädoyers der Verteidiger. Sechs Tage später will der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck schließlich das Urteil verkünden.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2011)


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