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27.01.2012 Verein

KN-Kommentar zum Urteil: Eindeutig

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2012:

In einem Strafverfahren geht es nicht um Sieg oder Niederlage, am Ende zählt nur das Ergebnis. Und das ist nach 19 Verhandlungstagen im Kieler Manipulationsprozess deutlich: Der THW Kiel hat es nun amtlich, den ersten Champions-League-Triumph seiner Vereinsgeschichte 2007 nicht erkauft zu haben. Zugleich erfolgten die Freisprüche für Uwe Schwenker und Noka Serdarusic eindeutiger als erwartet werden durfte.
Dass der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck Zweifel an der Unschuld der Angeklagten äußerte, gehört zur Natur eines reinen Erkenntnisverfahrens. Fehlen Beweise, muss sich ein Gericht auf Indizien stützen. Reichen diese nicht für eine Bestrafung, muss ein Freispruch erfolgen. Daraus kann, wer mag, einen gewissen Makel für die Reputation von Schwenker und Serdarusic ableiten. Tatsache ist jedoch, wie Axel Goos es formulierte: "Ein Freispruch ist ein Freispruch."

Sollte der Oberstaatsanwalt nicht binnen einer Woche Revision einlegen, so wäre das gefühlte Berufsverbot für Schwenker ab kommendem Freitag beendet. Dass er in den Handballsport zurückkehren kann, steht seit gestern außer Frage. Fragt sich nur, wo. Die Diskussion, ob der ehemals erfolgreiche THW-Manager wieder vom deutschen Rekordmeister willkommen geheißen werden sollte, wird seit Monaten unter den Fans geführt. Nun ist dieses Thema auch in der Führungsetage angekommen. Dort ist die Bereitschaft, Schwenkers Erfahrung erneut zu nutzen, gleich null. Mancher Sponsor, und selbst Personen, die in nicht ganz unwichtigen Positionen sind, sehen dies allerdings anders.

Festzuhalten bleibt nach 19 Tagen im Kieler Landgericht: Der umsichtige Richter Matthias Wardeck hat die richtigen Fragen gestellt, aber er bekam wie der für einige Ermittlungsmethoden von der Kammer verbal abgestrafte Goos zu selten die passenden Antworten. Zeugen mit Erinnerungslücken, sobald Nachteile für ihr Ansehen oder das des Handballsports drohten, oder Funktionäre der Europäischen Handball-Föderation, deren geringes Interesse an Aufklärung unverkennbar war, stehen auf der Schattenseite eines Verfahrens, in dem Wahrheitsfindung ein sehr mühsamer Prozess war.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2012)


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