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27.01.2012 Verein

Kieler Nachrichten: THW: Kein Platz für Schwenker

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2012:

Erleichterung über das Prozessende und Freude über den Ausgang mit den Freisprüchen für Uwe Schwenker und Noka Serdarusic prägten gestern die Stimmungslage in den Reihen von Handball-Rekordmeister THW Kiel. Aber auch die klare Absage von Aufsichtsrat-Chef Klaus-Hinrich Vater an eine künftige Zusammenarbeit mit Schwenker.
Für Spieler, Verantwortliche, Sponsoren und alle Handballfreunde sei der sportliche Teil der sogenannten Manipulationsaffäre abgeschlossen, "gegen den THW bestehen keinerlei Ansprüche", erklärte Vater bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in den Räumen der THW-Geschäftsstelle. Vater war nicht allein gekommen, die Aufsichtsratsmitglieder Götz Bormann und Dieter Hein rahmten ihren Vorsitzenden ein, das Trio zeigte sich demonstrativ als geschlossene Einheit.

Freude, so Klaus-Hinrich Vater, empfinde er auch für Herrn Schwenker und Herrn Serdarusic. Und zwar dafür, dass die hohe persönliche Belastung des Prozesses nun hoffentlich zu Ende gehe. "Uwe Schwenker und auch Noka Serdarusic haben einen sehr maßgeblichen Anteil am Erfolg des THW."

Freispruch für Schwenker - kann der ehemalige Manager also wieder mit einer beruflichen Zukunft beim THW rechnen? Diese Frage beantwortete der Aufsichtsratschef mit einem klaren Nein. Drei Jahre seien seit der Trennung von Schwenker jetzt vergangen, der THW habe neue Strukturen aufgebaut, die sehr erfolgreich arbeiteten. "Wir haben auch eine bestellte Geschäftsführung, und gerade im sportlichen Bereich, für den Klaus Elwardt verantwortlich zeichnet, fühlen wir uns sehr gut aufgestellt." Der THW und Elwardt, betonte Vater, strebten eine langfristige Zusammenarbeit an: "Insofern stellt sich die Frage gar nicht."

Sogar Schaden könnte der THW bei einer erneuten Zusammenarbeit davontragen, lautete Vaters Replik auf den Hinweis, dass es eine ganze Reihe von Fans gebe, die sich Schwenker erneut in Amt und Würden wünschten. Immerhin habe der Richter erklärt, nicht vollends von Schwenkers Unschuld überzeugt zu sein. "Das lässt viel Raum für Spekulationen. Der THW ist ein einzigartiger Verein, hat eine tolle Mannschaft, einen großartigen Trainer, erstklassige Strukturen bei den Sponsoren, dazu einzigartige Fans. All das", sprach Vater mit fester Stimme, "gilt es zu schützen". Dabei habe er großes Verständnis für die Fan-Meinung. Schließlich sei es unbestritten, dass Schwenker maßgeblicher Anteil an den Erfolgen der vergangenen Jahre zukäme. "Aber der THW ist deutlich mehr", strich Vater heraus. "Er ist ein Traditionsverein, er steht auch für Werte, und das soll er auch in Zukunft tun." Man habe sich die Entscheidung im Wirtschaftsausschuss und im Aufsichtsrat sowie bei den maßgeblichen Sponsoren wirklich nicht leicht gemacht, ergänzte Vater. Jedoch seien die Spekulationen einfach vorhanden: "Deswegen bitten wir die Fans im Sinne des THW um Verständnis." Ob er jetzt eine Schlammschlacht befürchte? Vater verneinte kategorisch: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Uwe Schwenker ein Interesse daran hat, wir haben es allemal überhaupt nicht."

Trainer Alfred Gislason, der sich gestern auf den Weg nach Serbien gemacht hatte, um die EM-Finalspiele zu sehen, nahm den Freispruch mit Genugtuung auf. Das Urteil sei so ausgefallen, wie er es erwartet habe, erklärte der Isländer: "Ich freue mich sehr für Uwe, was zählt, ist einzig dieser Freispruch." Kapitän Marcus Ahlm fand gleichlautende Worte. Sehr schön sei das Urteil für die Spieler, für den Verein, vor allem aber für die Prozess-Beteiligten: "Es ist ganz sicher nicht einfach, über einen so langen Zeitraum als Angeklagter beteiligt zu sein." Gut sei außerdem, dass das Gericht das Finale gegen Flensburg als sauber bezeichnet habe: "Wir Spieler wussten das sowieso." Flensburgs ehemaliger Linksaußen, der Däne Lars Christiansen, äußerte sich am Rande der EM in Serbien. Prima finde er es, dass die Sache endlich überstanden sei, sagte der mittlerweile 39-Jährige. "Denn es lag die ganze Zeit etwas Negatives über unserer Sportart. Jetzt muss man es so akzeptieren, wie es ist." Stefan Lövgren, ehemaliger THW-Kapitän, zeigte sich "von dem Urteil nicht überrascht. Eine mögliche Manipulation des Finalspiels gegen Flensburg war nie ein Thema, auch nicht, wenn ich mich später einmal mit Flensburger Spielern über dieses Spiel unterhalten habe". Jetzt sei er erleichtert, dass es für alle Beteiligten ein Ende gebe: "Für Noka, Uwe, aber auch für den THW und den Handball!"

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2012)

Weitere Stimmen zum Urteil:

Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig gegenüber den KN:
Wir freuen uns, dass dieses Kapitel für den THW Kiel mit dem Urteil abgeschlossen worden ist. Ich vertraue fest darauf, dass die Führung des Bundesligisten alles unternehmen wird, damit der THW nicht wieder in das Fahrwasser solcher Vorwürfe gerät. Die Öffentlichkeit kann ihr Augenmerk endlich wieder ungeteilt dorthin richten, wo der THW unzweifelhaft Weltspitze ist: auf dem Spielfeld.
DHB-Spieler Patrick Wiencek gegenüber den KN:
Wir haben gekämpft, aber nicht konsequent genug gespielt. Das ist sehr enttäuschend. Aus meiner Sicht waren einige Entscheidungen der Schiedsrichter falsch, aber so ist Sport.
Sebastian Schmidtke (29, Plön) gegenüber den KN:
Der Freispruch ist gut, denn es gab nie einen festen Beweis für die Schuld. Aber als Manager soll Uwe Schwenker nicht zum THW Kiel zurückkehren, denn der schlechte Ruf bleibt doch haften. Der Neuanfang bei den "Zebras" ist doch bisher gut gelaufen - so kann es weitergehen.
Thomas Richter (44, Kiel) gegenüber den KN:
Das Urteil hat mich nicht überrascht. Ich würde es gut finden, wenn die "guten alten Zeiten" wieder aufleben und Schwenker zum THW zurückkehrt. Als Manager wird man so schnell nicht zu alt. Und ich glaube, dass weder Schwenker noch der THW Schaden genommen haben.
Markus Dentler (58, Kieler Theater-Direktor) gegenüber den KN:
Im Zweifel für den Angeklagten. Es wird Zeit, dass wir uns wieder auf das Sportliche konzentrieren.
Saskia Thunig (34, Kiel) gegenüber den KN:
Ich hoffe, dass die Sache mit dem Freispruch jetzt auch erledigt ist. Uwe Schwenker war doch nie wirklich weg vom THW, dann kann er auch wieder "offiziell" mitarbeiten ...
Gerd Hagedorn (58, Wendtorf) gegenüber den KN:
Leider konnte nicht bewiesen werden, ob die beiden schuldig sind oder nicht. Meiner Meinung nach war eine gewisse Schuld zu erkennen, darum würde ich es nicht begrüßen, würde Schwenker zum THW zurückkehren.


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