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09.03.2013 Verein

Kieler Nachrichten: Das Ziel heißt Freispruch

Handball-Prozess geht in nächste Runde - Schwenker hat Verfahrens-Einstellung abgelehnt

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2013:

Kiel. Uwe Schwenker hat es selbst so gewollt: Dass der spektakuläre Handball-Prozess am kommenden Donnerstag vor dem Kieler Landgericht in die Verlängerung geht, liegt am Ehrgeiz des früheren THW-Managers. Schwenker will einen Freispruch und hat die Einstellung des Verfahrens abgelehnt.
Rückblende: Am 26. Januar 2012 wurde Schwenker von der 5. Großen Strafkammer des Kieler Landgerichts ebenso wie Ex-THW-Trainer Noka Serdarusic in allen Punkten freigesprochen. Anklagepunkte wie Betrug und Untreue hatten sich während 19 Verhandlungstagen als nicht zu beweisen herausgestellt. Uwe Schwenker feierte den scheinbaren Erfolg am Abend mit seinen engsten Freunden und Bekannten, doch er hatte sich zu früh gefreut: Oberstaatsanwalt Axel Goos legte Revision ein.

Am 28. November 2012 verwies der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs in Leipzig die Revision gegen den Tatbestand der Untreue zurück an das Landgericht. Der BGH erkannte eine "lückenhafte Formulierung" im ursprünglichen Kieler Urteil und vermochte deshalb nicht zu klären, ob die zwei von Schwenker am 4. April 2008 und 13. Mai 2008 veranlassten Barzahlungen an Serdarusic in Höhe von insgesamt 60 000 Euro beziehungsweise deren nicht korrekte Verbuchung in der Bilanz im späteren Auflösungsvertrag mit dem Ex-Coach nicht doch den Verdacht der Untreue nähren.

Nach Informationen dieser Zeitung gab es vor einigen Wochen ein Gespräch zwischen Kammer, Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Während dieses Termins soll Goos die Einstellung des Verfahrens empfohlen haben - doch Schwenkers Anwalt Michael Gubitz bestand auf einen neuen Prozess. "Ich bin gegenüber dem THW nicht untreu geworden", versichert Uwe Schwenker.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Zahlungen an Serdarusic in Höhe von 20 000 und 40 000 Euro in ihrer Anklageschrift des ersten Verfahrens in Zusammenhang gebracht mit möglichen Schiedsrichterbestechungen vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League am 6. April 2008 gegen den FC Barcelona (41:31 für die "Zebras") sowie dem vom THW verlorenen Champions-League-Finalrückspiel am 11. Mai gegen Ciudad Real (25:31). Beweisen ließ sich dieser Betrugsverdacht allerdings ebensowenig wie die mit den Zahlungen verbundene mögliche Untreue. Zwar waren die 60.000 Euro "abenteuerlich verbucht", wie der ehemalige THW-Gesellschafter Georg Wegner am 8. Dezember 2011 als Zeuge aussagte, doch von einem anderen Gesellschafter waren die Beträge genehmigt worden. "Herrn Schwenker ging es im Frühjahr 2008 darum, den Vertrag mit unserem problematischen Trainer bis 30. Juni 2009 zu sichern", erklärte Hubertus Grote und bezeichnete solche Zahlungen an Serdarusic, der nicht zum ersten Mal Geldbeträge erhalten habe, als "völlig normal".

Dass Wegner jene 60.000 Euro im Freistellungsvertrag hätte unter den Tisch fallen lassen, wenn er davon gewusst hätte, und Serdarusic die Summe im Dezember 2009 zurücküberwiesen hat, dürfte beim erneuten Versuch der Wahrheitsfindung ebenso eine Rolle spielen. Dies und nichts anderes muss die 3. Große Wirtschaftskammer unter dem Vorsitz von Richter Felix Lehmann ab Donnerstag und in den möglicherweise noch folgenden vier weiteren Verhandlungstagen in Erfahrung bringen. Wegner ist für den 19. März geladen, Grote muss einen Tag später als Zeuge erscheinen. Womöglich wird die Kammer auf die Vernehmung des früheren THW-Buchhalters Günther Dittmer verzichten können. Dittmer hatte Serdarusic die Geldscheine beide Male ausgehändigt.

Sollte Schwenker einen Freispruch erhalten, wäre dies wörtlich zu nehmen: Dann wäre er vier Jahre nach dem Beginn der Manipulationsvorwürfe frei für ein Comeback im deutschen Handball.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2013)


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