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11.04.2013 Verein

Kieler Nachrichten: Uwe Schwenker kehrt zurück

Landgericht spricht Ex-Manager des THW Kiel vom Vorwurf der Untreue frei - Oberstaatsanwalt Goos überrascht

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.04.2013:

Kiel. Die meisten Prozessbeteiligten am Kieler Landgericht hatten mit einem Freispruch für Uwe Schwenker gerechnet. Aber wie der Ex-Manager des Handballmeisters THW Kiel vom Vorwurf der Untreue entlastet wurde, das kam gestern um 17.47 Uhr im Schwurgerichtssaal 232 überraschend: Bevor Verteidiger Michael Gubitz sich in seinem Plädoyer an Axel Goos, dem er zuvor "Prozessverschleppung" vorgeworfen hatte, abarbeiten konnte, sprach sich der Oberstaatsanwalt selbst für einen Freispruch aus.
Die Entscheidung sei am Abend zuvor gefallen, sagte Goos gegenüber unserer Zeitung. Er hätte zwei Plädoyers vorbereitet, auch eines, in dem er auf "schuldig" plädieren konnte. In seinem einstündigen Vortrag war auch für Gubitz und Schwenker nicht zu erahnen gewesen, dass er sich im finalen Satz zu einem Freispruch durchringen würde.

Goos, der Gubitz am Nachmittag mit immer neuen Anträgen einmal mehr so sehr gereizt hatte, dass dieser ihm "Prozessverschleppung" und "Verschwendung von Justizressourcen" vorwarf, ließ in seinem Vortrag eine derartige Pointe nicht durchblicken. Er hatte sich noch einmal im Detail die Frage vorgenommen, um die es sich in dem Untreue-Verfahren dreht: Hat Schwenker, der im Frühjahr 2008 vom Vereinskonto 60 000 Euro abhob, um damit nach eigener Aussage dem chronisch klammen Trainer Noka Serdarusic ein Darlehen zu gewähren, eine Straftat begangen? Weil er diese Summe "verschleiert verbucht" (Goos) habe, und sie auch nicht in dem Vertrag auftauchte, in dem Serdarusic am 25. Juni 2008 von seiner Tätigkeit freigestellt wurde.

Ein Vertrag, den Schwenker unterschrieben und der Serdarusic unter anderem eine Abfindung von 120 000 Euro bescherte, die umgehend ausbezahlt werden sollte. Da in dem Vertrag aber auch nicht ausdrücklich auf Forderungen des THW verzichtet worden war, ließ sich der Vorwurf der Untreue seitens der Staatsanwaltschaft nicht weiter aufrechthalten. Goos: "Das ist mir gestern Abend klar geworden."

Als Goos sich setzte, wirkte auch Gubitz, sonst nie um einen flotten Spruch verlegen, ratlos. Er hatte, das war zu spüren, sich längst zahlreiche Argumente zurechtgelegt, um sich an einem Oberstaatsanwalt abzuarbeiten, mit dem er sich in 23 Verhandlungstagen teilweise hitzige Duelle geliefert hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen verzichtete er schließlich auf sein Plädoyer. "Das ist eine überraschende Wendung", sagte Gubitz. "Aber einem Freispruch kann ich natürlich nur zustimmen." Die Kammer sprach den sichtlich überwältigten Schwenker schließlich nach kurzer Beratung frei, im Publikum brach die Mutter seiner Ehefrau Heidi in Tränen aus - am 10. April 2013 verließ Uwe Schwenker um kurz vor 18 Uhr den Gerichtssaal als freier Mann. Knapp vier Jahre nach seiner Entlassung als Manager des THW Kiel und dem Beginn der Ermittlungen.

"Ich habe immer fest an einen Freispruch geglaubt", sagte Schwenker. "Schließlich weiß ich, dass ich dem Verein gegenüber nie untreu gehandelt habe." Dieses Ende hätte ihn aber doch sehr überrascht. "Damit hatte ich heute nicht mehr gerechnet." Über eine Rückkehr in die Handballwelt schwieg sich der 54-Jährige aus, konkrete Pläne hätte er nicht. "Es hat aber einige Gespräche gegeben, und ich bin ein Kind des Handballs."

Vor der Tür des Gerichtssaales traf er mit Gubitz schließlich noch einmal auf Goos. Beide Parteien hatte in den vergangenen Jahren eine ernsthafte Abneigung gegeneinander verbunden. Sie reichten sich dennoch die Hände, und Schwenker bot Goos an, sich einmal auf ein Glas Bier zu treffen. "Dann können wir einige Dinge klären", sagte Schwenker. Es ist davon auszugehen, dass Goos, dem die Handballwelt stets suspekt wirkte, ablehnen wird. "Irgendwann ist auch einmal gut mit THW", sagte Goos und zog von dannen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 11.04.2013)


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